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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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alte Jinnie. Irgendwann dämmerte der
Morgen herauf.
    Beim ersten
Tageslicht rief Scott noch einmal bei Caroline an. »Wahrscheinlich haben sie
einfach in irgendeinem Motel
    übernachtet«,
meinte sie. Allerdings verriet ihre Stimme, dass auch sie sich inzwischen
Sorgen machte. Beide wussten sie, dass es Krista gar nicht ähnlich sah, sich
nicht zu melden. Auch dieses Gespräch war kurz.
    Nachdem er
seine übervolle Blase entleert hatte, holte sich Scott das schnurlose Telefon
und machte sich damit auf den Weg zum See. Der Sturm hatte inzwischen eine
Atempause eingelegt, es fiel nur leichter Nieselregen. Die sabbere, kühle Luft
roch nach regenfeuchtem Laub. Auf halbem Weg zum See hinunter entdeckte Scott
ein vierblättriges Kleeblatt und bückte sich instinktiv, um es zu pflücken,
entschied sich jedoch dagegen und markierte die Stelle stattdessen mit einem
abgebrochenen Zweig. Er nahm sich vor, damit zu warten, bis Kath wieder bei ihm
war, und dann so zu tun, als habe er das Kleeblatt gerade erst entdeckt...
    Während Scott
sich alle Mühe gab, seine Sorgen zu verdrängen, setzte er den Weg zum See
hinunter fort. Ringsum war das Grün blau gesprenkelt: Viele der dicken
Blaubeeren, die man hier im August ernten konnte, hatten sich bereits vom
Strauch gelöst und lagen auf dem Boden. Jenseits des Landestegs kräuselte eine
Böe die Wasseroberfläche, um gleich darauf durch die Birken am Seeufer zu
fahren und an ihren papierdünnen Blättern zu rütteln. Im Westen türmten sich
zahlreiche noch nicht entladene Gewitterwolken übereinander und trieben wie in
einer Regatta ungestüm dahin. Hinter Scott, im Osten, kämpfte die aufgehende
Sonne um ihre Vorherrschaft. Ihr Licht erzeugte ein fast fluoreszierendes,
gelbliches Grün, das unheimlich wirkte, als es die Hügel einhüllte und sie vor
dem Hintergrund des rötlich übergossenen Himmels aufleuchten ließ.
    Scott trat auf
den Landesteg hinaus, blieb am Rand stehen und starrte in das aufgewühlte
Wasser. Unwillkürlich versuchte er sich auszumalen, wie es wäre, ins Wasser
einzutauchen, sich bis zu den Zehen zu strecken und in hohem Bogen
hineinzuspringen ... Dabei wurde ihm so schwindelig, dass er sich schnell
wieder auf festen Boden zurückziehen musste.
    Mein Gott,
ich wünschte, das Telefon würde endlich läuten. Er konnte
dessen stummes Gewicht in der Jackentasche spüren. Ob so oder so: Alles war
besser, als derart im Dunkel zu tappen.
    Ach ja,
wirklich?
    Er nahm am
Picknicktisch Platz, legte die Füße auf die Bank, stützte das Gesicht in die
Hände und schaukelte in stiller Qual vor und zurück. Der Gedanke, seiner Frau
und seiner Tochter könne etwas zugestoßen sein, war ihm unerträglich, erfüllte
ihn mit ohnmächtiger Angst ... nein, etwas noch Stärkerem. Seitdem er diese
Zeichnungen entdeckt hatte, die möglicherweise mit seiner Familie zu tun
hatten, war Scott ein einziges Nervenbündel, ging auf Schatten los, malte sich
katastrophale Szenen aus, die er nicht verdrängen konnte. Nachts hatte er sich
sogar in etwas hineingesteigert, das er für eine von Übermüdung und Stress
verursachte Halluzination hielt: Im flackernden Widerschein des Blitzes war es
ihm so vorgekommen, als sei Kaths Puppe aufgeschlitzt worden und voller Blut.
Jede Minute, die verstrich, ohne dass Krista anrief, bestärkte ihn in der
Gewissheit, dass der Alte Recht gehabt hatte und ein Unfall passiert sein
musste ... ein schlimmer Unfall. Ihm war kalt, er fühlte sich so leer und
ausgehöhlt wie die Fässer, die unter dem Anlegesteg trieben.
    Während er in
der seltsam aufgeladenen Luft herumsaß, hörte er irgendwann eine Möwe mit so
klagender Stimme schreien, dass sie beunruhigend menschlich klang. Als sich Scott
zu dem Geräusch in seinem Rücken umdrehte - in seiner Müdigkeit hatte er sich
ausgemalt, Kath habe sich aus Spaß an ihn herangeschlichen sah er, dass der
grauweiße Vogel auf einem Felsen thronte, eine Elritze ausweidete und ihn mit
den gelben Augen gleichzeitig argwöhnisch beobachtete. Voller Wut darüber, dass
die Möwe ihn unwissentlich derart hereingelegt hatte, schwenkte er die Arme,
bis sie davonflog. Während sie sich in die Lüfte schwang, verfolgte ihn ihr
Geschrei wie hämisches Gelächter.
    Scott schossen Tranen in die Augen, sein Blick verschwamm. Dennoch
fielen ihm auf dem Boden nahe am Anlegesteg zwei seltsame rosafarbene Streifen
auf. Als er näher hinsah, merkte er, dass es sich um Haarklammern handelte, die
Krista gehörten . Gleich darauffiel ihm

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