Der Captain ist 'ne Lady
Meri”, meinte sie beruhigend. “Es wird bald schneien, und die Texas Rangers haben die besten Spurensucher der ganzen Welt. Falls Rourke sich auf dem Gebiet der Ranch aufhält, werden sie seine Spuren im Schnee finden.”
Meredith blieb nicht stehen. “Er ist ein Überlebenskünstler, Abby”, widersprach sie. “Ein Naturbursche. Wenn jemand weiß, wie man auf freiem Gelände keine Spuren hinterlässt, dann ist es Richard Rourke.”
Obwohl Meredith aus voller Überzeugung gesprochen hatte, freute es sie doch, dass sich jemand um sie kümmerte. Abby bemühte sich, ihr alles leichter zu machen, und das hatte in ihrem Leben bisher noch keiner getan.
Cinco hielt die beiden Frauen auf, als sie um den Tisch herum gingen. “Stehen bleiben, Schatz”, verlangte er und legte Meredith lächelnd die Hände auf die Schultern. “Du bist auf der Gentry-Ranch in Sicherheit. Wir haben alle nötigen Maßnahmen getroffen. Es dauert nur noch wenige Tage, bis wir Rourke erwischen.”
“Ich habe gar keine so große Angst vor ihm, darum geht es nicht”, erklärte sie heftig atmend. “Ich möchte selbst etwas zu meinem Schutz unternehmen. Ich ertrage es nicht, bloß darauf zu warten, dass er mich angreift.”
“Na gut, Schatz”, erwiderte Cinco und zog seine Hände zurück. “Falls du nicht genug Vertrauen zu mir hast, gebe ich dir eine Waffe.”
“Wirklich?”, fragte sie eine Spur zu schnell und zu begeistert und lenkte sofort ein, als er sie verletzt ansah. “Natürlich vertraue ich dir, Cinco, mehr als jedem anderen. Aber ich kann mich nicht nur auf andere stützen. Bitte versteh das.”
“Ja, Schatz, ich verstehe es”, versicherte er. “Sehr gut sogar.”
Eine Stunde später gingen Meredith und Abby zum Stall, in dem die Party stattfinden sollte. Ein Hilfssheriff ging zwei Schritte vor ihnen und hielt sein Gewehr im Anschlag. Ein anderer hielt sich fünf Meter hinter ihnen und hielt Funkkontakt mit seinem Vorgesetzten und den anderen Hilfssheriffs, die überall verteilt waren, ohne dass man sie zu Gesicht bekam.
Meredith fand das alles maßlos übertrieben. Trotzdem war sie froh, dass ein Revolver in ihrem Hosenbund steckte. Sie war Cinco sehr dankbar, weil er ihr die Möglichkeit geboten hatte, für sich selbst zu sorgen.
“Die Ranch ist riesengroß, nicht wahr?”, sagte sie zu Abby. Während vereinzelte Schneeflocken vom Himmel fielen, sah Meredith sich um und versuchte abzuschätzen, wie viele Männer nötig waren, um das ganze Gelände abzusuchen. Wie lange würde das dauern? Einen Tag? Zwei?
“Die Gentry-Ranch umfasst ungefähr 180.000 Morgen”, erklärte Abby. “Für die laufenden Ranch-Arbeiten braucht man zwanzig Männer. Dazu kommen die Köche, Haushälterinnen, Piloten und Tierärzte.”
“Und wo wohnen diese Leute?”, erkundigte sich Meredith.
“Mal sehen.” Abby zählte an den Fingern mit. “Wir haben drei Mannschaftshäuser, in denen jeweils sechs Personen wohnen können. Dann stehen in der Nähe auch noch sechs kleine Häuser. Wenn wir im Spätsommer die Herden auf die verschiedenen Weiden hinaustreiben, beziehen die Helfer die Feldlager. Das nächste ist vierzig Kilometer vom Hauptgebäude der Ranch entfernt.”
“Vierzig Kilometer?”, fragte Meredith ungläubig. Die Gentry-Ranch war noch viel größer, als sie gedacht hatte.
Abby nickte. “Wir haben mehr als dreitausend Rinder, ungefähr zwölftausend Schafe und an die tausend Angoraziegen … ach ja, und etwa zweihundert Arbeitspferde, die wir ebenfalls einsetzen.”
Jetzt war Meredith fasziniert – von der Ranch und den Menschen, die darauf wohnten. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Cinco ein dermaßen großes Unternehmen leitete. Sogar Generäle der Air Force trugen oft nicht so viel Verantwortung. Und Cinco hatte die Leitung sogar schon im Alter von neunzehn Jahren übernommen!
Sie fand es erstaunlich, aber allmählich gefiel es ihr hier – und nicht nur die Ranch, sondern auch der Mann, der ihr vorstand.
Das Handy in seiner Jackentasche klingelte. Cinco ließ die Stute langsamer laufen und meldete sich. Er war unterwegs zu einer der Weiden, um dort die Spurenleser der Texas Rangers zu treffen, die seit ungefähr einer halben Stunde im frischen Schnee nach Anzeichen für einen Eindringling suchten.
Sheriff Alvarez begrüßte ihn knapp. “Ich habe eine gute und eine schlechte Neuigkeit, Gentry”, sagte er. “Ihr Partner Kyle Sullivan hat soeben angerufen. Eine Grenzstreife hat Rourke festgenommen, als er von
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