Der Chaos-Pakt
oder Trost, aber da war noch mehr.
Brennende Linien flackerten. Weiße Fäden sah Nylan, Kraftströme, die einem chaotischen Energienetz glichen, Feuerkugeln mit weißem Kern und Spuren von Rot, ähnlich denen, die von den Weißen Magiern beim Versuch, Westwind einzunehmen, geschleudert worden waren ...
... und dann verflochten sich die dunklen Ströme der Schwarzen Energie mit dem Weißen Chaos – und die Kräfte glichen einander aus. Die Bäume wuchsen und wuchsen, einige starben zwar und stürzten um, aber bei allen Veränderungen spielten Weiß und Schwarz umeinander und waren stets im Gleichgewicht ... bis der Himmel erzitterte und die Erde erbebte.
Dann brannten weiße Linien durch den Wald. Es war ein Feuer, in dem Licht und Dunkelheit zugleich brannten, während graue Asche wie Regen fiel.
Die Flüsse traten über die Ufer, die weißen Feuer der Spiegel verwandelten Wasser in Dampf. Berge aus Metall rumpelten über die vom Wasser abgeschliffenen Hügel und glätteten sie, ebneten sie ein und erstickten sie unter neuer, fremder Erde und mit Gräsern, die dort nicht wachsen durften.
Grüne Schösslinge kämpften sich durch die Asche und wurden wieder zu Asche verbrannt und ein weiteres Mal bebte und zitterte die Erde.
Reihen aus weißen Steinen fuhren wie Mauern herab und hielten die Bäume hinter Kraftlinien fest, die brannten ... die brannten und brannten, weil die Kräfte des geordneten Chaos eine verkehrte Kraft darstellten, weil das Chaos die Ordnung band ...
Dann kam ein Gefühl, als würde eine sehr lange Zeit verstreichen. Nichts regte sich hinter den Mauern, bis der Himmel wieder bebte und die weißen Wände Risse bekamen und zerfielen und Fäden von weißem Feuer und schwarzer Dunkelheit von eisgekrönten Gipfeln heruntergriffen.
Und der ausgeglichene Strom von Licht und Dunkelheit schwoll wieder an, erfüllt von neuer Zielstrebigkeit und Freude, auch wenn diese menschlichen Gefühle nicht wirklich beschrieben, was ihn bewegte.
Nylan richtete sich abrupt auf und tastete nach Ayrlyn. Aber es hatte sich nichts verändert. Die Äste wisperten immer noch leise im Wind, Insekten zirpten und der Bach gurgelte in der Dunkelheit. Die vier Gefährten am Feuer unterhielten sich mit leisen Stimmen.
»Weißt du, was das war?«, fragte Ayrlyn.
»Die Bilder erinnern mich an die Kräfte, die von den Rationalisten früher bei der Kolonisierung eingesetzt wurden«, meinte Nylan. »Es sah aus, als hätten sie die einheimische Ökologie zähmen wollen.« Er schüttelte den Kopf. »All die Energie.«
»Der Hain ... die Bäume erinnern sich. Das ... das ist schwer zu glauben.« Ayrlyn sprach jetzt mit gedämpfter Stimme. »Glaubst du denn, dieses ... dieses Cyador ... ist womöglich ein Überrest einer Expedition der Rationalisten?«
»Ich glaube schon, aber wie willst du das beweisen? Und würde es etwas ändern?« Nylan zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. In gewisser Weise ist es ein großes Reich.« Er räusperte sich. »Ich frage mich nur, ob dieser Hain ein Teil eines früheren größeren Waldes ist, der ein eigenes Bewusstsein besessen hat ... oder ein Vorposten einer neuen Kolonie ... oder ...«
»Wie du schon sagtest, spielt das keine Rolle. Im Süden ist ein großer Wald, der irgendwie in Zusammenhang mit unserer Ankunft seine Ketten gesprengt hat.«
»Glaubst du, die Cyadoraner sind darüber im Bilde? Ist dies der Grund dafür, dass sie nach Lornth vorstoßen?«, fragte Nylan.
»Ich glaube nicht. Sie können nicht wissen oder fühlen, was die Bäume tun und was der Wald will. Wenn sie es fühlen könnten, dann hätten sie nicht so viel davon zerstört.«
»Das alte Problem ... sorgsame Kultivierung ist immer der bessere Weg.« Der Schmied schüttelte den Kopf. »Glaubst du, unsere Wälder in Guljolm oder Sybra ...«
»Es könnte sein«, sagte Ayrlyn. »Aber da wir vermutlich niemals mehr zurückkehren werden ...«
»Genau.« Nylan rutschte etwas hin und her und sah sich in der Dunkelheit nach Weryl um.
»Da ... reee.« Weniger als zwei Ellen entfernt saß Weryl auf seiner Decke und drehte lächelnd einen Kiefernzapfen in den Händen. Hinter ihm stand eine braune Baumratte auf den Hinterbeinen. Das Tier zirpte einmal und verschwand.
»Er kann nachts sehen wie du«, sagte Ayrlyn.
»Glaubst du, er hat auch gefühlt, was wir ...«
Sie zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich, aber das Gefühl zu empfangen und zu wissen, was es bedeutet, sind zwei verschiedene Dinge. Am stärksten war
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