Der Chaos-Pakt
abbekommen. »Sie konnten die Gebäude nicht verbrennen, weil sie durch Erdaufschüttungen geschützt sind, aber sie haben die Leute erwischt, die noch in Zelten schliefen. Dann haben sie die Pferde, die Wagen und das Heu angezündet.«
»Und trotz der Erdwälle haben sie auch ein Mannschaftsquartier und die kleine Mühle zerstört«, fügte der Major hinzu.
»Das hat eine Weile gedauert. Die meisten Leute konnten noch heil herauskommen. Die Pferde hatten weniger Glück.« Miatorphi zupfte den Ärmel von einer Brandwunde auf seinem Arm.
»Das ist keine Taktik, wie die Barbaren sie anwenden würden«, erklärte Azarphi. »Kein Barbar, von dem wir gehört haben, würde sich so verhalten. Es müssen Dutzende gewesen sein.«
»Nein«, erwiderte Miatorphi langsam. »Es waren weniger als ein Zug. Sie hatten auch keine Wagen. Wir haben die Spuren gefunden. Die Feuerkugeln sind aus dem trockenen Bachbett im Süden gekommen. Sie mussten nahe heran.«
»Weiße Magie?«, fragte der Major. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie das gegangen sein soll. Eine Weiße Feuerkugel, wie die Magier sie abschießen, sieht man kommen. Diese hier haben erst gezündet, als sie eingeschlagen sind.«
»Wir haben Tonscherben gefunden«, fügte Miatorphi hinzu.
»Also dann ...« Piataphi schürzte die Lippen. »Ein disziplinierter Angriff bei Nacht. Das haben die Barbaren noch nie getan. Gezielte Feuerkugeln, aber keine Wagen, keine Magier und weniger als ein Zug Kämpfer. Dennoch haben wir beinahe achtzig Pferde verloren, abgesehen von denen, die weggelaufen sind oder so schlimme Verbrennungen abbekommen haben, dass wir sie später haben töten müssen. Futter gibt es kaum noch, drei Wagen mit Vorräten sind eingeäschert. Ganz zu schweigen von den achtzehn Mann, die verbrannt sind, von den Quartieren und der Mühle. Habt Ihr einen Vorschlag, wie ich dies Seiner Majestät erklären soll?«
Die Hauptmänner schluckten. Miatorphi starrte auf die Asche, wo einst eine Pferdekoppel gestanden hatte.
Azarphi grinste nervös. »Könntet Ihr nicht den Engeln die Schuld geben?«
»Wo habt Ihr von ihnen gehört?«, fragte der Major.
Der jüngere Hauptmann zuckte mit den Achseln. »Man hört eben so Einiges, Ser. Gut möglich, dass ein paar Engel den Barbaren helfen.«
»Wie wahrscheinlich ist das? Angeblich haben die Barbaren doch im letzten Herbst noch gegen die Engel Krieg geführt. Warum sollten die Engel sie jetzt gegen uns unterstützen?«
»Es sind schon seltsamere Dinge geschehen. Übrigens, Ser, Ihr müsst ja nicht direkt sagen, dass es die Engel waren. Ihr könntet es gewissermaßen andeuten ... ich meine, wie sollten die Barbaren von selbst auf Feuerkugeln kommen? Und sie mögen Pferde ... die Barbaren meine ich. Ihr habt doch sicher den Witz gehört ... Wisst Ihr, wer bei den Barbaren als abartig gilt?« Um der Wirkung willen machte Azarphi eine kurze Pause. »Einer, der seine Frau lieber mag als sein Pferd.«
Miatorphi schüttelte den Kopf.
Der Major kratzte sich abwesend am Kinn, zuckte zusammen, runzelte die Stirn. »So hatte ich es mir noch nicht überlegt. Ja ... wir könnten diese Punkte zur Sprache bringen.« Er lächelte hart. »Aber wir müssen auch zurückschlagen. Wir müssen nicht unbedingt ihre Krieger treffen, aber wir müssen ihnen zeigen, dass man Cyador nicht zum Narren halten kann.«
Die anderen beiden nickten.
LXXXIII
D ie Kerze flackerte hinter dem rußigen Glas und schickte ihre Wärme, so gering sie auch war, in den Hauptraum des Wohnhauses.
Nylan wünschte, er könnte sie löschen. Er hätte sich über jedes Nachlassen der Hitze, und sei es noch so gering, gefreut. Aber er beschränkte sich darauf, seinen Becher Wasser auszutrinken und nachzufüllen. Dann sah er zu Ayrlyn, die nickte. Er füllte auch ihren Becher auf.
Auf der anderen Seite des Tisches saß Fornal, der gerade einen kleinen Schluck vom beinahe umgeschlagenen Wein trank und das Gesicht verzog. Er nahm noch einen zweiten Schluck und stellte den Becher fest genug auf den wackligen Tisch, dass die Flüssigkeit hin und her schwappte.
»Einen ganzen Achttag lang haben sie nichts unternommen. Und wir haben nichts unternommen, außer sie zu beobachten«, sagte der Regent. »Nichts. Die Bewaffneten werden unruhig.«
»Also ... wollen sie lieber früher sterben?«, fragte Ayrlyn.
Fornal warf einen harten Blick zu der rothaarigen Frau.
»Die Cyadoraner werden uns nicht direkt angreifen. Wenn Ihr kämpfen wollt, müsst Ihr sie hinter
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