Der Chaos-Pakt
Auseinandersetzung ein.
»Ah ... und wenn sie neue Vorräte schicken, dann machen wir das einfach noch einmal?« Tonsar strahlte, dann runzelte er die Stirn. »Aber sie werden beim nächsten Mal noch mehr Lanzenkämpfer schicken.«
»Mehr Lanzenkämpfer brauchen mehr Proviant«, meinte Nylan trocken.
Tonsar kratzte sich am Kopf.
Ayrlyn schüttelte sich und hustete. Ihr Pferd tänzelte im dünnen Gras auf dem Sand, der auf dem Hügel lag, zur Seite und warf mit den Hufen Staubwolken hoch, die sich als neue Schicht über die bereits grau gefärbten Beine des Braunen legten. Die rothaarige Frau beruhigte das Tier und sah sich zu Nylan um. »Es sind drei Proviantwagen. Soweit ich es sehen kann, ist weniger als ein Zug zur Bewachung dabei und der Begleitschutz ist nicht sehr aufmerksam.«
»Bogenschützen?«
»Ich habe keine ausmachen können.«
Der Engel mit dem silbernen Haar nickte.
»Ich habe schon einmal beobachtet, wie jemand mit einem Glas gespäht hat, doch so etwas habe ich noch nie gesehen. Aber sie ist schließlich auch ein dunkler Engel.« Der Unteroffizier, der neben Nylan auf seinem Pferd saß, hustete.
»Danke, Tonsar, aber ich bin nur eine Heilerin, die den Wind spüren und nutzen kann, um einige Dinge zu erkennen, die nicht zu weit entfernt sind.« Sie richtete sich etwas auf und setzte sich im Sattel zurecht. »Wir müssen uns jetzt bereit machen.«
»Auf die Positionen«, befahl Nylan.
»Nehmt die Positionen für den Angriff ein! Für den Angriff!«, befahl Tonsar. »Wir werden die Weißen Dämonen vernichten.«
Die Engel lenkten ihre Pferde hinunter zur Kurve und zum Hügel, wo schon ein getarnter Ansitz für die Bogenschützen vorbereitet war. Tonsar ritt zur zweiten Kurve. Dort sollte sich der Rest der Truppe für den Angriff bereithalten.
Zwei weitere Reiter – Ailsor und Buretek – lösten sich aus Tonsars Gruppe und setzten sich hinter die Engel. Zu viert ritten sie zur Straße hinunter, die Lornth mit Syadtar verband.
Nylan warf einen letzten Blick zu den hüfthohen glatten Felsen, die sie mühsam aus dem Erdreich befreit hatten. Die Steine blockierten die Straße und versperrten ihren Gegnern den Weg. Bergab oder seitlich ausweichen konnten sie auch nicht, weil dort ein steiler Abhang lag. »Da kommt kein Wagen vorbei.«
»Ganz besonders keiner, der von einem Weißen Dämon gelenkt wird«, meinte Buretek.
»Daran würde sich auch nichts ändern, wenn ein Schwarzer Engel ihn lenken würde«, antwortete Nylan.
Buretek und Ailsor wechselten einen verwunderten Blick und der Ingenieur unterdrückte ein Seufzen. Eine Barriere auf der Straße war eine Barriere auf der Straße. Warum nahmen die Leute in Candar immer alles so persönlich?
»Weil«, antwortete Ayrlyn leise, »weil in primitiven Kulturen alles persönlich ist. Die tieferen Strukturen werden überdeckt durch die Stärke der Persönlichkeiten und die anscheinend willkürlichen Eingriffe natürlicher Kräfte.«
»Woher weißt du ...«
»Ich wusste es einfach.« Sie lächelte leicht und zuckte mit den Achseln.
Ayrlyn schien neuerdings immer häufiger seine Gedanken zu lesen. War auch das eine Folge ihres Umgangs mit den Ordnungs-Feldern?
Die rothaarige Frau zog ihr Pferd nach links herum und ritt noch einmal dreihundert Ellen weit die staubige Straße hinauf, bis sie einen Einschnitt erreichte, von dem aus man hinter den Hügel gelangen konnte.
Die drei Männer folgten ihr schweigend den Hügel hinauf und hinter die Erhebung zu einer flachen Stelle, wo sie von der Straße aus nicht mehr zu sehen waren.
Ayrlyn hielt noch einmal inne, ehe sie abstieg. Wieder verschleierten sich ihre Augen. »Sie sind noch auf der Straße, Späher sind nirgends zu sehen.«
»Dumm«, meinte Buretek.
»Eigentlich nicht«, erwiderte Ayrlyn nachsichtig. »Wer hätte schon jemals die Macht Cyadors herausgefordert und einen Nachschubtransport angegriffen? Gegen Dinge, mit denen man nicht rechnet, wappnet man sich auch nicht. Jedenfalls nicht beim ersten Mal – und manche Leute lernen es nie.« Sie stieg ab und führte den Braunen zu einem Seil, um ihn festzubinden.
»... kommt mir immer noch dumm vor ...«, murmelte der Bogenschütze mit dem kantigen Kinn, während auch er sein Pferd festband. Dann ging er den Hang hinauf.
Was für ein Ungeheuer bist du eigentlich, dass du den Leuten in Candar zeigst, was der totale Krieg bedeutet? Wie willst du diesen Krieg überleben und wie viele werden dafür zahlen müssen? Nylan zuckte zusammen, als
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