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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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kompakten Kugel zusammen.
    Nylan! Nylan der Ingenieur, der die Kraftströme lenkt, der auf dem Chaos reitet – das bin ich. Das bin ich! Ich bin Nylan ... NYLAN!
    Die Peitschenhiebe von Ordnung und Chaos gingen weiter, aber Nylan gestattete sich ein grimmiges Lächeln, als er spürte, wie die Angriffe ein wenig schwächer wurden. Noch einmal holte er tief Luft. Mit schweißverklebter Stirn und brennenden Augen konnte er verfolgen, wie die Kräfte des Waldes erlahmten oder sich zurückzogen. Er verdoppelte seine Anstrengungen, versuchte die Ströme zu lenken und sich gleichzeitig vor den Strömen des Chaos zu schützen, die gegen ihn anbrandeten – und er wusste, dass ein heftiger Rückschlag kommen würde, wie es beim Chaos immer der Fall war.
    Reite auf den Strömen! Halte die Strukturen fest!
    Er schickte den Gedanken zu Ayrlyn, sandte ihr Ordnung und bekam ein ähnliches Gefühl zurück, nur dass Ayrlyn nicht mehr die Ayrlyn war, die er kannte, sondern eine Säule aus Ordnung und Chaos, die miteinander verflochten waren, warm und doch kühl.
    Ein Bild schälte sich heraus, von dem Nylan wusste, dass es nicht real war, obwohl es lebendig und klar vor ihm stand.
    Eine Gestalt im oliveschwarzen Overall der Marineinfanteristinnen wanderte zwischen den jungen Bäumen über die aufgeworfene Erde. Sie hob ein Kurzschwert mit Schwarzer Klinge, eines der Schwerter, die Nylan geschmiedet hatte.
    Nylan bemühte sich, im Licht, das von keiner Sonne geworfen wurde, ihr Gesicht zu erkennen, aber ein Schatten legte sich darüber. Sie hatte weder Schild noch Handfeuerwaffe, nur das kurze Schwert. Dann richteten sich aus der Dunkelheit zwei Augen auf den Ingenieur.
    Ich ritt gegen den ersten Chaos-Magier, gegen den du gekämpft hast, ich stand ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber und ich starb. Ich starb und du hast überlebt. Ich habe verstanden, dass wir kämpfen mussten, und bin gestorben. Du wehrst dich dagegen zu kämpfen und du überlebst. Du bist der große Ingenieur, der die Chaos-Felder steuern kann, aber du hast mich in den Abgrund des Chaos gestürzt. Großer Ingenieur, du hast die Ordnung gesucht, wo es keine gab, du hast meinetwegen und wegen der anderen, die sind wie ich, einen mächtigen Turm gebaut. Wir sind vergessen, aber wir werden uns immer an deinen Namen erinnern. Denn du machst dir etwas vor, du bist ein Heuchler. Du sagst, du willst den Frieden, aber wo immer du auftauchst, sterben Menschen. Du baust die Ordnung auf und das Chaos regiert.
    Nylan konnte sich nicht rühren. Er glaubte Weryl zu spüren, der in der Ferne strampelte, aber er konnte den Jungen nicht beruhigen, konnte Ayrlyn nicht in die Arme nehmen. Die Worte durchfluteten ihn: »... du bist ein Heuchler ... du bist ein Heuchler ... Heuchler ...«
    Dann hob Cessya das Kurzschwert, das Schwert, das er geschmiedet hatte, drehte es ein wenig herum und schlug es ihm von der Seite ins Gesicht. Seine Wange brannte und er taumelte, konnte sich kaum abfangen und hörte die ganze Zeit die Worte: »... du bist ein Heuchler ... ein Heuchler ...«
    Er schluckte, als Chaos und Ordnung wieder um ihn wirbelten, während auf der feuchten Erde zwischen den turmhohen Bäumen, die auf ihn einzudringen schienen, eine neue Gestalt auftauchte.
    Eine Frau mit braunem Hemd, dunkelhaarig und barfuß, stand jetzt dort mit gesenktem Kopf. Sie hob den Kopf und winkte ihm, er solle zuhören. Er sah, dass ihre Schulter herabhing, durch einen Schnitt schien der Arm fast vom Körper abgetrennt, dunkles, dunkelrotes Blut breitete sich auf dem Hemd aus. Blut lief aus dem Mundwinkel.
    ... o großer Magier, du hast mich gerettet und du hast meine Tochter gerettet und dann hast du mich gegen deine Feinde in den Krieg geschickt, weil du selbst nicht kämpfen wolltest. Ich bin gestorben und meine Tochter hat geweint, aber du hattest keinen Trost für sie. Ich bin gestorben und du konntest ihr nicht erklären, warum. Ich bin gestorben und du hast überlebt. Wie viele andere sind gestorben, damit du überleben konntest, großer Magier?
    »Nein!«, rief Nylan. »Nein, so war es nicht.« Aber die Worte ertönten nur in seinem Kopf, denn seine Lippen hatten sich nicht bewegt.
    ... o doch, so war es. Niera ist jetzt allein, allein auf der kalten Hochebene, die du verlassen hast. Sie hat niemanden, der sie trösten kann. Du hast überlebt und du hast deine Welt aufgebaut, du hast Versprechungen gemacht. Dann bist du fortgegangen und niemand ist da, der sie trösten kann, niemand ist

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