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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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und Stelle blieben und sich zu ihrer Tat bekannten, waren sie
geliefert.
    Also hatten
sie sich in den Käfer gequetscht und aus dem
    Staub gemacht.
Aufgrund ihres Schocks und der Angst waren sie aufs Geratewohl gefahren und
ständig von einer Straße auf die nächste abgebogen. Da sie sich auf der Flucht
befanden, war es ihnen völlig gleichgültig gewesen, wo sie landen würden. Das
Einzige, was zählte, war, möglichst schnell und möglichst weit vom Tatort wegzukommen.
Sie wollten nichts anderes, als Abstand zu dem entsetzlichen Erlebnis am frühen
Morgen gewinnen - ein Erlebnis, das sich ihnen für immer ins Gedächtnis brennen
sollte.
    Auf der
Terrasse seines Hauses in Gatineau Hills rückte Scott im Liegestuhl vor und
verschränkte die Arme vor dem Körper, als bereite er sich auf einen
Flugzeugabsturz vor. Seine Augen waren zwar auf den See gerichtet, aber von
einem Schleier überzogen. Er nahm nichts wahr. Niemals hatte er an Gott
geglaubt - zumindest nicht an einen Gott im herkömmlichen Sinne -, aber jetzt
spürte er das Auge der Gerechtigkeit auf sich. Genau wie damals, vor all den
Jahren.
    Später an
jenem Morgen hatte es geregnet. Es war ein plötzlicher, reinigender Schauer
gewesen, der die Blutspuren vom Wagen tilgte. Am Stadtrand von Boston hatten
sie aufgetankt und waren mit der Füllung bis nach Springfield in Vermont
gekommen. Dort hatten sie an einer Waschanlage mit Selbstbedienung gehalten und
mit dem Staubsauger Jakes Marihuana vom Rücksitz entfernt. Danach hatten sie
ihr gesamtes Geld zusammengelegt und eine neue Windschutzscheibe für den VW
besorgt. Wie es der Zufall wollte, hatte die Autoglaserei in Springfield sogar
eine passende Scheibe vorrätig gehabt und Zeit, sie zu montieren, da keine
anderen Kunden warteten . Schon eine Stunde später
waren sie wieder auf der Straße gewesen. Sie hatten sich achtsam an die
Geschwindigkeitsbegrenzungen gehalten und nicht ein Wort miteinander
gewechselt.
    Vier Stunden
später waren sie an der Grenze nach Ontario. Nach den üblichen Fragen hatte der
Zollbeamte sie einfach durchgewinkt. Keine Spur von Verdacht. Erst danach hatte
sich die von Angst gespeiste Energie, die sie die ganze Zeit
    über am Laufen
gehalten hatte, nach und nach verflüchtigt. Da war ihnen schließlich gedämmert,
wie unsäglich widerlich sie sich verhalten hatten. Zwei oder drei Kilometer
nördlich der Grenze hatte Scott den Wagen auf den Randstreifen gelenkt, sein
Gesicht in den Händen vergraben und losgeheult Brian Horner - seit dem Unglück
hatte er kein Wort mehr gesprochen - hatte ebenfalls geweint, so heftig, dass
Wellen von Schluchzern den ganzen Körper erschütterten. Jake hatte hinten im
Wagen nervös herumgezappelt und durch die neue Windschutzscheibe gestarrt. Es
war ihm anzumerken, was er dachte: Wären wir drei uns doch niemals
begegnet...
    Sie waren eine
Weile dort geblieben, jeder in seine eigenen trüben Gedanken verstrickt. Auf
der Heimfahrt hatten sie sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich auf
irgendeine Geschichte zu einigen, um ihre vorzeitige Rückkehr - eine Woche
früher als geplant — zu erklären.
    Scott bekam
immer noch eine Gänsehaut, wenn er daran dachte, was Jake als Letztes zu ihm
gesagt hatte, während sie bei Nieselregen vor dem Haus von Jakes Eltern im
südlichen Teil von Ottawa gehalten hatten: Falls du die Nerven verlierst,
Bowman, falls du ausrastest und dich irgendwie über diese Sache auslässt, dann
bring ich dich um, Mann. Dann bist du tot, das ist mein voller Ernst.
    Die Nerven
hatte Scott nicht verloren, wohl aber seinen Verstand, jedenfalls beinahe. In
den ersten zwei Wochen hatte er überhaupt keinen Schlaf gefunden. Jedes Mal,
wenn er die Augen schloss, tauchte die Kleine auf, krachte auf die Motorhaube,
schlug gegen die Windschutzscheibe, blieb in der schnell wachsenden Pfütze
ihres eigenen Blutes liegen. Scott wurde depressiv, verlor jeden Antrieb und
Appetit. Schließlich verschlimmerte sich sein Zustand so, dass er ins
Krankenhaus musste.
    Anfangs hatten
die Arzte angenommen, es könne das Pfeiffersche Drüsenfieber sein oder auch ein
Magengeschwür. Später hatten sie auf einen Hirntumor und schließlich auf Krebs
getippt. Als sie nichts finden konnten, um irgendeine dieser Diagnosen zu
erhärten, hatten sie die psychiatrische Abteilung eingeschaltet. Scotts
Psychotherapeut war ein großer Mann mit sanfter Stimme; später hatte Scott bei
ihm studiert und ihn unter all seinen Professoren am höchsten geschätzt. Diesem
Mann

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