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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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meine, wenn wir weg sind ?«
    »Aber natürlich,
Liebes. Mir geht's wieder gut. Es ist alles ausgestanden, mein Liebling .«
    »Versprichst
du mir, nicht schwimmen zu gehen, bis ich wieder da bin ?«
    Kaths
liebevolle Worte lösten in seinem Inneren Bilder aus, bei denen es ihn eiskalt
überlief, so dass er unwillkürlich schwieg. Eigentlich hatte Scott seine
Tochter beruhigen, ihr die kindlichen Ängste nehmen wollen. Doch das sanfte
Schaukeln des Anlegestegs brachte ihn aus dem Gleichgewicht und schlug ihm so
auf den Magen, dass er nervös zuckte. Als er über das Wasser blickte, glaubte
er da draußen irgendetwas auszumachen, das sich bewegte. Etwas Dunkles,
Unförmiges. So plötzlich, als habe jemand ein Streichholz entzündet, flackerte
furchtbare Angst in ihm auf.
    Doch es war
nur eine vereinzelte Regenwolke, die langsam am Himmel dahinsegelte und sich
als dunkler Schatten im See spiegelte.
    »Ich geh auf
keinen Fall schwimmen, Kindchen. Schwimmen ist für deinen alten Herrn ab sofort
verboten. So lange, bis seine kleine Rettungsschwimmerin wieder da ist .« Oder auch auf immer und ewig, dachte er mit
morbidem Pessimismus. »Also, los geht's, auf nach oben. Deine Mutter wartet
schon ... Und ich glaube, sie will dir bei dieser Reise das Steuer überlassen .«
    Kaths
Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. »Ich hab dich lieb,
alter Kumpel .« Energisch wischte sie sich die Tranen von den Wangen.
    »Und ich
dich.«
    Als Scott vom
Anlegesteg auf festen Boden trat, war ihm wohler. Lächelnd griff er nach der
Hand seiner Tochter. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Haus. Kath gab
sich größte Mühe, den humpelnden Scott zu stützen.
    »Macht es dir
auch wirklich nichts aus, dass ich den Volvo nehme ?« In Kristas Freude - sie liebte den Volvo - schwang ein leichtes Schuldgefühl
mit
    »Nein,
überhaupt nicht«, schwindelte Scott. Er warf einen Blick auf das düstere Innere
der Garage und den staubigen, zweifarbigen Chevette, der ihm den Volvo bis zu Kristas
Rückkehr ersetzen musste. »Rufst du mich an, wenn du bei deiner Schwester bist ?«
    »Genau das
hatte ich eigentlich vor, Monsieur .« Krista verdrehte
die Augen. Klara, ihre ältere Schwester, wohnte mit ihrem Mann am nördlichen
Ufer des Saint Lawrence. Von Klara aus war man mit dem Auto in zehn Minuten in
Prescott, an der Grenze zu den Vereinigten Staaten. Das Verhältnis zwischen Krista
und ihrer einzigen hundertprozentig blutsverwandten Schwester - Caroline war ja
ihre Halbschwester -war, milde ausgedrückt, gespannt.
    Im besten Fall
konnte man ihre Stippvisite bei Klara als Pflichtbesuch bezeichnen. »Ich hoffe,
sie ist nicht gerade wieder in ihrer alkoholischen Phase .«
    »Hat sie denn
auch andere ?« , fragte Scott. Er beugte sich ins
Fahrerfenster, um Krista zum Abschied zu küssen, und humpelte gleich darauf zum
Beifahrerfenster hinüber, um auch seiner Tochter einen Kuss zu geben. »Amüsiert
euch, ihr zwei !« Er kehrte zu Krista zurück. »Und ruf
mich an !«
    »Mach ich .«
    Krista winkte
ihm zu, legte schwungvoll einen Gang ein und bretterte den Hügel hinauf. Es
dauerte nicht einmal eine Minute, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden
waren. Zurück blieb nur eine grauweiße Staubwolke über den Baumkronen.
    9
    Als das
Brummen des Motors nur noch so leise wie das Summen irgendeines Insekts zu
hören war, ging Scott quer durchs Haus zur Terrasse hinüber und ließ sich in
einen Liegestuhl sinken. Zwar gab es Dinge, die er drinnen hätte erledigen
können, aber ihm war noch nicht danach, durch das jetzt leere Haus zu streifen.
    Seine beiden
Frauen fehlten ihm bereits.
    Er versuchte,
sich mit dem Gedanken zu trösten, welch herrliches Sommerwetter heute war. Ein
heißer, diesiger Tag, dessen Ruhe und Frieden fast hypnotisch wirkten. Nicht
einmal irgendein Motorboot oder Flugzeug störte die Stille. Die einzigen
wahrnehmbaren Geräusche waren die der Natur ringsum: das Zirpen einer einsamen
Zikade, das träge Tschirpen von Singvögeln, das leise Säuseln einer leichten
Brise in den Pinien. Nur der See lag kühl und ruhig da und hielt seine
Geheimnisse unter der wie Quecksilber schimmernden Oberfläche verborgen.
    Wie nicht
anders zu erwarten, wanderten Scotts Gedanken erneut zum Seegrund hinunter. Als
er jetzt daran zurückdachte, wurde ihm klar, dass sein Hirn bereits damit
begonnen hatte, das Erlebnis einzukapseln, wie es in seiner Fachsprache
hieß - dass eine Art Verdrängungsprozess eingesetzt hatte. Denn als er
versuchte, sich

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