Der Chaos-Pakt
zu wachsen? Nur weil es Gerüchte über dunkle Engel auf fernen Bergen gibt?«
»In den alten Büchern und auf den aus Gold geschnittenen Tafeln steht geschrieben, dass die Sperren nicht ewig halten können, nicht einmal zwanzig Generationen. Doch jetzt ist es fast dreißig Generationen her, dass die weißen Mauern und die Sperren errichtet wurden und der Verwunschene Wald konnte bisher im Zaum gehalten werden.«
»Ich kenne die Geschichte meiner Vorfahren. Nun sagt mir, welchen Rat Ihr mir geben könnt.«
Triendar nickte. »Lasst uns die Magier und ein paar Kompanien Fußsoldaten schicken. Themphi hat an der Seite, die Cyador gefährden könnte, den Wald fast allein zurückgedrängt. Wir werden ihn wieder bändigen.«
»Und die Sperren?«
»Die alten Sperren waren von jenseits des Firmaments, wir können sie also nicht ersetzen oder nachbauen.« Triendar schüttelte bedächtig den Kopf. »Wir haben, wie Ihr wisst, große Schwierigkeiten mit den Chaos-Maschinen des Feuerschiffs und dafür existieren sogar noch die Pläne.«
»Wir wollen nicht über die Feuerschiffe sprechen. Wir brauchen sie, um den Händlern an der Küste und den Barbaren im Osten eine Lektion zu erteilen. Nicht mehr lange und das Volk von Cyad wird untergehen, weil sein Erbe vor lauter Faulheit zu Staub zerfällt. Aber das werde ich nicht zulassen.« Lephi nahm ein parfümiertes Tuch und tupfte sich die Stirn ab. »Dies bedeutet wohl, dass wir von jetzt an in jedem Frühjahr gegen den Wald kämpfen müssen.«
»Ja, Hoheit.«
Lephis Hand zuckte, als wollte er einen Lichtblitz heraufbeschwören, aber er ließ sie wieder sinken und vollendete die Geste nicht. »Findet mir eine bessere Lösung, Triendar. Es muss eine bessere Lösung geben.«
»Wir werden danach suchen, Hoheit.«
»Ihr solltet möglichst schnell eine Lösung finden. Fürs Erste dürft Ihr Euch jetzt zurückziehen.«
Triendar verneigte sich und ging langsam über die schimmernden Kacheln hinaus.
L
N ylan wachte in dem breiten Bett auf, das er sich mit Ayrlyn teilte. Feuchte Tücher lagen auf seiner Stirn. Sein Kopf pochte, aber er fuhr sofort erschrocken auf. »Nesslek?«, keuchte er. Die Augen brannten im frühen Morgenlicht. Es war doch Morgen, oder?
»Er wird wieder gesund werden«, sagte Ayrlyn. »Aber du hättest es beinahe nicht geschafft.«
»Und du? Du warst doch auch dabei.« Nylan konnte Schmerzen spüren, die sicher nicht nur seine eigenen waren. »Woher weißt du es überhaupt?«
»Sylenia hat sich die ganze Zeit mit Weryl beschäftigt. Sie hat auch dafür gesorgt, dass wir hierher gebracht und ins Bett gelegt wurden.«
»Wie geht es Weryl?« Nylan schloss die Augen und legte sich die Hände auf den Kopf. Die Sachen, die er trug, rochen ziemlich streng. Wurde das Heilen mit der Zeit immer schwieriger?
»Ihm geht es gut. Sie hat ihn gefüttert und letzte Nacht bei sich behalten.« Ayrlyn rutschte auf dem Bett herum und stopfte sich ein Kissen in den Rücken. »Du musst etwas trinken, du hast viel Flüssigkeit verloren.«
»Und du?«, fragte er noch einmal. Er öffnete kurz die Augen, schloss sie aber sofort wieder, weil ihm das Licht zu grell war. Seine Nase fühlte sich trocken und staubig an. Draußen auf dem Hof waren murmelnde Stimmen zu hören, die mal lauter und mal leiser wurden.
»Ich habe Kopfschmerzen und fühle mich, als wäre ich von einer Horde Pferde niedergetrampelt worden.« Ayrlyn hob den Becher und trank, dann reichte sie ihn an Nylan weiter. »Entschuldige, aber ich möchte jetzt nicht aufstehen und noch einen Becher holen.«
Der Schmied verstand. Er trank einen langen Schluck, ließ einen Rest Wasser im Becher und gab ihn Ayrlyn zurück.
Es klopfte leise an der Tür.
Ayrlyn und Nylan wechselten einen Blick. Er wollte die Füße auf den Boden setzen, aber der Raum schien sofort wegzukippen, als er es versuchte.
»Ich kann inzwischen wieder einigermaßen auf den Beinen bleiben.« Ayrlyn gab ihm den Becher, stellte ihre Füße vorsichtig auf den Steinboden und ging langsam zur Tür, wobei sie behutsam einen Fuß vor den anderen setzte.
»Nicht sehr sicher ...«, murmelte der Schmied. Aber Ayrlyn schien sich nach einer Heilung mithilfe jener Ordnungs-Felder, die ganz Candar durchdrangen, rascher zu erholen. Jedenfalls rascher als er.
»Ja?«, fragte Ayrlyn, bevor sie die Tür öffnete.
Zeldyan glitt herein; das Haarband aus Malachit und Silber war wieder an seiner gewohnten Stelle. Nur die Ringe unter den Augen störten den
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