Der Chaos-Pakt
Ellindyja bewohnt hatte, bevor man sie nach Gethenhain ins Exil geschickt hatte. Alle drei sahen einander ähnlich.
Der ältere Mann hob die Schriftrolle. »Ich habe euch schon davon erzählt ...«
Die blonde Frau mit den grünen Augen blickte zum Fenster, vor dem sich über dem düsteren Wald die dunklen Wolken der Frühlingsstürme sammelten. Ein Unwetter braute sich über Lornth zusammen und als die ersten Blitze zuckten, sah sie besorgt zur Tür.
»Ihm wird schon nichts passieren, Zeldyan«, sagte der junge Mann.
»Ich lasse ihn nicht gern allein. Nicht mehr, seit ...« Zeldyan brach ab.
»Dann hole doch den jungen Nesslek herüber. Er ist ganz gewiss nicht alt genug, um aufzuschnappen und weiterzuerzählen, was wir besprechen.« Der ältere Mann lachte.
»Ja, mir wäre wohler dabei.« Zeldyan nickte und stand auf.
Als sie hinausgegangen war, wandte sich der junge Mann an den Älteren. »Glaubst du, sie verhätschelt ihn zu sehr? Sie will ihn ja überhaupt niemandem mehr anvertrauen.«
»In so unsicheren Zeiten ist das wirklich kein Wunder, Fornal. Deine Schwester weiß, dass die Zeit, die sie sich um ihn kümmern kann, begrenzt sein wird. Frauen, die dies nicht begreifen wollen – wie Ellindyja –, sind es, die für Schwierigkeiten sorgen. Die Dunkelheit weiß, dass wir ohnehin schon mehr als genug an Problemen haben.« Der ältere Mann tippte auf die Schriftrolle. »Jetzt könnten wir einen der Weißen Magier gebrauchen, die Sillek auf dem Dach der Welt verschwendet hat.«
»Ihm blieb wohl kaum etwas anderes übrig.«
»Und wir zahlen nun einen hohen Preis für diese Narrheit.« Gethen schüttelte den Kopf. »Und Sillek wusste, dass es eine Dummheit war. Wir haben darüber gesprochen. Aber nein, er war jung und die Grundbesitzer wollten nicht einsehen, dass er weiser war, als er an Jahren zählte. Auch seine geschätzte Mutter hat sich dieser Einsicht verschlossen.«
»Du hasst die Fürstin Ellindyja«, sagte Fornal. »Aber sie war die Einzige, die versucht hat, Silleks Ansehen bei den älteren Grundbesitzern zu mehren.«
»Was die Ehre angeht, so habe ich keine Einwände, Fornal. Ehre und Vertrauen sind die besten Verbündeten jedes Mannes. Die Fürstin Ellindyja jedoch hat ihre ganz eigene Vorstellung von der Ehre über alles andere erhoben und das Vertrauen der Grundbesitzer in Sillek untergraben. Er hätte der größte Herrscher von Lornth werden können und er liebte Zeldyan auf eine Weise, wie sie bei Dichtern häufig beschrieben wird und im wirklichen Leben nur allzu selten vorkommt. Aber seine eigene Mutter hat ihre Freundinnen und die alten Grundbesitzer aufgestachelt, um den Krieg gegen Westwind voranzutreiben. Wo sollte da Ehre zu gewinnen sein?« Gethen zuckte mit den Achseln. »Wir ... bilden jetzt den Rat, der für den Regenten spricht, und das erregt immer Misstrauen. Ildyrom hat ein Auge auf das Weideland geworfen, Karthanos wird von den dämonischen Engeln beschützt und kann im Osten Candars nach Gutdünken schalten und walten.«
Fornal runzelte die Stirn und dachte einen Augenblick nach, ehe er antwortete. »Er wird doch nicht die Westhörner überschreiten und gegen die dunklen Engel vorgehen.«
»Nein, er wird ihr Land nicht antasten. Aber was wird geschehen, wenn er erst Spidlar eingenommen hat? Früher oder später wird er dies gewiss tun. Kann er dann nicht all seine Truppen in den Süden nach Analeria verlegen und in einem Bogen über die südlichen Pässe bis nach Cerlyn vorstoßen?«
Fornal kratzte sich am schwarzen Bart, rieb sich das Kinn und hob den Kopf, als Zeldyan wieder hereinkam und die Tür hinter sich schloss. Sie hatte den blonden Nesslek auf dem Arm. Der Junge schlief.
»Habt ihr über Karthanos gesprochen?«, fragte sie, während sie sich vorsichtig auf dem Lehnstuhl niederließ. »Wir sollten als Erstes über die Schriftrolle reden. Wie lange ist es her, seit wir das letzte Mal etwas aus Cyador gehört haben?«
»Fast eine ganze Generation. Genglois hat eine Schriftrolle in der alten Bibliothek gefunden. Es gibt noch weitere, aber ich habe ihn gebeten, die Suche einzustellen«, sagte Fornal. »Er fand dort einen Hinweis auf die Kupfermine. Genglois sagte, Berphi – der damalige Fürst von Cyador – sei schließlich gestorben und Cyador hätte nichts weiter unternommen.«
Gethen hob die Schriftrolle. »Ignorieren wir nun die Forderung? Bitten wir um eine Entschädigung? Wir können nicht gegen ein anderes Land kämpfen ... nicht nach dem letzten
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