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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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ihren Mauern angreifen. Könnt Ihr schätzen, wie viele Bewaffnete Ihr dabei verlieren würdet?«
    »Die sitzen einfach nur da herum«, klagte Fornal.
    »Sie werden es uns heimzahlen«, prophezeite Nylan, »aber sie werden nicht unsere Bewaffneten angreifen. Sie werden ihre Wut an einem Dorf oder einer Stadt auslassen.«
    »Feiglinge.«
    »Was erwartet Ihr?«, fragte Nylan. »Sie haben wahrscheinlich einen Zug Bewaffnete und ein Viertel ihrer Pferde verloren.«
    Lewa runzelte die Stirn und leckte sich nervös die Lippen. Huruc beobachtete Lewa einen Augenblick gelassen, bevor er die Aufmerksamkeit wieder auf den Regenten mit dem schwarzen Bart richtete.
    »Eine Verschwendung. Fast einhundert Pferde.« Fornal schüttelte den Kopf. »Und wozu?«
    »Das wird gut einhundert ihrer Bewaffneten daran hindern, in den Sattel zu steigen und den Versuch zu unternehmen, Euch zu töten«, erwiderte Nylan. Er machte sich nicht die Mühe, Fornals Übertreibung richtig zu stellen. Sie hatten schätzungsweise achtzig Pferde getötet oder verstümmelt. Schlimm genug, wenn man bedachte, dass die Pferde keine Schuld trugen. Auch die Lanzenreiter waren im Grunde unschuldig. Die Folgen eines Krieges trafen nur selten die Herrschenden, die ihn befohlen hatten. Pferde, einfache Bewaffnete, Außenstehende ... sie alle traf der Krieg mit voller Härte. Er hätte beinahe vor Zorn geschnaubt, als er an den armen Fürsten Sillek denken musste. Dem war es nicht egal gewesen und soweit Nylan wusste, war er einer der wenigen Anführer gewesen, die selbst den Tod gefunden hatten. »Euer Feind kann nicht gegen Euch kämpfen, wenn er nicht zu Euch kommen kann.«
    Huruc setzte ein leises ironisches Lächeln auf.
    »Warum könnt Ihr nicht heute Nacht oder morgen noch einmal angreifen?«, fragte der Regent. »Auf die gleiche Weise wie das letzte Mal? Vielleicht könnt Ihr noch einmal Feuerkugeln auf die Bewaffneten schleudern.«
    »Beim letzten Angriff haben wir den gesamten Alkohol verbraucht. Ich werde frühestens in einem Achttag genug für einen kleinen Angriff haben.« Nylans Kopf pochte, deshalb fügte er hinzu: »Es könnten auch ein paar Tage weniger sein. Außerdem rechnen die Cyadoraner mit einer Wiederholung. Wir müssen jetzt etwas Neues versuchen.«
    »Diese Art zu kämpfen ...« Fornal schüttelte wieder den Kopf. »Ich bin wirklich froh, dass die älteren Grundbesitzer weit entfernt sind.«
    »So muss man es machen, wenn der Gegner mehr Gerät und Leute hat. Ihr sorgt dafür, dass seine Stärke sich zu seinem Nachteil auswirkt. Was glaubt Ihr, was die Lanzenreiter, die keine Pferde mehr haben, jetzt empfinden?«
    »Sie sind wütend«, meinte Huruc. »Einige werden sich wohl fragen, warum ihre Anführer nicht die Pferde beschützen konnten. Es wird noch schlimmer werden, wenn ihre Bewaffneten so sind, wie ich sie kenne.«
    »Dann werden sie umso mehr unschuldige Bauern abschlachten. Bauern sollten nicht in einem Krieg sterben, Bewaffnete schon.« Fornal schüttelte den Kopf. »Anführer sollen ihr Volk beschützen.«
    Lewa nickte weise, dass ihm die Ohren wackelten.
    »Wie viel Schutz werden sie haben, wenn die Cyadoraner sich Euretwegen keine Gedanken mehr machen müssen?«, fragte Nylan leise.
    »Ihr ... Ihr seid schlimmer als ein Weißer Magier, Engel.« Fornal trank wieder einen Schluck Wein. »Die Bauern müssen wir schützen. Deshalb dulde ich Eure Taktik, aber ich muss nicht glücklich darüber sein, dass ich mich wie eine Schlange aufführen und durchs Gras schleichen soll, oder wie eine Bergkatze, die nur im Schutz der Nacht angreift.«
    »Ich wünschte, es wäre einfacher«, gab Nylan zurück, »aber wir tun unser Bestes, um sie aufzuhalten.«
    »Niemand stellt Eure Tapferkeit infrage, Engel.« Fornal stand auf. »Auch ich wünsche mir, es gäbe einen anderen Weg, aber ich kann keinen sehen. Niemand wäre in der Lage, einen anderen Weg zu gehen, und das erzürnt mich. Ich bin eben nicht froh darüber, wenn ich zusehen muss, wie gute Pferde sterben ... sie hätten uns nützlich sein können.« Er trank einen letzten Schluck Wein und zuckte zusammen, als er den Becher abstellte. »Immer noch zu warm, immer noch zu sauer.«
    Ohne ein weiteres Wort ging Fornal in seine Kammer und schloss hinter sich die Tür. Fest genug, dass der Tisch wackelte.
    Langsam, mit versteinertem Gesicht, stand Lewa auf und verabschiedete sich mit einem Nicken. »Wir werden morgen eine Patrouille ausschicken.« Er ging durch die offene Vordertür hinaus.

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