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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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Aus den Augenwinkeln erkannte er Broadbents 22er.
    »Ich zähle bis drei«, sagte Broadbent.
    »Ich bring sie um! Ich tu's!«
    »Eins.«
    »Ich schwör's, ich blas ihr das Gehirn raus! Ich tu's!«
    »Zwei.«
    Maddox wusste, dass er nur einen Schuss hatte; er entschied sich für Broadbent, fuhr herum, schoss ziellos, aber dem Mann praktisch ins Gesicht, und der ging zu Boden; Maddox zielte, um ihn mit einem weiteren Schuss zu erledigen, doch das Miststück trat ihm so brutal zwischen die Beine, dass seine Hand zuckte, der Schuss löste sich, und es fühlte sich an, als hätte ihm jemand gegen das Bein gestoßen, dann wurde es irgendwie taub – und ein roter Strahl ergoss sich in den Sand.
    »Mein Bein!«, schrie er, ließ die Glock fallen, zerrte an seiner Hose und tastete verzweifelt nach der Wunde. »Mein Bein!« Blut spritzte hervor, sein Blut, und so viel! »Ich verblute!«
    Die Frau trat zurück und zielte mit seiner eigenen Glock auf ihn. An der Art, wie sie die Waffe hielt, erkannte er sofort, dass sie damit umgehen konnte.
    »Nein! Warte! Bitte!«
    Sie schoss nicht.
    Das war auch nicht nötig. Blut sprudelte in einer wahren Fontäne aus seiner verletzten Oberschenkelschlagader und hatte bereits sein Hosenbein getränkt.
    Sie steckte die Waffe in den Gürtel und kniete sich hastig neben Broadbent, der getroffen am Boden lag. Maddox beobachtete sie und war überwältigt vor Erleichterung, weil sie nicht geschossen hatte. Er spürte Tränen der Dankbarkeit über seine Wangen rinnen, doch dann wurde ihm schwindlig, und die Felswände begannen sich um ihn herum zu drehen. Er versuchte aufzustehen, war aber so schwach, dass er nicht einmal den Kopf heben konnte; diese unwiderstehliche Schwäche ließ ihn zurück in den Sand sinken, als halte ihn jemand nieder.
    »Mein Bein …«, krächzte er. Er wollte danach sehen, konnte aber nicht, er war zu schwach; er sah nur den eintönig blauen Himmel über sich. Eine Abwesenheit stahl sich in seinen Kopf, als habe er sich in Rauch verwandelt und steige in die Höhe, um sich dort auszubreiten und im Nichts zu verlieren.
    Und dann war er nichts.

3
    Wyman Ford blieb neben einer Felssäule stehen und lauschte. Er hatte die Schüsse ganz deutlich gehört, drei Feuerstöße aus einer automatischen Waffe, höchstwahrscheinlich einem M16, gefolgt von zwei tiefer klingenden Schüssen, vermutlich von einer großkalibrigen Pistole. Die Laute schienen vom anderen Ende des Devil's Graveyard zu kommen, von Nordosten, etwa anderthalb Kilometer entfernt über verdammt schweres Gelände.
    Er wartete, lauschte nach weiteren Schüssen, doch nach diesen wenigen Feuerstößen blieb es still.
    Ford wich tiefer in die Schatten zurück. Etwas Ungeheuerliches ging hier vor. Und wenn er in der Ausbildung bei der CIA irgendetwas gelernt hatte, dann dies: Der besser informierte Mann überlebte. Nicht auf die Waffen, die Kampfausbildung, die High-Tech-Ausrüstung kam es an. Gefechte gewann man zuallererst durch Informationen. Und genau die fehlten ihm.
    Ford nahm die Feldflasche von der Schulter, wirbelte das Wasser darin herum, öffnete sie und trank einen kleinen Schluck. Er hatte nur noch etwa einen halben Liter, und die nächste verlässliche Wasserquelle war zwanzig Kilometer entfernt. Er durfte überhaupt nichts anderes tun, als schnurstracks zum Wasser marschieren. Doch die Schüsse waren ganz aus der Nähe gekommen, und er würde nur etwa zwanzig Minuten bis zum Ende des Tals brauchen.
    Er kehrte um, entschlossen, herauszufinden, was hier los war. Er marschierte über den Devil's Graveyard zur Öffnung eines Canyons am nordöstlichen Ende, wobei er einige niedrige Sanddünen überquerte. Er kletterte über flache Felsblöcke, stieg über einige Aschehügel, hinab in ein ausgetrocknetes Bachbett und wanderte weiter.
    Das andere Ende von Devil's Graveyard war sogar noch seltsamer, als er es sich vorgestellt hatte. Die Felswände wichen zurück, der Sandstein wechselte sich mit Schiefer und vulkanischem Tuffstein ab. Seitenschluchten, die nirgendwohin führten, enthielten zusammengedrängte, kahle Felsenköpfe und tote kleine Salzwüsten. Die Landschaft war komplex und verwirrend. Irgendwo hier befand sich das Dinosaurierfossil.
    Er schüttelte den Kopf. Welch ein Narr er doch war, immer noch an die Suche nach dem Dinosaurier zu denken. Er konnte von Glück sagen, wenn er hier lebend wieder herauskam.

4
    Tom schlug die Augen auf und sah Sally, die sich über ihn beugte, so dass ihm ihr blondes

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