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Der Cartoonist

Der Cartoonist

Titel: Der Cartoonist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Costello
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ein, dass sie
die Klammern aus ihrem Haar gelöst hatte, als sie vor einigen Wochen mit ihm
zusammen nackt im See gebadet hatte. Später hatte sie die Suche danach
aufgegeben. Scott lächelte, während er die Klammern aufhob. Er nahm sie mit zum
Tisch und rief sich dabei alle intimen Einzelheiten jener warmen Nacht ins
Gedächtnis zurück.
    Es war ein
Samstag gewesen. Da Kath bei einer Freundin übernachtete, hatten Krista und er
das Wochenende ganz für sich gehabt. Sie waren unten am Bootssteg gewesen,
hatten sich ein bisschen betrunken und herumgealbert, bis Krista schließlich
vorschlug, schwimmen zu gehen, und sich auszuziehen begann. Scott erinnerte
sich noch deutlich an ihre blassen, vorgewölbten Brüste, die sich im körnigen
Zwielicht des Mondes so erotisch von der ansonsten gebräunten Haut abgehoben
hatten. Ebenso deutlich erinnerte er sich an die vage, Schwindel erregende
Angst davor, bei Nacht zu schwimmen, ein Gefühl, das den Nervenkitzel noch
erhöhte. Bis zum Morgen danach , dachte er grimmig, bis wir den steinigen
Boden und das Unkraut spürten. Sie hatten gelacht, waren herumgeschwommen
und hatten einander nass gespritzt, bis Krista sein Glied in die Hand genommen
und hart gemacht hatte. Und dann hatten sie sich geliebt, auf dem Anlegesteg,
nackt unter Sternen. Es war schön für sie beide gewesen. Und danach, es war
unglaublich, waren sie an Ort und Stelle eingeschlafen, so ineinander
verschlungen, dass sie nicht einmal gefroren hatten.
    Sofort folgte
auf diese Erinnerung eine andere. Seltsamerweise fiel ihm ein, wie Kath mit
fünf Jahren einen Eiswürfel verschluckt hatte und fast daran erstickt wäre. Als
erlebe sein Gehirn eine Art Kettenreaktion, führte eine Erinnerung zur
nächsten. Es dauerte nicht lange, bis ihm eine ganze Kaskade
    von
Erinnerungssplittern in schneller Abfolge durch den Kopf schoss.
    Scott hätte
nicht sagen können, wie viel Zeit verstrichen war, als der Wind plötzlich
auffrischte und es erneut zu regnen begann. Völlig vertieft in das Mosaik von
Erinnerungen überhörte er das erste schrille Läuten des schnurlosen Telefons,
als es sich in seiner Jackentasche meldete. Beim zweiten Läuten reagierte er
und zog es aus der Jacke, nahm jedoch nicht ab. Auf den Regen achtete er nicht.
Ihm war nur die eigene Angst bewusst, die schwer auf ihm lastete, auf sein Herz
drückte und es zu zermalmen drohte. Bestimmt war es Gerry, der anrief und mit
seiner lauten Stimme gleich sagen würde: Tut mir Leid, Scott, aber sie
sind tot... Sie sind beide tot...
    Beim dritten
Läuten nahm er den Hörer ans Ohr. Die Stimme am anderen Ende - eine hohe,
angespannte Stimme, die vertraut klang - schnitt ihm das Wort ab, ehe Scott
sich melden konnte. »Scott?«
    Dieses einzige
Wort wirkte wie ein schmerzstillendes Mittel. Kummer und böse Vorahnung lösten
sich in einem einzigen bebenden, kaum hörbaren Atemzug auf. Scott fing zu
kichern an.
    »Hör zu,
Scott, du wirst nicht glauben, in welcher Scheiße ich hier stecke ... Lachst du
etwa? Es ist mein voller Ernst, Scott...« Es war Krista.
    »... hörst du
mir jetzt endlich zu ?«
    Ehe Scott
antworten konnte, hörte er, wie die Stimme seiner Frau vor Wut scharf wurde und
gleich darauf gedämpft klang, weil sie die Hand über die Sprechmuschel gelegt
hatte. Sie sprach mit jemandem an ihrem Ende der Leitung - und nicht allzu
höflich.
    »Würden Sie
mich hier, um Himmels willen, ein Privatgespräch führen lassen? Mein Gott noch
mal!« Sie war wieder dran. »Nicht zu fassen, was das für Volltrottel
sind .« »Was ist da los, Krista ?« ,
fragte Scott, der seine Stimme
    endlich
wiedergefunden hatte, aber immer noch grinsen musste. »Bist du gesund und
munter? Was ist passiert? Als du dich nicht gemeldet hast, dachte ich schon
...«
    »Das tut mir
Leid, Liebling. Aber lass mich erklären. Oh, es ist eine lange Geschichte.
Gestern Abend hab ich mit dem Auto eine gottverdammte Kuh angefahren ...«
    »Eine Kuh?«
Scott musste schon wieder kichern. Eine Kuh, dachte er mit hysterischer
Heiterkeit, nur eine blöde, gottverdammte Kuh.
    »Das ist nicht
komisch. Wir hätten uns dabei verletzen ... oder sogar draufgehen können.
Jedenfalls ist die arme Holsteiner inzwischen nur noch
Hackfleisch. Ich hab ihre Hinterbeine mit der Stoßstange erwischt Der Bauer hat
gesagt, er müsse sie erschießen. Weißt du, Kath und ich haben uns gestern
Nachmittag völlig verfranzt und, na ja, du weißt ja, wie ich bin, wenn ich
irgendwohin muss .«
    Allerdings.
    »Es

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