Der Chaos-Pakt

ausreifen, passiert nichts.«
    »Eins gegen eins haben sie keine Chance gegen einen Spiegellanzenkämpfer«, fügte Miatorphi hinzu.
    Major Piataphi runzelte die Stirn. »Ein paar wohl doch. Einer ihrer Anführer hat mit einem Hieb eine Klinge und einen Schild glatt durchgeschlagen. Funssa hat den Schild mitgebracht. Ein anderer hat mit einem Kurzschwert eine Lanze und einen Säbel zerstört.«
    »Dann ... dann müssen wir größere Gruppen schicken.«
    »Das ist nicht das Entscheidende«, gab Piataphi zurück. »Es bedeutet, dass sie neuerdings Klingen mit scharfen Schneiden schwingen und nicht mehr die Metallprügel, die sie Schwerter nennen.«
    Die beiden Hauptleute warteten.
    Nach kurzem Überlegen fuhr der Major fort. »Je eher wir sie beseitigen, desto besser. Habt Ihr das Lager ausfindig gemacht?«
    »Wir glauben, es ist dort.« Azarphi deutete auf die Karte. »Einer der kleineren Orte, wo wir beim ersten Angriff jeden Widerstand gebrochen haben.«
    »Nehmt die Vierte und die Sechste Kompanie der Lanzenreiter.« Major Piataphi runzelte die Stirn. »Und nehmt auch die Achte mit. Greift ihr Lager an. Ihre Ehre wird sie zwingen, es zu verteidigen, wenn wir angreifen – und das wird ihr Ende sein.«
    »Und wenn sie nun etwas Vernunft zeigen und sich zurückziehen?«, fragte Miatorphi.
    »Dann verlieren wir nichts. Zerstört das Lager, macht es dem Erdboden gleich. Dann können sie es nicht mehr benutzen. In dieser Weise machen wir weiter, bis sie keinen Platz mehr für ihr Lager finden.« Der Major lächelte grimmig. »Und wir bewegen uns jetzt nur noch in Gruppen von mindestens zwei Kompanien Stärke. Das sollte ihre Versuche vereiteln, unsere Soldaten einen um den anderen einzeln zu töten.«

 
LXXII
     
    N ylan ließ den Hammer sinken und drehte die abkühlende Klinge. Sie sah gut aus und fühlte sich richtig an. Aus dem Halbschatten unter dem vorspringenden Dach blickte er zum zertrampelten Gras hinter der Koppel, wo Ayrlyn die Rekruten in der schon recht heißen Vormittagssonne die letzte Übung wiederholen ließ.
    Er lächelte. Nach den Gefechten in der letzten Zeit gab es kein Murren mehr, wenn die Leute üben sollten. Ein Grund dafür war sicher die Tatsache, dass einige von denen, die sich ungeschickt oder störrisch gezeigt hatten, gefallen oder verletzt waren. Weder die anderen Rekruten noch die Berufssoldaten nahmen am Training teil. Nicht mehr lange, und die Ausbildung der Trupps, die von den Engeln geführt wurden, wäre abgeschlossen.
    »Du kannst jetzt aufhören zu pumpen«, sagte der Schmied zu Sias. »Mach eine kurze Pause.«
    Fornal kam zur improvisierten Schmiede geschlendert, als der Lehrling zum Brunnen trottete und Nylan die Klinge ins Abkühlbecken steckte. Es war nur Brackwasser darin, das bei weitem nicht so gut wirkte wie die Mischung, die er auf dem Dach der Welt verwendet hatte.
    »Jetzt verstehe ich, warum Ihr Euren Rekruten nicht erlaubt habt, mit Schwertern zu üben«, sagte Fornal. »Aber brechen die schmaleren Klingen nicht öfter?«
    Nylan legte das Schwert auf die Steine des Schmiedeofens, wo es weiter abkühlen konnte, ehe er sich umdrehte und dem schwarzbärtigen Regenten antwortete. »Das ist möglich. Wir bilden die Rekruten aber darin aus, die Schläge nicht direkt abzufangen, weil das für den Kämpfer wie für die Klinge eine große Belastung ist. Außerdem geht es ja nicht darum, das Schwert zu beschädigen, sondern den Feind zu töten.«
    Fornal nickte. »Ihr habt ganz andere Vorstellungen von Waffen als wir.«
    »Das mag sein. Wir kämpfen nicht gern.« Der Schmied zuckte mit den Achseln. »Aber wenn wir schon kämpfen müssen, dann wollen wir es wenigstens so schnell wie möglich hinter uns bringen und dafür sorgen, dass wir selbst und unsere Leute so wenig wie möglich gefährdet werden.«
    »Denken alle Engel so?«
    »Die meisten schon. Ryba liebt es, ihre Gegner so schnell wie möglich zu demütigen. Sie ist gut genug, dass sie in dieser Hinsicht noch nie ein Problem hatte.« Er blickte über Fornals Schulter und bemerkte eine Staubwolke auf der Straße, die in den Süden führte. »Habt Ihr Späher ausgeschickt? Da reitet jemand sehr schnell.«
    Der dunkelhaarige Regent blickte kurz nach Süden, dann drehte er sich wieder zu Nylan herum. »Das sind unsere Leute. Vielleicht sind die Cyadoraner im Anzug.«
    »Es würde mich überraschen, wenn sie nicht allmählich in Bewegung kämen. Imperien mögen es nicht, wenn sie von Wespen gestochen werden, auch wenn es