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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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Blumen hoben die Köpfe ein wenig höher als die anderen Pflanzen, deren dunkelgrüne Blätter sich bereits an den Spitzen einzurollen begannen. Ein Duft, der an Reisera erinnerte, wehte ihnen entgegen, wann immer eine leichte Brise aufkam. Die Landschaft war wie so vieles in Candar – vertraut, aber doch nicht ganz so wie auf ihrer eigenen Welt.
    Graue Gewitterwolken, die ersten, die Nylan seit ihrer Ankunft in Lornth vor mehr als einer Jahreszeit zu sehen bekam, bedeckten den Himmel. Vereinzelt fielen sogar ein paar Tropfen und hinterließen dunkle Punkte im Straßenstaub.
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte Ayrlyn.
    »Der Regen? Es ist doch gut, dass die Sonne nicht so brennt.«
    »Nein, Cyador. Die ganze Gegend hier.«
    »Meint du, dass wir zu ungeschützt sind? Sollen wir anhalten?« Nylan blickte nach vorn, wo offenbar einige Gebäude standen. »Da ist ein Dorf und da kommt noch ein Wagen.«
    »Lass es mich überprüfen.« Ayrlyns Augen verschleierten sich und sie sackte ein wenig im Sattel zusammen, während die vier Pferde langsam nach Süden liefen und der Wagen, der nur mit einem einzigen Zugpferd bespannt war, sich ihnen näherte.
    Nylan beobachtete ihn aufmerksam, aber wie die anderen, die sie schon gesehen hatten, war auch dieser Wagen klein. Er hatte Speichenräder und eine Federung über den Achsen, war also erheblich aufwändiger gebaut als alles, was sie bisher in Lornth gesehen hatten. Der Fahrer war ein dunkelhaariger Mann, der den Wagen sofort in eine Seitenstraße lenkte und die Zügel knallen ließ, als er die Reiter bemerkte.
    Nylan runzelte die Stirn. Hatten sie sonst schon einmal jemanden reiten sehen? Wohl nicht.
    »Hinter der Stadt ist ein großer Fluss«, verkündete Ayrlyn, indem sie sich wieder aufrichtete.
    »Wie weit ist es noch bis zum Wald?«, wollte Sylenia wissen.
    »Er ist hinter der Stadt«, antwortete Nylan trocken.
    Ayrlyn hob die Augenbrauen.
    »Sollen wir einfach mittendurch reiten oder dem Ort ausweichen?«, fragte er rasch.
    »Es ist keine große Stadt«, sagte Ayrlyn. »Wir können entweder über das Land eines Bauern reiten und durch den Fluss waten und dafür sorgen, dass alle möglichen Leute sich fragen, wer wir sind. Oder wir können durch die Stadt reiten und die Brücke nehmen und eine Menge Zeit sparen. Dort ist niemand, der nach einem Bewaffneten oder sonst wie nach Kommiss aussieht.«
    »Kommiss?« Sylenia wiederholte das Wort verwundert und Nylan wurde klar, dass es ein sybranischer Begriff war. In der alten Sprache der Rationalisten gab es nur Wörter wie »Truppe« oder »Heer«.
    »Ich glaube, wir reiten einfach mittendurch, als wären wir hier zu Hause, und halten uns bereit, die Klingen zu ziehen, falls es nötig wird.«
    »Wenn hier keine Bewaffneten sind«, meinte Ayrlyn, »dann werden wir auch kein Schwert ziehen müssen. Die Einheimischen weichen aus, sobald sie Bewaffnete sehen. Ist euch das noch nicht aufgefallen?«
    Nylan nickte. »Ja«, sagte er, als ihm bewusst wurde, dass Ayrlyn seine Geste nicht gesehen hatte. »Ich glaube nicht, dass hier jemand reitet, der nicht zum Militär gehört.«
    »Das könnte stimmen.«
    Sylenia sah etwas verwirrt zwischen Nylan und Ayrlyn hin und her.
    »Enyah, Bisskitt?«
    »Ach, da ist gerade jemand wach geworden«, sagte Nylan.
    »Gleich, gleich.« Sylenia drehte sich um und öffnete den kleinen Beutel, der eigens neben ihrem Sattel hing, damit sie jederzeit Zugang zu den rasch schwindenden Vorräten hatte.
    Je länger der Schmied das Dorf vor ihnen betrachtete, desto stärker wurde sein Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Auch das war ein Problem dieser Welt. Er konnte die Energien spüren, die in der Erde aufgestaut waren, und er konnte fühlen, dass sie in Cyador auf Schwierigkeiten stoßen würden, aber er konnte nichts Konkretes und erst recht keine Beweise für seine Mutmaßungen finden. Verlor er allmählich den Verstand? Oder hatte er ihn längst verloren und irrte jetzt durch ein Labyrinth des Wahnsinns?
    Er blickte zu einem Waldstück hinter dem Bauernhof, der rechts neben der Straße lag. Der Hof war wie alle anderen ein gutes Stück von der Straße entfernt und wurde von Büschen abgeschirmt. Von Buschwerk, nicht von Bäumen.
    Noch einmal blickte er zum Wald. Die Bäume – was hatten sie nur an sich? Dann schluckte er. Es war so offensichtlich – und doch sehr schwer zu bemerken.
    »Schau dir die Bäume an«, sagte Nylan.
    »Die Bäume? Also gut. Es sind Bäume, die in einem kleinen Wäldchen

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