Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)
sie könne ihn verletzen, oder er könnte gezwungen sein, bei seiner Verteidigung zu weit zu gehen. Natürlich wusste ich nicht, welche der beiden Möglichkeiten zutraf.
Sobald er »Bereit!« sagte, ging sie schneller als eine Dschungelkatze auf ihn los. Mit bloßem Auge konnte ich ihren eiligen Bewegungen kaum folgen, doch gleich darauf flog sie an ihm vorbei und landete im Gras auf dem Bauch. Ich dachte, das ließe sie einen Moment innehalten, doch da irrte ich mich. Sie war kaum aufgeschlagen, da sprang sie schon wieder hoch und ging erneut auf ihn los. Er war bereit, und Sekunden später flog sie in eine andere Richtung.
»Verdammt, pass auf!«, schrie er sie an. »In einem echten Kampf wären du oder Mordecai längst tot, wenn du dir so viel Zeit dafür nimmst, einfach rumzutrampeln und auf dem Arsch zu landen!«
Das reizte sie erst recht. Sie kam hoch, als hätte sie Sprungfedern in den Beinen, drehte sich dabei und wollte einen Überschlag möglicherweise anschließen. Doch dann übersteuerte sie die Bewegung. Beinahe stürzte sie wieder hin und wäre mit dem Gesicht voran aufgekommen. Nur ihre schnelle Reaktion rettete sie. Sie streckte beide Hände aus, fing sich und stieß sich wieder ab. Das Ergebnis war eine Art taumelnder Überschlag, der sie über seinen Kopf hinwegtrug. Leichtfüßig landete sie hinter ihm, doch ehe sie angreifen konnte, keilte er nach hinten aus und traf ihren Bauch. Ich zuckte zusammen, als ich hörte, wie ihr der Tritt die Luft aus den Lungen trieb. Sie flog mehrere Schritte weit und brach schließlich würgend und nach Luft schnappend zusammen.
Vor Wut hüpfte Cyhan beinahe auf und ab. Das hätte lustig sein können, doch er war fuchsteufelswild, und sie war auch nicht in der Stimmung, in meine Belustigung einzustimmen. Er machte zwei Schritte auf sie zu und zog sie an den Haaren hoch. »Etwas so Dummes habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen!«
Penny wollte etwas erwidern, erbrach dann jedoch eine hässliche Mischung aus Brot und Käse auf ihn. Hätte ich mir ihretwegen nicht solche Sorgen gemacht, so hätte ich auch darüber lachen können. Ich eilte sofort zu ihr.
»Verdammt!«, schrie er sie an. Darauf folgte ein langer Strom von Beschimpfungen, die ich mir leider nicht einprägte. Einige hatte ich noch nie gehört. Inzwischen war ich ganz und gar sicher, dass er eine Weile zur See gefahren war. Einige Flüche hatten jedenfalls deutliche Bezüge zur Seefahrt.
»Vielleicht sollten wir eine Pause einlegen …«, schlug ich vor.
»Halt du dich da raus!«, brüllte er mich an und sah aus, als wollte er sie verprügeln und es »Training« nennen, nur um sich für die stinkende Brühe zu rächen, mit der sie ihn angespuckt hatte. Doch er stampfte in Richtung der Pferde davon und beschaffte sich ein Handtuch.
»Alles klar, Penny?« Ich versuchte, ihr beim Aufstehen zu helfen.
»Lass mich bloß in Ruhe!« Sie stieß mich weg. Ich glaube nicht, dass sie mich wirklich so fest anrempeln wollte, aber dann flog ich mehrere Schritte weit und landete auf dem Hintern. »Ich will deine Hilfe nicht, Mort! Ich komme ganz gut selbst zurecht.« Sie entfernte sich in eine andere Richtung, und ich blieb allein auf der Lichtung sitzen.
»Teufel auch, was war das denn jetzt wieder?«, sagte ich zu mir selbst. Offenbar gab es Tage, an denen ich lieber darauf verzichten sollte, meiner mörderischen Freundin zu helfen, nachdem sie sich verletzt hatte. Und das Wort »mörderisch« war gewiss keine Übertreibung. Sie hatte mir ja anvertraut, dass sie schon einmal einen Mord begangen hatte, wenn auch unter ganz außergewöhnlichen Umständen.
Marc, der den Streit schweigend beobachtet hatte, kam zu mir. »Sie war schon immer sehr stolz, Mort. Und wenn jemandes Stolz verletzt ist, dann lässt man ihn am besten in Ruhe«, meinte er.
»Ich wollte ihr doch nur helfen.«
Er seufzte. »Seit du deine magische Begabung besitzt, dreht sich alles um dich. Dann hast du herausgefunden, dass du nicht nur eines, sondern gleich zwei Vermögen geerbt hast, ganz zu schweigen davon, dass du nun zum Adel gehörst. Was glaubst du, wie sie sich da fühlt?«
»Glücklich?«, fragte ich.
»Nein, du Trottel … unterlegen natürlich. Zuerst war sie dir ebenbürtig. Jetzt ist sie die junge Frau, die das Glück hatte, dich als Erste zu packen zu kriegen«, erwiderte er scharf.
»Ich kann doch nichts gegen meine Herkunft tun … und gegen alles andere auch nicht. Nicht, dass mir das alles noch wichtig wäre, wenn
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