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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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Herbst.«
    »Warum schicken wir nicht einfach eine höfliche, aber nichts sagende Antwort zurück?«, fragte Zeldyan. »Gerade so, als hätten wir sie völlig missverstanden? Sie halten uns sowieso für unwissende Hinterwäldler.«
    »Damit können wir uns vielleicht etwas Zeit erkaufen und das käme uns sicher gelegen«, überlegte Gethen. »Aber warum macht uns der Imperator von Cyador gerade jetzt Schwierigkeiten?«
    »Wie wir von Skiodra und den anderen Händlern, die mit den Außenposten Handel treiben, erfahren konnten ...«
    »Außenposten?«, unterbrach ihn Fornal.
    »Fremden Handelskarawanen ist der Zugang nach Cyador nicht gestattet. Ein paar einzelne Reisende dürfen vielleicht hinein, aber sicher keine Händler. Vor allem nicht mehr, seit die Kyphrer versucht haben, diese abgelegene Hafenstadt zu erobern«, erklärte Zeldyan.
    »Guarstyad«, bestätigte Gethen. »Anscheinend ist dieser Lephi jetzt sehr gegen uns eingenommen. Was wissen wir über ihn?«
    »Manche Cyadoraner mögen ihn nicht besonders. Es gab einen Kampf um die Thronfolge und er hat seinen vom Volk geliebten jüngeren Bruder aus dem Land vertrieben.«
    »Daran erinnere ich mich«, sagte Fornal. »Am Ende hat der ältere Bruder den jüngeren heimtückisch ermordet, aber man hat es so hingestellt, als sei es ein offener Kampf gewesen.« Der dunkelhaarige Mann lächelte verschlagen. »Jüngere Brüder werden wohl oft vom Volk geliebt, denke ich. Besonders wenn sie tot sind.«
    »Ich glaube nicht, dass Relyn tot ist«, sagte Zeldyan. »Und dein Kommentar missfällt mir sehr. Ich habe immer euch beide geliebt.«
    Fornal schlug den Blick nieder. »Entschuldige, Schwester. Das war unangebracht.«
    »Was hältst du nun von Zeldyans Idee?«, fragte Gethen, dessen wettergegerbtes Gesicht seine Gedanken nicht verriet.
    Der junge Mann nickte. »Wenn wir ausweichend genug antworten, können wir dafür sorgen, dass mehrere Botschaften hin und her gehen. Natürlich müssen wir unser Bedauern zum Ausdruck bringen, dass wir so lange nichts mehr vom großen, mächtigen Cyador gehört haben.«
    »Früher oder später müssen wir dann natürlich trotzdem entweder nachgeben oder uns ihnen widersetzen«, warnte die blonde Frau.
    »Ein schneller Bote braucht fast zwei Achttage bis Cyad«, erklärte Gethen. »Und man kann nicht erwarten, dass wir schon am nächsten Tag auf eine solche Botschaft antworten.«
    »Nun gut«, sagte Zeldyan, indem sie die Bluse öffnete und Nesslek anlegte. »Wir können uns eine Jahreszeit oder vielleicht sogar ein ganzes Jahr erkaufen. Aber was soll danach werden?«
    »Gebt Ildyrom die Kupfermine«, schlug Fornal vor, »und lasst ihn sich mit Cyador herumschlagen. Sehr ehrenhaft wäre das allerdings nicht.«
    »Selbst wenn es ehrenhaft wäre, würde ich eine andere Vorgehensweise bevorzugen«, erwiderte Gethen. »Aber je länger es dauert, bis wir einem anderen Land auf dem Schlachtfeld gegenübertreten müssen, desto besser.«
    Die drei nickten, wenn schon nicht gleichzeitig, so doch wenigstens einmütig.

 
VII
     
    I m trüben Schein der dicken Kerzen – eine auf jedem der sechs Tische – schob Nylan seinen Teller weg. Er hatte zu viel und zu schnell gegessen. Dann lächelte er über die Ironie dieses Gedankens. Vor einem Jahr wären sie beinahe verhungert, was sicherlich Ellysias Schwäche verstärkt und das Chaos-Fieber begünstigt hatte, an dem sie schließlich gestorben war. Ellysias Tochter Dephnay war als Waise zurückgeblieben. Jetzt hatte Westwind Vorratskammern, die so gut gefüllt waren wie Nylans Bauch.
    Außerdem war Blynnal eine erstklassige Köchin.
    Ryba hatte schon den Stuhl zur Seite geschoben. Von der Glut im Ofen strahlte noch etwas Wärme und Licht in den großen Raum. Die Marschallin wiegte Dyliess sachte in den Armen.
    »Das war gut«, meinte Huldran.
    Nylan nickte.
    Während sie die schläfrige Dyliess an die Schulter drückte und ihr den Rücken tätschelte, schob Ryba den Stuhl noch weiter zurück und wandte sich an Ayrlyn. »Kannst du etwas für uns singen?«
    »Ich hole meine Lutar.« Die Heilerin und Sängerin stand auf, Istril schloss sich ihr an.
    »Es ist gut, dass Ayrlyn Istril und Llyselle die Lieder beibringt«, bemerkte die Marschallin leise.
    »Ich wusste gar nicht, dass Llyselle sie jetzt auch lernt.« Nylan trank einen großen Schluck Wasser aus seinem Becher. Den bitteren heißen Tee trank er abends nur noch, wenn seine Muskeln von der Schmiedearbeit überanstrengt waren, was aber zum

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