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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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»Vielleicht versucht sie ja gerade, zu
mir durchzukommen, während die Leitung durch unser Gespräch besetzt ist .«
    »Oh.« Batemans
ursprünglich heftiger Ton schwand. »Nun ja, vielleicht gibt es ja gar keinen
Grund zur Sorge. Solche Leute können sich auch einmal irren, wissen Sie ...«
»Auf Wiederhören, Vince .«
    »Wiederhören«,
sagte Bateman und fügte hastig hinzu: »Geben Sie mir Bescheid, falls ... Auf
Wiederhören, Scott .«
    Mit einem
verzweifelten Seufzer hob Scott Kaths Puppe auf und setzte sie auf die
Tischplatte. Ihr Kopf sackte schlaff nach vorn. Er warf einen Blick auf die
Uhr. Als er sah, dass es bereits auf Mitternacht zuging, fuhr ihm die Angst so
heftig in den Rücken, als habe ihn ein Skorpion gestochen. Sie hätte längst
anrufen müssen. Sie hätte anrufen müssen ...
    Als das
Telefon eine halbe Stunde später erneut klingelte, schrie Scott erschrocken
auf, während er den Hörer ans Ohr nahm. »Scott, hier ist Gerry .«
    Scott sank das
Herz in die Hose. Es hätte Krista sein müssen, dann hätte er diese ganze
verdammte Angelegenheit vergessen können. Er hätte ihr sagen können, dass er
sie liebte, wäre danach ins Bett gegangen und hätte die ganze Sache seiner
überhitzten Fantasie zugeschrieben. Aber es war Gerry, und das verschlug Scott
die Sprache. Da er das Schlimmste befürchtete, wollte ein Teil seines Ichs gar
nicht hören, was sein Freund ihm mitzuteilen hatte.
    Gerry rief
jedoch nur an, um ihm zu versichern, die Polizei von Maine und Massachusetts
werde volle Amtshilfe leisten. Er hatte den Polizisten mitgeteilt, es gehe um
einen Fall von Kindesentführung, sie aber davor gewarnt, Gewalt anzuwenden:
Vermutlich handle es sich bei der Kidnapperin um die vom Kind getrennt lebende
leibliche Mutter. Da sich die Strafvollzugsbehörden nur ungern in häusliche
Streitigkeiten einmischten, hatte er außerdem erwähnt, Mutter und Kind seien in
einem gestohlenen Wagen unterwegs.
    Nachdem sich
Scott bei seinem Freund bedankt und für seinen kurz angebundenen Ton
entschuldigt hatte, klemmte er das Telefon wieder in die Hand der Mickymaus.
    Er machte ein
weiteres Bier auf und stürzte es in hastigen, durstigen Zügen hinunter. Müde
und hungrig wie er war, machte das Bier ihn sofort betrunken. Seine Muskeln
schmerzten, genau wie seine Hüfte, und jetzt tat ihm auch noch der Kopf weh.
    Das
Donnergrollen da draußen rückte ständig näher, hin und wieder flammten im Süden
grelle Blitze auf.

Sie hätte längst
anrufen müssen, ging es ihm wieder und wieder durch den Kopf.
    Sie hätte
anrufen müssen ...
    Als Scott
gegen halb zwei Uhr morgens nach dem Sixpack Bier neben sich griff, fand er nur
noch leere Dosen vor. Beim Aufstehen schwankte er. Er ging zur Stereoanlage
hinüber, hob die Nadel von der Schallplatte - schon seit fast einer
    Stunde
zirkulierte sie im Leerlauf und stieß immer wieder gegen das innere Etikett
kehrte zum Telefon zurück und rief Caroline in Boston an. Das Gespräch war
kurz, die Nachricht eindeutig. Sie hatten sich noch immer nicht bei Caroline
gemeldet. Scott entschuldigte sich für die nächtliche Störung, worauf
Caroline erwiderte, das sei schon in Ordnung und er solle sich keine Sorgen
machen. Nachdem er sich von ihr verabschiedet und aufgelegt hatte, versuchte er
zu lesen - zuerst eine wissenschaftliche Fachzeitschrift, danach ein
Groschenblatt-, starrte jedoch nur auf die ewig gleichen Zeilen, ohne ihren
Inhalt zu erfassen. Gegen zwei Uhr forderte der Alkohol sein Recht, so dass er
wie betäubt einschlief, ohne dass die Bilder ihn losließen. Immer wieder hatte
er im Traum die Zeichnungen vor Augen, nur gehörte das Gesicht jetzt Kath. 
    Stunden später
- jedenfalls kam es ihm so vor, in Wirklichkeit war nur eine einzige Stunde
vergangen — fuhr er bei einem heftigen Donnerschlag auf. Der sommerliche Sturm
tobte inzwischen so heftig, dass der Strom ausgefallen und das Haus in Dunkel
getaucht war. Allerdings funkelte das Zimmer in dem Moment, als Scott die Augen
aufschlug, im Widerschein eines grellen Blitzes. Während dieses kurzen
Augenblicks strahlender Helligkeit fiel sein Blick auf Kaths Flickenpuppe, die
vor ihm auf der Tischplatte thronte: Ihr plumper Körper war aufgeschlitzt, so
dass die Füllung in einem hässlichen, grauen Bausch hervorquoll. Aus einem
Winkel des mit Grübchen verzierten Mundes rann frisches Blut.
    Gleich darauf
wurde es wieder dunkel, und als hier und da ein Blitz aufflackerte, war die
Puppe wieder ganz, war wieder die gute

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