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Der Canyon

Der Canyon

Titel: Der Canyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas - Preston
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ein Großteil der Zufahrtsstraße von der Mesa de los Viejos aus einsehbar ist, wo meine Männer immer noch nach Spuren suchen. Also: Sind Sie zum Kloster hinaufgefahren?«
    »Muss ich diese Fragen beantworten?«
    »Nein. Wenn Sie es nicht tun, werde ich Sie vorladen, und dann brauchen Sie diesen Anwalt, von dem wir vorhin gesprochen haben, und müssen meine Fragen unter Eid im Polizeirevier beantworten.«
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Ich erkläre Ihnen nur die Tatsachen, Mr. Broadbent.«
    »Tom«, sagte Sally, »bleib locker.«
    Tom schluckte. »Ja, ich bin zum Kloster gefahren.«
    »Warum?«
    Tom zögerte. »Um einen Freund zu besuchen.«
    »Name?«
    »Bruder Wyman Ford.«
    Kratz, kratz, machte der Stift. Während Willer den Namen notierte, sog er schmatzend die Luft durch die Zähne ein.
    »Ist dieser Bruder Ford ein Mönch?«
    »Novize.«
    »Und was wollten Sie von ihm?«
    »Ich habe mich gefragt, ob er vielleicht etwas gesehen oder gehört hat, das mit dem Mord im Labyrinth in Verbindung stehen könnte.« Es fühlte sich scheußlich an, schon wieder zu lügen. Allmählich wurde ihm klar, dass die anderen vielleicht Recht hatten und er das Notizbuch nicht hätte zurückhalten sollen. Aber er hatte nun einmal dieses verdammte Versprechen gegeben.
    »Und?«
    »Nichts.«
    »Überhaupt nichts?«
    »Überhaupt nichts. Er wusste nicht einmal davon. Er liest keine Zeitung.« Wenn die Polizei Ford aufsuchte, würde er sie dann belügen, was das Notizbuch anging? Tom hielt das für sehr unwahrscheinlich – immerhin war er ein Mönch.
    Willer erhob sich. »Sind Sie die nächste Zeit in der Nähe? Falls wir noch einmal mit Ihnen sprechen müssen?«
    »Ich habe im Moment nicht vor zu verreisen.«
    Willer nickte und warf Sally einen Blick zu. »Tut mir leid, dass wir Sie stören mussten, Ma'am.«
    »Reden Sie mich nie wieder so an«, erwiderte Sally scharf.
    »Verzeihung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, Mrs. Broadbent.« Er wandte sich an die Gerichtsmedizinerin. »Haben Sie alles, was Sie brauchen?«
    »Ja.«
    Tom brachte die drei zur Tür. Willer blieb noch einmal stehen und starrte Tom mit diesen schwarzen Augen an. »Einen Polizeibeamten zu belügen ist Justizbehinderung – eine Straftat.«
    »Das ist mir bekannt.«
    Willer drehte sich um und ging. Tom sah dem Wagen nach, kehrte ins Haus zurück und schloss die Tür.
    Sally stand mit verschränkten Armen im Wohnzimmer. »Tom –«
    »Sag es nicht.«
    »Ich werde es sagen. Du steckst schon bis zum Hals da drin. Du musst ihnen das Notizbuch geben.«
    »Jetzt ist es zu spät.«
    »Nein, ist es nicht. Du kannst es ihnen erklären. Sie werden das schon verstehen.«
    »Den Teufel werden sie. Und wie oft muss ich es dir noch sagen? Ich habe mein Wort gegeben.«
    Sie seufzte und ließ die Arme sinken. »Tom, warum bist du nur so starrköpfig?«
    »Ach, und du nicht?«
    Sally ließ sich neben ihm aufs Sofa fallen. »Du bist unmöglich.«
    Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Es tut mir leid, aber – hättest du mich wirklich lieber anders?«
    »Nein, ich glaube nicht.« Sie seufzte. »Obendrein hatte ich heute Nachmittag, als ich nach Hause kam, das Gefühl, dass jemand im Haus war.«
    »Wie meinst du das?«, fuhr Tom erschrocken auf.
    »Ich weiß nicht. Es hat nichts gefehlt, alles war an seinem Platz. Da war nur dieses unheimliche Gefühl – als könnte ich den Körpergeruch eines Fremden riechen.«
    »Bist du sicher?«
    »Nein.«
    »Wir sollten das melden.«
    »Tom, wenn du jetzt einen Einbruch anzeigst, wird Willer dich auseinandernehmen. Außerdem bin ich mir ja gar nicht sicher – es war nur so ein Gefühl.«
    Tom überlegte kurz. »Sally, das ist sehr ernst. Wir wissen bereits, dass jemand für diesen Schatz über Leichen geht. Mir wäre wohler, wenn du deinen Smith & Wesson auspackst und immer bei dir trägst.«
    »So weit würde ich nicht gehen, Tom. Ich käme mir albern dabei vor, mit einer Waffe herumzulaufen.«
    »Mir zuliebe. Du kannst gut damit umgehen – das hast du in Honduras bewiesen.«
    Sally stand auf, öffnete die Schublade des Telefontischs, holte einen Schlüssel heraus und ging ins Fernsehzimmer, wo sie ein Schränkchen aufschloss. Gleich darauf kam sie mit dem Revolver und einer Schachtel .38er Patronen zurück. Sie öffnete den Zylinder, schob fünf Schuss in die Kammern, ließ ihn zuschnappen und steckte sich die Waffe in die Hosentasche. »Zufrieden?«

19
    Jimson Maddox reichte dem pickligen Angestellten seinen Autoschlüssel

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