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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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»Vielleicht hast du Recht.«
    »Vielleicht? Da gibt's kein Vielleicht. Er hat gerade an dem Wettbewerb in Amarillo teilgenommen und einen Sattel gewonnen. Die Anstrengung in Verbindung mit der langen Fahrt im Hänger würde reichen.«
    Tom stoppte die Führmaschine, kniete sich hin und tastete die Fesselgelenke des Pferdes ab. Heiß. Er richtete sich auf. »Ich sage immer noch, es ist eine Ostitis, aber ich gebe zu, dass sie möglicherweise in den Gleichbeinen sitzt.«
    »Du hättest Anwalt werden sollen.«
    »Die Behandlung ist in jedem Fall dieselbe. Absolute Ruhe, mit dem Wasserschlauch kühlen, DMSO-Salbe, feste Bandagen.«
    »Ach, sag bloß.«
    Tom klopfte Shane auf die Schulter. »Du wirst allmählich richtig gut, was, Shane?«
    »So ist es, Boss.«
    »Dann wird es dir ja nichts ausmachen, den Laden auch heute zu schmeißen.«
    »Es ist so viel schöner, wenn du nicht da bist – kaltes Bier, Mariachis, nackte Weiber.«
    »Solange du die Hütte nicht abfackelst.«
    »Suchst du immer noch nach dem Mädchen, dessen Vater im Labyrinth ermordet wurde?«
    Tom nickte. »Wenn ich nur dahinterkäme, was er in diesem Notizbuch aufgeschrieben hat, hätte ich vielleicht zumindest eine Ahnung, wer er war.«
    »Kann gut sein.«
    Tom hatte Shane alles erzählt. Sie hatten volles Vertrauen zueinander. Und obwohl Shane ein sehr gesprächiger Mensch war, konnte er so etwas für sich behalten.
    »Hast du es bei dir?«
    Tom zog das Notizbuch aus der Tasche.
    »Lass mal sehen.« Shane nahm es und blätterte darin herum. »Was ist das? Ein Code?«
    »Ja.«
    Er schloss das Buch und betrachtete den Einband. »Ist das Blut?«
    Tom nickte.
    »Himmel. Der arme Kerl.« Shane gab ihm das Notizbuch zurück. »Wenn die Cops herausfinden, dass du ihnen was verheimlicht hast, werden sie dich einsperren und den Schlüssel wegwerfen.«
    »Ich werde daran denken.«
    Tom ging um das Praxisgebäude herum und sah nach den Pferden im Stall; er ging von einer Box zur nächsten, tätschelte jedes Tier, murmelte beruhigende Worte und musterte alle gründlich. Dann setzte er sich an den Schreibtisch, sah die Rechnungen durch und stellte fest, dass ein paar bereits überfällig waren. Er hatte sie nicht bezahlt, nicht, weil er kein Geld hatte, sondern aus purer Faulheit; sowohl er als auch Shane verabscheuten den Papierkram, der nun einmal dazugehörte. Er ließ die Rechnungen wieder in den Eingangskorb fallen, ohne sich weiter darum zu kümmern. Er musste endlich einen Buchhalter einstellen, der all das übernahm, aber diese Extra-Ausgabe würde sie wieder in die roten Zahlen bringen, nachdem sie ein Jahr lang hart gearbeitet hatten, um die Rentabilitätsschwelle zu erreichen. Die Tatsache, dass er hundert Millionen Dollar auf einem Treuhandkonto besaß, spielte dabei keine Rolle. Er war nicht sein Vater. Er wollte sein Geld selbst verdienen.
    Er schob die Briefe beiseite, holte das Notizbuch hervor, schlug es auf und legte es auf den Tisch. Die Zahlen lockten ihn – er war sicher, dass hier drin die Lösung für das Rätsel steckte, wer der Mann gewesen war. Und was für einen Schatz er gefunden hatte.
    Shane steckte den Kopf durch den Türspalt.
    »Was macht der O-Bar-O-Wallach?«
    »Ist versorgt und steht wieder in seiner Box.« Zögernd verharrte Shane in der Tür.
    »Was ist denn?«
    »Weißt du noch, als wir letztes Jahr in diesem Kloster oben am Chama River ein krankes Schaf hatten?«
    Tom nickte.
    »Als wir da oben waren, haben wir doch von einem Mönch gehört, der früher als Codebrecher für die CIA gearbeitet und alles aufgegeben hat, um Mönch zu werden.«
    »Ja. Ich kann mich dunkel erinnern.«
    »Warum bittest du ihn nicht, sich das Notizbuch mal anzusehen?«
    Tom starrte Shane an. »Das ist deine beste Idee in dieser ganzen Woche.«

11
    Melodie Crookshank richtete die Diamantklinge neu aus und stellte die Drehzahl höher ein. Das Präzisionsgerät war wirklich ein schönes Stück – man konnte das klare, hohe Sirren deutlich hören. Sie legte die Probe in die Halterung und befestigte sie, dann stellte sie den gleichmäßigen Wasserfluss an. Ein gurgelndes Geräusch übertönte kurz das Surren der Klinge, Wasser umspülte die Probe und brachte farbige Sprenkel zum Vorschein, gelb, rot, dunkelviolett. Sie nahm ein paar letzte Anpassungen vor und stellte den Schnittgeschwindigkeitsregler ein.
    Als die Diamantklinge auf die Probe traf, war ein himmlischer Ton zu hören. Es dauerte nur einen Augenblick, und die Probe war halbiert, der

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