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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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solchen System zur nächsten Stadt oder zur nächsten Garnison oder was auch immer reisen, um zu erklären, was geschehen ist – und sich dabei einer peinlichen Befragung aussetzen? Nein, die Leute hier werden langsam und zögerlich reagieren.«
    »Systeme wie dieses funktionieren einfach nicht.«
    »O doch, sie funktionieren«, erwiderte sie grimmig. »Diese ... diese Cyadoraner haben den passiven Widerstand bis zur Perfektion entwickelt und üben andererseits eine absolute militärische oder autoritäre Kontrolle über jeden aus, der sich nicht anpasst. Es ist ziemlich offensichtlich, dass Frauen, die sich draußen bewegen, als Freiwild gelten, während sie hinter ihren vier Wänden sicher sind. Einheimische Männer werden vermutlich von den Adligen geachtet, solange sie in der Öffentlichkeit den Kratzfuß machen. Die Einheimischen halten sich den Adligen nach Möglichkeit fern. Schau dir nur die Häuser an. Wenn du dich hier nicht auskennst, kannst du nicht wissen, wer in welchem Haus lebt. Die Einheimischen tragen keine Waffen und ich möchte wetten, dass auch die Adligen mit strengen sozialen Sanktionen rechnen müssen, wenn sie die ihren im falschen Augenblick einsetzen.« Sie dachte einen Moment nach. »Wenn wir uns die Lebensmittel nicht vom Acker stehlen, werden wir keine Vorräte bekommen, weil alles eingeschlossen ist und kontrolliert werden kann und weil jeder Laden die schwere Tür zuknallt, bevor wir auch nur in die Nähe kommen. Wenn wir innerhalb eines Hauses sind, haben die Einheimischen das Sagen und wir sind wieder Freiwild. Ich möchte wetten, dass diese Leute eine Menge Aggressionen aufgestaut haben. Jeder Bewaffnete hat zudem das Recht, uns zu töten oder zu foltern«, fuhr sie fort. »Oder Sylenia und mich zu vergewaltigen – oder dich, falls ihnen das liegen sollte. Die Grenzen sind geschlossen, das Land liegt geographisch isoliert und Fremde kommen nur selten her und fallen sofort auf.« Ayrlyn gähnte. »Nein, solange sie Fremde weitgehend draußen halten können, wird das System sehr gut funktionieren. Und in gewisser Weise sogar besser als die anderen Gesellschaften in Candar.«
    Nylan schluckte in der Dunkelheit. Was Ayrlyn sagte, war einleuchtend, absolut einleuchtend. Irgendwie fügten sich jetzt auch die exakten Grenzen der Waldstücke ins Bild. Aber er hatte Schwierigkeiten, dies alles zu glauben.
    »Mir fällt es auch schwer, es zu glauben, aber es passt alles zusammen.«
    »Ich frage mich, ob wir uns nicht zum Narren machen.«
    »Das frage ich mich schon länger.« Sie kicherte, doch es klang ein wenig bitter. »Aber welche anderen Möglichkeiten haben wir schon? Können wir uns noch einer Schlacht stellen?«
    »Nein.« Die kurze Begegnung mit den cyadorischen Bewaffneten hatte es bewiesen. Wie Ayrlyn erklärt hatte, hätten sie vielleicht nicht überlebt, wenn sie die Cyadoraner mit dem Angriff hätten beginnen lassen. Selbst wenn sie beim nächsten Mal wieder als Erste blank zogen und angriffen, würde es möglicherweise nicht mehr so günstig für sie ausgehen.
    »Willst du den Rest deines Lebens damit verbringen, in Candar herumzuschleichen und dich zu verstecken? Oder willst du lieber zu Ryba zurückkriechen?«
    Nylan zuckte zusammen.
    »Nun ... hast du noch andere Ideen?«
    Nein, er hatte keine – keine Ideen, die besser waren. Wenn sie wenigstens etwas im Wald finden würden ... irgendetwas ... einen Weg, um die Cyadoraner aufzuhalten ... dann konnten sie sich vielleicht irgendwo in einer entlegenen Ecke von Lornth auf einen Hügel zurückziehen.
    »Wir werden uns nie irgendwohin zurückziehen können, Nylan«, unterbrach Ayrlyn seine Gedanken. »Wir können schon von Glück reden, wenn wir irgendwo ein halbwegs sicheres Heim finden, das uns als Stützpunkt für unsere Reisen dient.«
    Der Grashüpfer oder die Grille zirpte wieder, das Geräusch schien entsetzlich laut in Nylans Ohren und Schädel zu hallen.
    »Du musst jetzt schlafen, du bist müde. Ich wecke dich, wenn ich selbst schläfrig werde.«
    »Du bist doch auch müde«, protestierte er.
    »Lange nicht so müde wie du.«
    Nylan legte den Kopf an ihr Bein und schloss die Augen. Vielleicht ... vielleicht würde er schlafen können.

 
CXV
     
    N ylan blickte vom Nebenweg, dem sie durch die Felder folgten, zur mehr oder weniger parallel verlaufenden Hauptstraße. Aber nirgends konnte er eine Menschenseele entdecken, auch wenn auf dem kleinen Weg, dem sie jetzt folgten, frische Spuren zu sehen waren. Er rieb sich

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