Der Chaos-Pakt
makellosen Eindruck ein wenig. Sie begrüßte Nylan mit einem Nicken, dann wandte sie sich an Ayrlyn, die sich auf einen Stuhl gesetzt hatte.
»Noch nie hat bisher jemand ein Kind vom Chaos-Fieber geheilt. Ihr seid Engel.« Die Augen der Regentin waren klar und hell. »Das Leben schafft immer einen Ausgleich. Ihr habt mir meinen Gefährten genommen und meinen Sohn gerettet.«
»Wir hätten Euch Euren Gefährten lieber nicht genommen ...«, keuchte Nylan. Er unterdrückte ein Husten und versuchte, die Kopfschmerzen zu ignorieren, die sich anfühlten, als würde ihm mit einer Streitaxt der Schädel gespalten.
»Nein, Magier, das weiß ich. Er wusste es auch. Er wurde gezwungen ... er wurde zu dieser Schlacht regelrecht gezwungen. Hätte er länger geherrscht, dann hätte er sie vielleicht vermeiden können.« Zeldyan lächelte traurig. »Würden die Dinge anders stehen ... ich gebe die Hoffnung nicht auf, aber man kann wohl nichts ändern. Dieses Mal wart Ihr zur Stelle. Nesslek geht es schon besser, er trinkt bereits wieder.« Sie hielt inne. »Dies hat Euch beiden all Eure Kräfte abverlangt, wie ich sehe?«
»So kann man es sagen«, gab Nylan zu.
»Ich will Euch nicht weiter behelligen, sondern Euch nur danken.« Sie wandte sich an Ayrlyn. »Eines Tages wird Euch ganz Lornth dankbar sein.«
»Wir sind froh, dass es Nesslek besser geht«, antwortete Ayrlyn.
Nylan nickte zustimmend.
»Ich auch. Wir sind alle froh.« Mit strahlendem Lächeln nickte die Regentin, öffnete die Tür und ging hinaus.
»Das ist schwer zu glauben.« Als die Tür geschlossen wurde, atmete Ayrlyn, die auf dem Stuhl sitzen geblieben war, tief durch.
Zitterten ihre Beine? Hatte sie einfach nur mehr Willenskraft gehabt? Nylan schämte sich beinahe. Ayrlyn musste es so schlecht gehen wie ihm selbst, wenn nicht noch schlechter. Sie hatten sich beide völlig verausgabt.
»Was denn? Dass es ihm besser geht oder dass es für uns so anstrengend war?«, fragte Nylan.
»Beides.«
»Ich habe es bei Ellysia genauso entschlossen versucht, aber es hat nicht funktioniert. Dieses Mal warst du dabei und wir hatten Erfolg.« Er schloss einen Augenblick die Augen, doch es nützte nicht viel. Das Pochen im Kopf wollte nicht aufhören. Er öffnete die Augen wieder.
Ayrlyn runzelte die Stirn. »Ich würde ja gern glauben, dass dies der Unterschied war, aber das stimmt nicht. Du hast den Strom der Ordnung irgendwie anders geleitet.«
»Wie denn?«
»Es war, als würdest du es nicht mehr erzwingen ... als würdest du nicht gegen etwas kämpfen ...« Ayrlyn lachte leise. »Du hast etwas über Bäume gesagt.«
Die Bilder der Bäume ... wie hatten sie ihm helfen können? Er konnte sich vage an das Gefühl erinnern. »Ich glaube, ich habe nicht so sehr versucht, das Chaos zu vertreiben, sondern die Ordnung darum zu legen und es einzuhüllen.«
»Es hat sich anders angefühlt«, wiederholte Ayrlyn.
War das der Unterschied gewesen? Er rieb sich die Stirn. »Ich fühle mich, als hätte mich ein Wagen überrollt ...«
»Trink noch etwas Wasser, du brauchst die Flüssigkeit.«
»Wie mitfühlend du bist.«
»Heiler helfen dem, der sich selbst hilft.« Ayrlyn lächelte spitzbübisch. »Mir tut auch alles weh.« Sie stand langsam auf, holte den Wasserkrug und kam schlurfend zum Bett.
Etwas Wasser spritzte auf Nylans Hände, als sie den Becher auffüllte, aber er war klug genug, den Mund zu halten und dankbar zu trinken.
Dennoch ... er machte sich Gedanken über die Bäume und das Einbinden des Chaos. Er schauderte, als er trank, und hätte sich fast verschluckt.
»Vorsichtig ...«
Musste er wirklich bei allen Dingen vorsichtig sein? Bei jeder Kleinigkeit?
»Wahrscheinlich«, sagte Ayrlyn.
Er unterdrückte ein Seufzen und trank noch etwas Wasser. Vorsichtig.
LI
» S o treffen wir uns wieder.« Fornal sah sich im Turmzimmer um, schritt unruhig vom Tisch zum offenen Fenster und wieder zurück. »Haben wir neue Informationen bekommen? Ich muss bald aufbrechen, wenn wir Truppen aufstellen und die Weißen aufhalten wollen.«
»Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Cyadoraner das Bergwerk einnehmen, bevor du dort ankommst«, sagte Gethen bedächtig, während seine Finger mit dem Pokal spielten, der vor ihm auf dem Tisch stand.
»Und trotzdem hast du mich gebeten, nichts zu überstürzen? Darf ich fragen, was du dir dabei gedacht hast?« Fornals ruhig gesprochene Worte konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Augen zornig
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