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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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haben etwas geschlafen.«
    »Wenn du das Schlafen nennst, was wir in unserem Versteck im Wäldchen getan haben ...«
    Nylan atmete tief durch. »Ich habe geschlafen.«
    »Du und Weryl, ja – ihr habt geschlafen.«
    »Ich konnte auch nicht schlafen«, fügte Sylenia hinzu.
    »Was ist nun mit den Frauen hier?«, fragte Nylan, um das Thema zu wechseln, nachdem er so sehr auf Widerspruch gestoßen war.
    »Es ist nur so ein Gefühl ...«
    »Das ist sicher nicht nur ein Gefühl«, meinte Sylenia. »Sie sperren hier ihre Frauen ein. Das ist jetzt sogar noch schlimmer als damals zur Zeit meiner Vorfahren, als Edelfrauen noch nach Lornth geflohen sind.«
    »Gethen oder sonst jemand hat es erwähnt.« Ayrlyn blieb stehen und blickte zur Kurve vor ihnen.
    Ein kleiner Wagen, der von einem schmächtigen grauen Pferd gezogen wurde, kam hinter dem Hügel hervor und näherte sich den drei Reitern. Er fuhr langsam, die gelb bemalten Räder wirbelten kaum Staub hoch.
    »Der erste Einheimische, dem wir auf der Straße begegnen«, meinte Nylan.
    Der dunkelhaarige, glatt rasierte Mann auf dem Kutschbock starrte die drei Reiter an, vor allem Ayrlyns hellrotes Haar. Mit aufgerissenen Augen sah er zwischen Ayrlyn und Sylenia hin und her und nahm Nylans Anwesenheit kaum zur Kenntnis.
    Die Engel und Sylenia wichen zum rechten Straßenrand aus, Nylan zog das Packpferd hinterher.
    Der Kutscher lenkte sein Zugpferd zum anderen Straßenrand, ohne die Fremden auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
    Nylan lächelte freundlich und sagte »Guten Tag« auf Alt-Rationalistisch.
    Der Kutscher riss den Mund auf, schloss ihn wieder, schluckte schwer und wandte den Blick ab. Im Vorbeifahren ruckte er heftig an den Zügeln.
    Nylan sah ihm nach. Der Wagen fuhr eindeutig schneller. »Ich denke, diese Begegnung wird er wohl den örtlichen Machthabern melden.«
    »Das würde mich nicht wundern«, sagte Ayrlyn. »Er hat uns ja angestarrt, als wären wir ... Huren oder noch Schlimmeres. Ich habe ein ungutes Gefühl, was die Stellung der Frauen in Cyador angeht ... ein sehr ungutes Gefühl.«
    Nylan musste zugeben, dass sie vermutlich Recht hatte. »Je eher wir diesen Wald finden, desto besser. Nach Möglichkeit noch bevor wir den örtlichen Machthabern begegnen.«
    »Nylan ...«, sagte Ayrlyn leise. Sie lenkte ihr Pferd dicht an seines.
    »Ja?«, fragte er beunruhigt.
    »Du hattest vermutlich Recht damit, dass wir uns nachts verstecken sollten. Wir müssen vorsichtiger sein.«
    »Meinst du, wir sollten querfeldein reiten?« Er sah sich über die Schulter um. Vom Wagen war nichts mehr zu sehen.
    »Nur wenn wir unbedingt müssen. Auf der Straße kommen wir schneller voran.«
    Sie hatte Recht und hinter der Kurve war die Straße wieder völlig frei. Hier und dort standen, wie schon zuvor, einzelne Gehöfte in der sanft gewellten Landschaft. Wie lange die Straße noch frei bleiben würde, war freilich eine andere Frage.
    Nylan tupfte sich die Stirn ab und sah sich über die Schulter um, aber auch hinter ihnen war die Straße leer. Die letzten Staubwölkchen, die der Wagen hochgewirbelt hatte, legten sich gerade wieder.

 
CXII
     
    A m Spätnachmittag strömte das Sonnenlicht hell durchs Fenster, aber der weiße Marmor wirkte so kalt wie der in weiße und silberne Gewänder gekleidete Mann, der auf dem Thron aus Silber und Malachit saß.
    »Habt Ihr alle nötigen Vorräte beschafft, Queras?« Lephi beugte sich vor, sein Umriss spiegelte sich auf der weißen Marmorwand hinter dem Thron. Rechts neben dem Thron stand ein Mann, der die weißen Gewänder eines Magiers trug.
    Der Offizier mit den dunklen Augen und den überkreuzten grünen Schärpen verneigte sich vor dem Podest. »Wir tragen alles zusammen, was nötig ist.«
    »Einen Achttag seid Ihr nun mit der Angelegenheit betraut und mit dem Beschaffen von Vorräten immer noch nicht fertig? Was ich gesehen habe, kann doch nicht ausschließlich für die Spiegellanzenreiter und ihren Tross gedacht sein, oder?«
    »Verzeiht, Majestät ...«
    »Ja?« Lephis Stimme war kalt. »Erklärt Euch, Marschall Queras. Bitte erklärt Euch.«
    »Drei weitere Feuerwagen sind ausgefallen ... wir haben jetzt nur noch weniger als ein Dutzend. Wir haben Pferdegespanne aus Sommerhafen beschafft, aber das hat einige Zeit erfordert ...« Queras blickte nervös zum Balkon mit dem Gitter, auf dem die Bogenschützen der Rationalen Sterne Wache hielten.
    »Was war sonst noch? Das Versagen von drei Feuerwagen kann doch eine solche

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