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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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die
wie der Schrei eines Tieres klang. »Ich ... ich kann mich nicht bewegen ...«
    Er zitterte
hilflos. Seine Muskeln waren von den immensen Strapazen stark angegriffen.
Arme, Beine und der Bauch wurden von höllischen Krämpfen geschüttelt. Er
klammerte sich so heftig an den Steg, als seien seine Fingerkuppen dort
angenagelt. Noch konnte er sich nicht vorstellen, dass er je wieder loslassen
würde.
    Und natürlich
spürte er die Angst, sie war immer noch da. Diese Todesangst, die so frisch war
wie eine blutende Wunde. Wenn er unter dem Steg herauskommen wollte, blieb ihm
nichts anderes übrig, als wieder zu tauchen - nochmals da hinunter, hinab in
die Finsternis des Wassers. Momentan war er dazu einfach nicht in der Lage.
    »Nein ...«,
keuchte er, wahrend er abermals nach Luft schnappte. »Ich bleib noch eine Weile
hier .«
    Krista, sie
trug immer noch ihren hautengen Aerobic-Anzug, sprang kurz entschlossen in den
See. Unter dem Steg tauchte sie wieder auf, schwamm zu ihrem Mann hinüber und
legte ihm beruhigend eine Hand auf den Unterarm. Seine Muskeln waren steif und
hart.
    »Komm schon,
Liebling. Lass uns versuchen, dich hier rauszuholen .« Wenn sie zum äußeren Rand des Stegs gelangen wollten, mussten sie allerdings
erst einmal vier stützende Querbalken hinter sich bringen, die zum Teil unter
Wasser lagen. »Wir nehmen uns einen Abschnitt nach dem anderen vor .«
    Krista packte
sein Handgelenk und zog ihn mit behutsamem, aber bestimmtem Griff fort. Sie sah
seinen Augen an, dass er wieder schreckliche Angst hatte.
    Zögernd gab
Scott nach.
    »Einmal tief
Luft holen, Liebster, und dann lass es uns versuchen, okay ?«
    Scott nickte
bedächtig und atmete ein. Dann tauchte er zusammen mit Krista unter.
    Blitzschnell
gelangten sie zur gegenüberliegenden Seite des ersten Querbalkens, wobei Scott
einen so gewaltigen Satz machte, dass er sich den Kopf schon wieder stieß -
dieses Mal an der Kante eines Metallverbindungsstücks.
    »Vorsichtig,
Liebster«, sagte Krista. »Es wird alles wieder gut. Es sind nur noch drei, nur
drei... oh, Scott, ich dachte, du wärst ...« Sie hatte Tränen in den Augen.
»Komm, mein Schatz, nur noch drei .«
    Und langsam,
einen Abschnitt nach dem anderen, schafften sie es.
    Endlich am
äußeren Rand des Anlegestegs angelangt, streckte Scott einen Arm aus und hielt
sich an der Kante fest. Völlig erledigt legte er seine Wange an die raue
Holzoberfläche.
    Krista blieb
im Wasser, unmittelbar neben ihm, strich ihm übers Haar und flüsterte ihm etwas
ins Ohr. Bob und Fred hockten direkt über ihm.
    »Okay,
Kumpel«, sagte Bob. »Lassen Sie Ihre Frau jetzt los, wir ziehen Sie hoch .« Er griff nach Scotts Handgelenk. »Kommen Sie schon,
Doktor. Einfach loslassen. Sie sind jetzt im grünen Bereich. Kommen Sie !«
    Langsam lösten
sich seine Finger. Mit Kristas Hilfe hievten die beiden Alten Scotts starren,
zitternden Körper, der gut neunzig Kilo wog, aus dem Wasser.
    Wie ein toter
Fisch klatschte Scott auf die nasse, glitschige Oberfläche des Stegs. Leichte
Wunden überzogen sein Bein wie Rallyestreifen, aber es gab keine
offensichtlichen Anzeichen für einen Bruch. Krista kniete sich neben ihn,
küsste sein Gesicht, fuhr mit ihren Fingern durch sein wirres Haar. Kath war
während der letzten Minuten völlig in Vergessenheit geraten. Jetzt stand sie am
Ufer, ein Stückchen entfernt vom Steg, ließ einen Mundwinkel hängen und
stocherte mit zwei Fingern darin herum. Als Scott sie endlich bemerkte und so
dastehen sah, fühlte er, wie sich sein Herz - genau wie der übrige Körper - vor
Schmerz verkrampfte.
    Während die
nackte, seine Seele zermürbende Panik nach und nach verflog, streckte er die
Hand nach seiner Tochter aus. Langsam, fast schüchtern kam Kath zu ihm und
ergriff sie.
    Eine ganze Weile
verharrten sie so. Keiner rührte sich, weder Scott mit seinen beiden Frauen
noch Bob und Fred, die still daneben standen. Schließlich halfen sie ihm mit
vereinten Kräften zuerst auf die Beine, dann den Hügel hinauf und ins
Fernsehzimmer, in seinen Lieblingsraum, wo man immer noch einen leichten Hauch
der von der Malerin benutzten Lösungsmittel und Ölfarben wahrnehmen konnte.
    »Ich möchte euch allen danken !« ,
sagte Scott Sein Atem ging immer noch zu schnell. »Ihr habt da draußen mein
Leben gerettet. Ja, das habt ihr wirklich .«
    Mittlerweile
war eine halbe Stunde vergangen. Bob hatte vorgeschlagen, einen Krankenwagen zu
rufen, aber Scott hatte sich widersetzt und unter Husten und

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