Der Canyon
der Antrag hier von Ihnen nicht reicht, um Ihnen den Anspruch zu sichern.«
Corvus biss die Zähne zusammen. Der Antrag von Ihnen. »Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, den Anspruch zu sichern, ohne die exakten Koordinaten anzugeben.«
Vom anderen Ende der Leitung war ein langes, überhebliches Schnauben zu hören. Corvus spürte, wie ihm das Blut in den Schläfen pochte. »Wie gesagt, wenn Sie Ihre Unterlagen in Ordnung bringen, stellen wir die Genehmigung aus. Erst dann. Wenn jemand anders einen Antrag für dasselbe Fossil einreicht – tja, das ist dann nicht unser Problem. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.«
»Verdammt noch mal, Mann, wie viele vollständige T-Rex könnte es da draußen wohl noch geben?«, explodierte Corvus.
»Immer mit der Ruhe, Professor.«
Corvus fand nur mit großer Mühe die Fassung wieder. Dieser Mann war der Letzte auf der Welt, mit dem er es sich verscherzen durfte. Er war der Bürokrat, der die Macht besaß, ihm die Genehmigung zur Bergung eines Fossils auf staatlichem Grund und Boden zu erteilen. Der Kerl konnte sie aber ebenso gut diesem verdammten Sack Murchison vom Smithsonian geben.
»Ich bitte um Verzeihung, ich habe übereilt gesprochen, Mr. Warmus. Ich werde Ihnen die gewünschten Informationen so bald wie möglich zukommen lassen.«
»Das nächste Mal, wenn Sie einen Antrag auf ein Fossil auf staatlichem Land stellen«, dozierte der Mann, »nehmen Sie sich die Zeit, alles richtig auszufüllen. Das macht uns die Sache leichter. Auch wenn Sie ein großes New Yorker Museum sind, müssen Sie sich trotzdem an die Spielregeln halten.«
»Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen.«
»Schönen Tag noch.«
Corvus steckte das Telefon besonders sorgfältig in die Station. Er atmete tief durch und strich sich mit zitternder Hand das Haar zurück. Der arrogante kleine Scheißer. Er blickte auf: Es war fünf Uhr, also drei Uhr in New Mexico. Maddox hatte sich seit achtundvierzig Stunden nicht mehr gemeldet, verdammt. Bei ihrem letzten Gespräch hatte es ausgesehen, als habe er alles unter Kontrolle, aber in zwei Tagen konnte viel passieren.
Er ging in seinem Büro auf und ab, drehte sich am Fenster um und blieb stehen, um hinauszuschauen. Die abendlichen Ruderboote stachen gerade auf dem Teich in See, und er suchte unwillkürlich nach Vater und Sohn von neulich. Aber natürlich waren sie nicht wieder da – warum auch? Einmal war genug.
5
Sechs Uhr. Die Sonne war hinter dem Rand des Canyons versunken, und die Hitze ließ allmählich nach, aber zwischen den hohen Sandsteinwänden war die Luft noch immer stickig. Willer, der einen weiteren endlos langen Canyon entlangtrottete, hörte plötzlich hektisches Gebell von einem der Hunde, weiter vorn hinter einer Kurve, gefolgt von Wheatleys grellem Geschrei. Er und Hernandez wechselten einen Blick.
»Klingt, als hätten sie was gefunden.«
»Ja.«
»Lieutenant!«, hörte er Wheatleys panische Stimme. »Lieutenant!«
Das hysterische Bellen der Hunde und Wheatleys Geschrei hallten von Echos verzerrt durch die schmale Schlucht, als steckten sie alle in einer riesigen Posaune. Obwohl die lange Sucherei Willer auf die Nerven gegangen war, hatte ihm vor diesem Moment gegraut.
»Wurde aber auch Zeit«, sagte Hernandez, der auf seinen kurzen Beinen neben ihm her rannte.
»Ich will bloß hoffen, dass Wheatley diese Hunde unter Kontrolle hat.«
»Wissen Sie noch, letztes Jahr, da haben sie diesem alten Knacker den linken –«
»Schon gut, schon gut«, unterbrach Willer ihn hastig. Als er um die Biegung kam, sah er, dass Wheatley die Hunde nicht im Griff hatte. Er hatte eine der Leinen fallen gelassen und versuchte erfolglos, den anderen Hund zurückzuzerren, während beide Tiere an einer engen Biegung direkt am Fuß der Felsenklippe wie die Wilden im Sand buddelten. Hernandez und Willer rannten hinzu, schnappten sich die Leinen, zogen die Hunde zurück und banden sie an einem Felsbrocken fest.
Keuchend und mit rotem Gesicht untersuchte Willer die Stelle. Der Sand war von den Hunden aufgewühlt worden, aber der Schaden war nicht groß, denn der schwere Regen der vergangenen Woche hatte ohnehin sämtliche oberflächlichen Spuren verwaschen. Als er die Umgebung absuchte, fand er keinen Hinweis darauf, dass unter dem Sand etwas verborgen sein könnte – bis auf einen schwachen, unangenehmen Geruch, den die sachte Brise an ihm vorbeitrug. Hinter ihm wimmerten die Hunde.
»Graben wir hier.«
»Graben?«, fragte
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