Der Chaos-Pakt
Chaos.« Der Schmied nickte.
»Seltsam ... ich habe auch von ihnen geträumt. Ich frage mich nur ...« Sie schüttelte den Kopf und sah sich zu den ausgehenden Kochfeuern um. »Nun denn ... unsere Schutzbefohlenen warten schon.«
Die meisten angehenden Bewaffneten standen vor dem teilweise umgebauten Schafstall und aßen die letzten Bissen Brot, harten Käse und scharfen Hammeleintopf. Der Ingenieur hatte Schwierigkeiten mit scharfem Hammel zum Frühstück, aber die Leute in Lornth schienen diese Kost zu lieben.
»Ich weiß«, sagte Ayrlyn. »Hammel zum Frühstück. Ob das schwere Fleisch die seltsamen Träume macht?«
»Es ist ein gutes, sättigendes Frühstück«, warf Tonsar munter ein. »Davon bekommt man doch keine schlechten Träume.«
Der Ingenieur schüttelte den Kopf, als Tonsar zu ihm trat. »Seid Ihr bereit fürs Training? Habt Ihr die Leute in Gruppen eingeteilt, wie wir es besprochen haben?«
»Ja, Ser.« Tonsar runzelte die Stirn. »Aber sie sind nicht begeistert davon, mit Holzschwertern zu üben.«
»Sie wären noch viel unglücklicher, wenn mir mit kaltem Eisen üben würden«, erwiderte Ayrlyn.
»Holz ist etwas für kleine Kinder ... sagen sie.«
»Die Dunkelheit möge uns beistehen und uns vor männlicher Eitelkeit schützen«, murmelte die rothaarige Frau. »Sie wollen lieber mit Eisen spielen und sterben.«
Tonsar schluckte schwer.
»Die meisten sind nicht gern hier und fast alle hassen uns.« Ayrlyn betrachtete die zerlumpte Gesellschaft. Obwohl die Sonne gerade erst über dem Horizont stand, flimmerte die Hitze schon über dem Staub.
»Das ist wahr«, stimmte Tonsar zu. »Nur dass sie Euch außerdem noch fürchten.«
»In diesem Fall werde ich wohl lieber gefürchtet als geliebt«, gab Nylan zurück.
»Denk an Ryba«, erinnerte Ayrlyn ihn. »Dies ist nicht die Zeit, um nachsichtig zu sein.«
»Es scheint so, als wäre fast nie die richtige Zeit dazu«, antwortete Nylan. »Jedenfalls nicht hier in Candar.«
»Ich halte dir den Rücken frei«, fügte Ayrlyn hinzu.
»Dann darfst du die zweite Runde übernehmen«, sagte Nylan. »Wir müssen ihnen klarmachen, dass wir beide gefährlich sind.«
»Ihr werdet sie noch einen nach dem anderen umbringen«, sagte Tonsar.
Nylan war nicht sicher, ob der Mann ihn auf den Arm nehmen wollte. »Nein, so leicht kommen sie mir nicht davon. Sie sollen leiden.«
Als Tonsar Nylan mit großen Augen anschaute, ob er wohl einen Scherz gemacht hätte, verdrehte Ayrlyn die Augen.
Der Engel mit dem Silberhaar verzog keine Miene.
Als die Bewaffneten bis auf ein paar unvermeidliche Nachzügler mit dem Essen fertig waren, gab er Tonsar nickend das Signal. »Lasst sie Aufstellung nehmen.«
»Aufstellen!«, brüllte der stämmige Unteroffizier. »Los jetzt, Dersio! Du bist auch gemeint! Und du auch, Ungit!«
»Er klingt wie ein Einschleifer daheim«, meinte Ayrlyn.
»Aber die hier sind schlimmer«, erwiderte Nylan halblaut. »Schlimmer als ein Dutzend Mrans.«
»Hoffentlich nicht. Wir können es uns nicht erlauben, so viele zu töten.«
Nylan atmete langsam durch und ging zur Truppe hinüber, den Blick auf die vorderste Reihe geheftet. Er blieb stehen und betrachtete die Männer noch einen Augenblick, ehe er zu sprechen begann. »Ich halte nicht viel davon, lange um den heißen Brei zu reden.« Nylan sah die zwanzig unfreundlichen, zweifelnden Gesichter an. »Ihr seid Ayrlyn und mir zugeteilt worden, weil man euch als unerfahrene Kämpfer oder Unruhestifter betrachtet. Ehrlich gesagt ist mir ziemlich egal, was andere Leute denken. Wenn ihr die Befehle befolgt und hart arbeitet, kann ich euch versprechen, dass eure Aussichten, zu überleben und wieder nach Hause zu kommen, erheblich besser werden.« Er zuckte mit den Achseln. »Wenn ihr das nicht wollt, soll es mir recht sein. Dann werdet ihr eben beim ersten Scharmützel von den Cyadoranern abgeschlachtet und ich brauche mich nicht mehr mit euch herumzuschlagen.«
Er holte sich einen der Holzstäbe, die Tonsar bereithielt. Er und Ayrlyn hatten elf Stäbe vorbereitet. Er wünschte, sie hätten mehr. Es war nicht möglich, diese Bande mit echten Waffen zu unterrichten, ohne die meisten Leute zu töten oder zu verstümmeln. »Das hier ist ein Übungsschwert. Warum benutzen wir Holz? Weil ihr eure Fehler überleben sollt. Es zwickt und manchmal tut es sogar weh und ab und zu könntet ihr richtig verletzt werden. Die Schmerzen helfen euch hoffentlich beim Lernen.«
»Der hat gut reden ...«
Nylan sah
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