Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
einem Ruf auf.
»Schlag die Glocke an!«, rief er. Das Mädchen hatte David nicht losgelassen und zog ihn näher an sich heran, während er schwächer wurde. Schon knickten seine Knie ein. Royce stach weiter mit dem Speer zu, damit sie ihr Opfer losließ, doch sie gab nicht nach. Die Waffe hätte sie ganz und gar durchbohrt, wäre es nicht eine Saufeder gewesen, deren Querstück die Klinge aufhielt. Das war gut, denn so konnte er noch fester zustoßen und schieben. Aus der Wunde des Mädchens trat nur wenig Blut aus, und was man davon sehen konnte, war zähflüssig und schwarz.
Endlich kam Sam wieder zu sich und schlug die Glocke an, während die Männer vor dem Tor mit der Erscheinung rangen. Ein dunkler Schatten am Rande seines Gesichtsfeldes warnte Royce, dass das Mädchen nicht allein war. Er ließ den Speer los, wich etwas zurück und zog gerade noch rechtzeitig das Schwert, um den Angriff eines Mannes zu parieren, den er nicht erkannte. Der Fremde war unbewaffnet, doch das schlaffe, ausdruckslose Gesicht verriet ihm, dass er von der gleichen Art war wie das Mädchen.
Mit einem Hieb trennte Royce dem Angreifer die Hand und das ganze Handgelenk ab, als dieser ihn erreichte. Der Aufprall zwang Royce, weiter zu dem ungesicherten Tor zurückzuweichen, das hinter ihm aufschwang. Bei der ersten Berührung durchfuhr ihn eine Kälte, als fegte ein schneidender dunkler Wind seine Lebenskraft davon. Mit der verbliebenen Hand hatte ihn das Wesen am Hals gepackt, und sosehr Royce sich auch wehrte, er konnte sich nicht befreien. Hinter sich hörte er die Glocke schlagen, doch die Hilfe traf gewiss nicht mehr rechtzeitig ein.
Nachdem er sein Leben lang Eisen geformt hatte, besaß der Schmied jedoch Kräfte, mit denen sich kaum ein anderer Mensch messen konnte. Obwohl er schon geschwächt war, drosch er dem Ungeheuer das Heft des Schwerts ins Gesicht. Der Schlag hatte kaum Auswirkungen auf das Wesen, verschaffte ihm jedoch etwas Luft, um auch die Klinge der Waffe einzusetzen und auf den Arm einzuhacken, der ihn festhielt. Wegen des ungünstigen Winkels konnte er ihn zwar nicht vollständig durchtrennen, doch brachte er dem Wesen am Ellenbogen einen tiefen Schnitt bei und vermochte endlich auch die Hand des Angreifers von seiner Gurgel zu lösen. »Komm mir nicht zu nahe, verdammt!«, knirschte er, sobald er von der Hand befreit war. Als er sich mit einem nächsten Schritt in Sicherheit bringen wollte, schlug das Wesen mit dem anderen Arm, dem die Hand fehlte, wie mit einer Keule zu. Der Hieb traf ihn an der Schläfe, und er taumelte.
Royce stürzte seitlich auf das harte Pflaster, behielt dabei jedoch das Wesen im Auge, das sich umdrehte, um ihm weiter zuzusetzen. Noch ein Schritt, und es hatte ihn erreicht. Freilich wartete er nicht ab, bis es ihn anfiel. Wenn es erst einmal auf ihm gelandet war, fand er sicher nicht mehr die Kraft, sich zu befreien, so viel wusste er. Deshalb führte er das Schwert dicht über dem Boden und schlug dem Wesen am Fußgelenk den rechten Fuß ab. Es taumelte von ihm weg.
Dann krabbelte er rückwärts und sah sich nach Tanner um. Dies war kein angenehmer Anblick. Der Mann war zusammengebrochen, und das Wesen, das über ihm hockte, gluckste leise wie ein kleines Kind. Das Ungeheuer, das einst Rebecca Miller gewesen war, hielt den Kopf des Mannes unter verzücktem Mienenspiel mit beiden Händen umfasst. David hatte die Augen verdreht und lag anscheinend in tiefer Bewusstlosigkeit da.
Royce wollte aufstehen, einen Moment lang spielte er sogar mit dem Gedanken, das Mädchen anzugreifen, doch das linke Bein konnte sein Gewicht noch nicht tragen. Das Alter. Ich wusste schon immer, dass es eines Tages mein Tod sein würde , dachte er, als er das zweite Wesen auf sich zukriechen sah. Er hob das Schwert und fragte sich, ob er dem Ungeheuer noch einmal etwas abhacken könnte, ehe es ihn erreichte. Doch plötzlich sauste ein gepanzerter Stiefel an ihm vorbei und schleuderte das Wesen mit einem Tritt weg.
Dorian Thornbear stand vor ihm, sein verzaubertes Kettenhemd schimmerte im Laternenlicht. »Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe.«
»Besser spät als nie.« Royce richtete sich auf dem gesunden Bein auf und humpelte durch das Tor. Dorian zerhackte bereits Stück für Stück die beiden Geschöpfe. Zwar ging er dabei sehr gewissenhaft vor, doch die Einzelteile hörten nicht auf zu zucken.
Er hätte weitergemacht, um herauszufinden, wie weit man sie zerhacken musste, damit das Zucken
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