Der Chaos-Pakt
traditionelle Weise zu führen und sicher zu verlieren.«
»Jedes Mal, wenn wir mit etwas Neuem kommen, fällt es ihm schwerer, darauf einzugehen«, wandte Ayrlyn ein.
»Damit hast du leider vollkommen Recht.« Nylan drehte sich auf der unebenen Matratze herum und stieß gegen Ayrlyn.
»He, pass auf.«
»Entschuldige.«
»Schöne Träume.«
Im Dunkeln zuckte der Schmied die Achseln. »Ich weiß nicht, ich träume ständig von Bäumen.«
»Du auch? Immer noch?«
»Soll das heißen, dass die Bäume auch in deine Träume eindringen?«
»Eigentlich sind es keine Träume«, sagte Ayrlyn nachdenklich. »Die Bilder fühlen sich nicht wie Träume an. Es ist eher so, als würde ich lernen, die Dinge auf eine neue Art und Weise zu betrachten.«
»Auf eine neue Art und Weise? Das muss doch etwas bedeuten.«
»Es ist ja schon etwas geschehen«, erklärte sie. »Es hat geholfen, Nesslek zu heilen. Vielleicht gibt es noch mehr, bei dem die Bäume helfen können.«
»Bäume sollen uns helfen, unser Problem zu lösen?« Der Schmied schüttelte den Kopf. »Wohl kaum. Ich wünschte nur, ich wüsste, was es zu bedeuten hat.« Wieder drehte er sich herum, etwas vorsichtiger dieses Mal, und berührte ihre Schulter.
Sie hauchte ihm einen Kuss auf den Hals. »Schlaf gut.«
LXXVIII
N ylan schob den Schlapphut zurück, den er seit einiger Zeit trug, wenn er in der Sonne arbeitete, soweit er nicht gerade die Ausbildung der Rekruten beaufsichtigen musste oder mit einem Spähtrupp unterwegs war. Der Stoff war jetzt schon von Schweiß getränkt, dabei war der Vormittag noch nicht einmal sehr weit fortgeschritten.
Er rührte den Brei im zweiten Behälter um, setzte den Deckel aus Steingut rasch wieder auf und ging zum dritten weiter, wo ein feuchter Fleck unter dem Boden verriet, dass schon wieder ein Stück seiner Kupferarbeiten nicht hielt, was es versprochen hatte. Warum musste er immer durch solch unangenehme Fehler lernen?
Weil man anders überhaupt nicht lernen kann, du Trottel. Er holte noch einmal tief Luft und versuchte, die harten Muskeln zu entspannen, die sich wie Drähte vom Nacken bis zu den Füßen spannten.
Sylenia, die Weryls Hand hielt, ging mit dem Jungen langsam an den Tontöpfen vorbei zum Brunnen. Der gelblich graue Staub stob vor ihren Sandalen auf. Naserümpfend blickte sie zu Nylan. »Es riecht schrecklich. Schlimmer als die Bierfässer in Niset.«
»Riech ... tah«, meinte Weryl. Abrupt setzte er sich auf den Hosenboden.
»Es wird bald nachlassen.« Nylan schob den Deckel auf den Topf. Wenigstens kam die Gärung in der sommerlichen Hitze in Lornth rasch in Gang.
Sylenia bückte sich und nahm Weryls Hand, um ihn wieder auf die Füße zu ziehen. »Komm schon, wir müssen Wasser holen.«
»Wasah.«
»Ja, Wasser«, stimmte Sylenia zu.
Nylan ging zum nächsten Topf. Er hatte zwei Destillierkolben aus Bronze und Messing vorbereitet. Einer musste repariert werden, denn er hatte ein kleines Loch, das Nylan vorher nicht gesehen oder gefühlt hatte, der zweite hatte keinen Deckel. Er hatte die Herstellung des Deckels zurückgestellt, bis er wusste, ob er überhaupt die nötigen Rohrleitungen bauen konnte.
Der heiße Wind fegte über den gelben Boden, wirbelte kleine Sandkörner hoch, die auf der bloßen Haut wie Nadelstiche zwickten. Nylan blinzelte sich ein Sandkorn aus dem Auge, als der Wind sich wieder legte.
Lewa kam und rümpfte ebenfalls die Nase. »Ihr braut da einen dämonischen Saft, Ser Nylan.«
»Das ist erst der Anfang, Lewa.« Nylan rückte sich den schweißfeuchten Hut zurecht. »Wir brauchen noch viel mehr Gärbehälter oder Messingtöpfe. Dies hier ist eigentlich erst ein Versuch, um zu sehen, wie die Gärung abläuft.«
»Ich bitte um Verzeihung, Ser ... aber warum kocht Ihr das Dickgras?«
»Sagen wir einfach, wir arbeiten an einer Methode, um möglichst viele Cyadoraner zu erledigen und dabei möglichst wenig eigene Leute zu verlieren.«
»Ah ... hmm.«
Nylan reagierte auf den Gesichtsausdruck und die Bemerkung, die Lewa sich verkniffen hatte, mit einem freundlichen Lächeln. »Glaubt Ihr nicht, die meisten Männer würden lieber mit ein paar Cyadoranern weniger kämpfen und bessere Chancen bekommen zu überleben?«
»Nun ... ja, Ser.« Lewa nickte.
Lewa ging und Nylan beobachtete, dass der Mann zielstrebig zum Regenten marschierte, um wieder einmal mit einer neuen Klage über die seltsamen Engel seine Aufwartung zu machen. Er holte tief Luft und kehrte den Töpfen den
Weitere Kostenlose Bücher