Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
wird es wieder wehtun, aber mit etwas Glück hast du dann das Schlimmste schon überstanden.«
»Vielleicht bleibe ich besser in deiner Nähe, während wir die Erkundung fortsetzen. Die Magie hier scheint dich ja als Herrn und Meister anzuerkennen.« Rose war wirklich erstaunlich. Gerade eben noch der Todesgefahr entronnen, und schon machte sie ganz vernünftige Vorschläge.
»Das wäre sicherlich klug.« Penny war etwas nervös, nachdem auch sie erkannt hatte, wie gefährlich dieses Haus sein konnte.
Da fiel mir etwas ein. Ich fragte mich, wie Penny wohl aussehen würde, wenn sie kopfüber hing. Ihre Beine würden sich durchaus mit Rose’ messen können. Ich überlegte mir, ob ich eine Überprüfung vorschlagen sollte, war aber nicht ganz sicher, wie sie die Anregung aufnehmen würde. Vielleicht konnten wir Magnus einige Kissen in die Hände drücken, damit er sie nicht quetschte …
»Ich mag dieses gemeine Grinsen nicht, Mordecai. Worüber denkst du gerade nach?«, fragte Penny.
»Nichts weiter«, erwiderte ich unschuldig. »Habt ihr hier drinnen etwas Interessantes gefunden, Rose?« In der Kunst der Irreführung war ich mittlerweile recht beschlagen. Penny schürzte jedoch die Lippen. So leicht ließ sie sich nicht hereinlegen.
»Ich bin umhergewandert und habe die Titel auf den Einbänden gelesen«, erklärte Rose. »Hier drüben habe ich ein Buch gesehen, das Die Geschichte Illeniels hieß, aber als ich es herausziehen wollte, hatte dein Steinungeheuer etwas dagegen«, erklärte Rose.
»Und dann hat Magnus dich umgedreht?« Irgendwie fand ich es witzig, dass man sie umgedreht hatte. Dies musste ich mir unbedingt für spätere Unterhaltungen vormerken.
»Ich wüsste gern, wer dich so verdreht hat, Mort«, meinte Penny trocken.
»Ich glaube, es wollte mich zuerst nur warnen, doch dann war ich so erschrocken, dass ich nach ihm trat, und … den Rest hast du ja gesehen.« Offensichtlich war es Rose peinlich. Das war mir neu. Normalerweise ähnelte sie einer Katze, die keine Scham kannte.
Ich griff mir den Band, mit dem der Ärger begonnen hatte. Der Titel klang tatsächlich sehr verlockend. Das Buch war mit Runen gegen Ausbleichen und Verfall geschützt, sodass ich das Alter nicht bestimmen konnte, aber mein erster Eindruck war der, dass es unglaublich alt sein musste. Diese Seiten mochten die Geheimnisse ganzer Generationen bergen. Da mir das Ausmaß meiner Unwissenheit schmerzlich bewusst war, fand ich den Inhalt der Bibliothek etwas einschüchternd.
Ich schlug das Buch auf und überflog die ersten Seiten. Jemand mit Namen Arador Illeniel hatte es verfasst. Der Name war mir unbekannt, was mich aber nicht weiter überraschte, da ich so gut wie nichts über die Geschichte der Magie wusste. Unter dem Namen war das Jahr 546 G.S. notiert, also nur wenige Jahrhunderte nach dem Großen Sturz. Zurzeit schrieben wir das Jahr 1123 G.S. Somit musste das Buch fast sechshundert Jahre alt sein. Mir wurde schwindlig, als ich darüber nachdachte. Ich überflog die erste Seite.
Der Erste, der diesen Namen trug, hieß einfach nur Illeniel. Falls er einen Familiennamen hatte, so ist dieser nicht überliefert. Die Nachkommen trugen jedoch fortan diesen Nachnamen. Damals gab es keine großen Magiergeschlechter, sondern einfach nur Menschen, die mit der Kraft zur Welt kamen. Im Laufe der Zeit gelangten die Familien, aus denen die größten Magier stammten, zu Ruhm und Ansehen und beobachteten ihre Nachkommen, um zu sehen, ob auch bei ihnen entsprechende Anzeichen zu erkennen waren.
Damals gab es erheblich mehr Magier, und Illeniel war anscheinend als Sohn eines Bauern zur Welt gekommen. Aus frühen Berichten geht hervor, dass Illeniel der Erste gewesen war, der die Stimme der Erde gehört und seine Fähigkeit später benutzt hatte, um die Berge wachsen zu lassen, die von den modernen Menschen »Elentir« genannt werden. Seine Beweggründe gerieten im Laufe der vielen Generationen in Vergessenheit, aber einigen Legenden zufolge geschah dies, um einen Krieg zwischen der Menschheit und einem älteren Volk namens She’har zu beenden.
Hierauf folgte das sogenannte »Goldene Zeitalter« der Menschen, in dem die Menschheit wuchs und sich auf den Kontinenten ausbreitete. Die Magier, die von Illeniel und den anderen großen Häusern abstammten – namentlich Mordan, Gaelyn, Centyr und Prathion – entwickelten viele phantastische magische Wunder, die inzwischen längst vergessen sind. Damals existierten auch zahlreiche
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