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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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das Positive zu sehen. Das verdorrte braune Gras am Rand der staubigen Straße übersah er lieber, genau wie die Hitze unter der erbarmungslos brennenden Sonne.
    »Glaubt Ihr wirklich?«, fragte Tonsar.
    »Wir wollen es doch hoffen«, antwortete Ayrlyn.
    Mit jeder Meile, die sie sich in südlicher Richtung von Clynya entfernten, wurden die Bäume niedriger und spärlicher. Ein Hügel sah aus wie der andere, überall hing das Gras schlaff in der heißen Sonne. Einzelne Flecken voller Unkraut waren bereits braun geworden und immer öfter waren jetzt ausgedehnte Flächen von völlig kahlem Boden zu sehen, wo rötlicher Lehm zum Vorschein kam.
    Nylan fragte sich, ob noch vor dem Sommer die ganze Gegend braun und leblos sein würde. Er wandte sich an Sylenia. »Warst du schon einmal hier im Süden?«
    »Nein, Ser. Ich war einmal in Rohrn, aber weiter bisher noch nicht.« Sie runzelte die Stirn. »Es ist sehr trocken hier.«
    »Und es wird immer trockener, wie ich hörte«, warf Tonsar ein. »Es ist kein schönes Leben, hier unten als Bergmann zu arbeiten. Der Mann meiner Schwester war mal hier, aber er hat es aufgegeben. Zwei Kupferstücke am Tag, eine Matratze, das Essen ... es war viel zu weit von zu Hause weg, auch für den jungen Burschen, der er damals noch war.« Tonsar lächelte Sylenia freundlich an.
    »Wie lange ist das her?« Ayrlyn rieb sich die Nase.
    »Das muss, oh, es ist jetzt sicher zehn Jahre her. Nuria war die Älteste. Sie ist vor zwei Jahren im Winter am Chaos-Fieber gestorben.« Tonsar zuckte mit den Achseln. »Jedenfalls wollte Wesay nicht ins Bergwerk zurück.« Er deutete zum langen Hang, der vor ihnen lag. »Im Spätsommer, sagte er, rollt der Staub wie eine Regenwolke von den Bergen herunter.«
    Nylan zuckte zusammen. Noch mehr Hitze und Staub waren das Letzte, was sie gebrauchen konnten.
    Aus dem Dunst vor ihnen tauchte ein Reiter auf und wich zum Straßenrand aus, um die Gesichter anzustarren, an denen er vorbeiritt. Als er Ayrlyn sah, nahm er sein Pferd herum und setzte sich neben sie.
    Die Heilerin sah ihn an und wartete.
    »Ser Fornal bittet Euch, zu ihm zu kommen«, stammelte der junge Bewaffnete. »Beide Engel, bitte.«
    »Damit seid Ihr der Herr über unsere Rekruten, Tonsar«, sagte Nylan lachend.
    »Leider ...«
    Sylenia lächelte Tonsar verstohlen an, als Nylan an den Zügeln zog und sein Pferd antrieb.
    »Ob sich da eine Liebelei anbahnt?«, fragte Ayrlyn.
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht«, gestand Nylan. »Ich weiß nicht einmal, ob Tonsar verheiratet ist.«
    »Ich glaube nicht, aber spielt das eine Rolle?«, fragte die Rothaarige ironisch lächelnd.
    Falls Sylenia sich wirklich für irgendjemanden interessierte, dachte Nylan, dann sollte Tonsar ihm lieber sein als die meisten anderen, ob es nun frische Rekruten oder vernarbte Haudegen waren. Er hoffte nur, sie würde nicht unter dem Mann zu leiden haben, aber er konnte nicht viel tun. Wenn er ihr den Umgang mit ihm verbot, würde er es nur noch schlimmer machen und womöglich noch Weryl in Gefahr bringen. Er seufzte.
    Der Bote folgte ihnen gerade weit genug, damit Fornal sehen konnte, dass er die Befehle ausgeführt hatte, bevor er sich wieder in den Heerzug einordnete.
    »Vor uns liegt Kula«, erklärte Fornal ihnen. »Die Späher sagen, die Weißen hätten vor ein paar Tagen einige Gehöfte niedergebrannt, hätten sich aber wieder zurückgezogen. Es sei noch genug da, das wir für unsere Zwecke verwenden können.«
    »Ich vermute, sie werden zurückkehren.«
    »Sie werden natürlich wieder auftauchen, aber Kula ist das am weitesten vom Bergwerk entfernte Dorf, es sind beinahe zehn Meilen, und es hat dank des Flusses den ganzen Sommer über Wasser.« Fornal kratzte sich am staubigen Bart. »Derlya hat eigentlich mehr zu bieten, aber es liegt zwanzig Meilen nordwestlich des Bergwerks und für meinen Geschmack viel zu nah an Jerans. Wenn ich nur die Wahl zwischen den Jeranern und den Weißen Dämonen habe, gefällt mir das zwar nicht, aber die Jeraner greifen aus dem Hinterhalt an, die Dämonen jedoch nicht. Daher ...«
    »Daher lagern wir in Kula«, vollendete Ayrlyn den Satz.
    »Genau.«
    Schweigend ritten sie den langen Hügel hinauf, bis sich vor ihnen ein weiteres Tal ausbreitete, eigentlich eher eine flache Mulde zwischen niedrigen Anhöhen, als ein Tal zu nennen. Kula selbst bestand aus einem halben Dutzend Bauernhöfen, die dicht an einem schmalen Fluss lagen. Nylan überblickte das Tal und versuchte, die Spuren der

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