Der Chaos-Pakt

litt fast ständig unter Austrocknung. Er tupfte sich mit dem Unterarm die Stirn ab, richtete sich etwas im Sattel auf und versuchte, seine Arm- und Beinmuskeln zu entspannen.
    Dann drehte er sich im Sattel um. Kein Lüftchen wehte und der gelblich-graue Staub, der von den Pferden ihres Trupps hochgewirbelt wurde, sank sofort wieder zu Boden. Anzeichen anderer Reiter, etwa der Weißen Lanzenreiter, konnte er nicht erkennen. Abgesehen von den endlosen Hügeln mit dem braunen Gras, das mit jeder Meile, die sie weiter nach Süden vordrangen, spärlicher wurde, gab es nicht viel zu sehen.
    Rechts neben ihm kämpfte Ayrlyn im Reiten mit der einfachen Landkarte und blickte mehrmals zwischen dem Weg und der Karte hin und her.
    »Wie kommen wir voran?«
    »Wenn die Karte und die Späher richtig liegen, dann müssten wir bald einen Wasserlauf erreichen.«
    »Ich hoffe es.« Er betrachtete die beiden leeren Wasserflaschen. Eine dritte, noch gefüllt, hing an den Sattelgurten.
    Vor ihnen wand sich der Weg um einige Hügel, auf denen wie überall sonst braunes Gras stand. Nach jedem Hügel, den sie hinter sich ließen, tauchte ein neuer auf, als würden sie sich bis zu einem Horizont erstrecken, den man nie erreichen konnte. Den letzten Baum hatten sie kurz hinter Syskar gesehen.
    »Hab Vertrauen«, sagte Ayrlyn lachend.
    »Ich habe Vertrauen. Ich vertraue fest darauf, dass alles so schwierig werden wird, wie es überhaupt möglich ist.«
    »Das ist Skepsis, kein Vertrauen.«
    »Ich setze großes Vertrauen in meine Skepsis.«
    Tonsar räusperte sich, schwieg aber dazu.
    Von den Reitern hinter ihnen war ein leises Raunen und hin und wieder ein Murmeln zu hören. Worte, die nicht die Ohren der Anführer erreichen sollten. Nylan konnte sich freilich denken, in welchem Tonfall welche Gedanken geflüstert wurden.
    Die Sonne stand fast senkrecht über ihnen und Nylan hatte ein Drittel der letzten Wasserflasche ausgetrunken, als der Weg auf einmal in eine Senke hinunterführte, tief zwar, aber nicht direkt eine Schlucht zu nennen, weil die Hänge auch hier überwiegend mit Gras bedeckt waren. Hier und dort ragten Felsen hervor, wo ein schmaler, gewundener Wasserlauf das Erdreich weggeschwemmt hatte.
    »Siehst du?«, wandte Ayrlyn sich grinsend an Nylan.
    »Dann hat Siplor also Recht behalten«, warf Tonsar ein.
    »Gut.« Nylan blickte nach Süden und nach Westen, aber nichts rührte sich. Es gab nur Hügel mit braunem Gras, die Sonne und sie selbst.
    »Füllt ein Stück bachaufwärts die Wasserflaschen nach und sorgt dafür, dass die Pferde getränkt werden«, befahl Ayrlyn.
    »Es wird eine Weile dauern«, bemerkte Nylan mit einem kurzen Blick zum Bach. »Er ist höchstens eine Elle breit. Und wir sollten mit den Ordnungs-Kräften oder wie du es nennst das Wasser reinigen.«
    »Das hatte ich auch vor.«
    Tonsar zog sein Pferd herum und richtete sich in den Steigbügeln auf. »Zeit zum Tränken! Wechselt euch ab, versaut mir nicht das Wasser und füllt eure Flaschen ein Stück weiter den Bach aufwärts. Passt auf, dass die Pferde nicht in den Bach trampeln.«
    Leises Murmeln erhob sich und erstarb wieder. Der stämmige Bewaffnete lenkte sein Pferd zu den Engeln zurück.
    »Ist dies der letzte Bach?« Nylan stieg ab und blieb auf dem staubigen Ufer neben einem zottigen Busch mit grauen Blättern stehen, während sein Pferd trank.
    »So steht es jedenfalls auf der Karte«, bestätigte Ayrlyn, nachdem auch sie abgestiegen war.
    »Er verliert sich ein paar Meilen weiter im Süden, während der Weg nach Westen abbiegt und auf eine Hauptstraße trifft, die von Lornth zu einem Ort namens Syadtar führt. An dieser Straße liegt auch das Bergwerk. Ich nehme an, dass es früher eine Handelsstraße war, bevor die Cyadoraner den freien Handel unterbanden.«
    Nylan sah sich zu Tonsar um.
    Der Bewaffnete spreizte die Finger beider Hände. »Ich kann dazu nichts sagen. Ich komme aus dem Norden von Lornth, aus der Nähe von Carpa. Siplor stammt aus einem Dorf östlich von Clynya. Er sagt, es gäbe keine weiteren Wasserläufe mehr, aber ...«
    Nylan löste seine drei Wasserflaschen vom Sattelgeschirr und sah sich zu Ayrlyn um. »Kannst du auf die Pferde aufpassen, während ich die Wasserflaschen fülle?«
    »Kannst du sechs Stück schleppen?«
    »Es wird schon gehen.«
    »Drei Wasserflaschen für jeden?« Tonsar balancierte auf dem schmalen Kiesstreifen, während sein Grauer das Wasser schlürfte.
    »Wir kommen aus einem viel kühleren Land«, erklärte