Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
Vom Netzwerk:
Katze um, die schnurrend hinter ihnen saß. Nicht einmal ein Dutzend Ellen entfernt hockte sie auf den Hinterläufen und beobachtete sie aus blauen Augen. Die Katze gähnte, bleckte spitze weiße Zähne und streckte sich. Noch ein Gähnen und sie verschwand zwischen den alten Bäumen.
    »Puh«, machte Nylan.
    »Verdammt ...«
    »So kann man es auch ausdrücken.« Der Schmied schluckte und fragte sich, was ihr Erlebnis nun eigentlich zu bedeuten hatte. Er blickte zu den höheren Bäumen und erkannte, dass er, ohne sich groß darum zu bemühen, das Auf und Ab von Ordnung und Chaos, Chaos und Ordnung sehen und beinahe begreifen konnte. Er spürte die Ströme mühelos und sah das Falsche, das hinter ihnen lag.
    Er schluckte und sah Ayrlyn an. »Was hast du gesehen?«
    »Meine schlimmsten Seiten.« Ayrlyn schauderte. »Und dass ganz Candar schief liegt.«
    »Schief?« Noch während er das Wort aussprach, lief es Nylan kalt über den Rücken, denn er musste an seine eigenen schlimmsten Seiten denken – die endlosen Windungen seiner Selbsttäuschungen und die Weigerung, sich als das zu sehen, was er war.
    »Es fühlt sich ... es fühlt sich an, als wäre es einseitig angelegt, als wäre es nicht im Gleichgewicht.«
    Der Schmied nickte. Sie hatte Recht. So war es, und wenn sie sich etwas ausgeruht hatten, würden sie es sich ansehen. Aber zuerst brauchten sie Ruhe.
    Er sah nach oben.
    Der triste graue Himmel riss auf, die Wolken teilten sich zu einzelnen grauen Flecken und der feine Dunstschleier war verschwunden. Es kam ihm vor, als wäre es beinahe Mittag.
    Mittag?
    »Es hat eine Weile gedauert«, erklärte Ayrlyn. »Solche Selbstprüfungen brauchen ihre Zeit.«
    »Und die Katze hat die ganze Zeit hier gesessen?«
    »Wahrscheinlich. Wir wären wohl ihr Mittagessen geworden, wenn wir durchgefallen wären.«
    Wieder schauderte Nylan. Er sah sich zu den Pferden um.
    Über ihnen brodelten die Wolken am Himmel, dumpfes Donnergrollen ertönte über dem Wald.

 
CXXI
     
    A yrlyn zupfte vorsichtig die verbrannten Hautfetzen ab und zuckte dabei leicht zusammen.
    Nylan pumpte mit der linken Hand, bückte sich gleichzeitig und ließ sich das kalte Wasser übers Gesicht laufen. Auch nach einem Tag spürte er noch jede Blase und jede kleine Brandwunde. Die ganze linke Körperseite war von der Wange bis zur Hüfte geprellt, ganz zu schweigen vom Riss im Arm.
    Sein Körper war natürlich fähig, die Verletzungen abheilen zu lassen, aber die Risse und Brandlöcher im Hemd und der Lederhose waren ein ganz anderes Kapitel.
    Langsam richtete er sich auf und versuchte, nicht zu tief durchzuatmen, weil ihm sonst Brust und Rippen wehtaten. Die Luft war kühl und feucht, nachdem die ganze Nacht über Gewitter getobt hatten.
    »Ihr gebt ja ein schönes Paar ab.« Sylenia füllte den Eimer, der dank einiger Holzspäne und einer Art Leim, den sie gebraut hatte, nicht mehr ganz so stark leckte. »Ihr seid in einen Wald gelaufen und kehrt zurück, als hättet Ihr gegen die Feuerdämonen gekämpft, Ihr kommt mitten in einem Gewitter zurück und lächelt.« Sie schüttelte den Kopf. »Die Stürme wüten und Ihr schlaft den Schlaf der Gerechten. Heute Morgen seht Ihr kaum besser aus, nein, sogar schlimmer, als nach einer großen Schlacht. Aber Ihr lächelt.«
    »Wir haben uns nicht darauf gefreut, dem Wald zu begegnen«, gab Nylan zu.
    »Ihr habt aber gegen ihn gekämpft«, schnaubte die dunkelhaarige Frau. »Gegen Weiße Dämonen kämpfen, das kann ich ja noch verstehen, aber gegen einen Wald?«
    Ayrlyn lächelte, wenngleich etwas traurig.
    »Die Cyadoraner haben gegen ihn gekämpft. Sie haben versucht, ihn einzusperren«, meinte Nylan.
    »Hat ihnen wohl nicht viel genützt.«
    Sylenia hatte nicht ganz Unrecht, aber Nylan machte sich seine Gedanken. Cyador hatte sich viel länger gehalten als Lornth.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Sylenia nach einem Augenblick. Sie hörte zu pumpen auf. »Sie mochten den Wald nicht. Sie haben ringsherum Mauern gebaut. Es gibt viel Land und trotzdem haben manche so nahe am Wald gelebt.«
    »Das ist eine gute Frage«, meinte Nylan. »Jetzt ist zwar niemand mehr in der Nähe, der sie beantworten kann, aber ich kann es mir denken.«
    »Das würde ich gern hören«, sagte Ayrlyn. Ihr Tonfall verriet, dass sie Nylan genau verstanden hatte. Er wollte es erklären und hätte es auf jeden Fall erklärt, ganz egal, ob sie es hören wollte.
    Nylan errötete. »Die alten Rationalisten – die Weißen Dämonen – haben das

Weitere Kostenlose Bücher