Der Chaos-Pakt
glaubst, die Welt täuschte sich über dich. Du redest vom Gleichgewicht, aber du willst eine Ordnung schmieden, deine Ordnung. Genau wie wir glaubst du nur an die Ordnung, die du selbst geschaffen hast ... genau wie wir täuschst du dich selbst ... du täuschst dich ...
Das große Schwert wurde gegen Nylan geschwungen, er duckte sich, aber in seinem Kopf stach es und ein grausames Feuer brannte in seinen Augen. Qualm stieg auf und er roch brennende Haare. Seine eigenen?
Du kannst nicht vor dir selbst fliehen. Du wolltest ein Held sein ... und Helden können niemals fliehen. Sie machen sich etwas vor, um immer neue Zerstörungswerke vollbringen zu können, während sie eine verlorene Seele und ein unschuldiges Opfer retten ... bis sie sich in ihren Täuschungen verlieren. Du bist der große Schmied, der große Held von Candar und Westwind ... und du wirst dich in deinem Heldentum verlieren, großer Magier ... geselle dich zu uns, denn du kannst nicht fliehen ... du kannst nicht loskommen von dem Wahn, alle retten zu müssen, die gerettet werden sollen.
... nicht loskommen ... kannst nicht loskommen ... Der Gedanke hallte durch Nylans Kopf. Warum konnte er nicht davon loskommen, andere Menschen zu retten?
Als die Hitze seine Arme versengte, als sein Kopf unerträglich pochte, schluckte er und ignorierte die Verbrennungen, den Rauch und die Schmerzen. Er ließ den Kopf sinken und nahm hin, dass er die Welt nicht retten konnte. Er nahm hin, dass er versucht hatte, so viele Menschen zu retten, weil er sich unzulänglich fühlte, weil er beweisen musste, dass er ... dass er immer ... dass er etwas wert war.
Über ihm, unendlich fern, rauschten die Bäume und der Boden bebte, als eine riesige braune Katze mit brennenden Augen zu Nylan getappt kam.
Nylan wartete.
Die Katze schnurrte leise.
Ordnung und Chaos wirbelten um ihn und durch ihn und er begriff, nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen und seinen Gefühlen, dass sie nicht voneinander getrennt, sondern zwei Seiten derselben Münze waren. Er begriff, dass man weder das Chaos noch die Ordnung bekämpfen musste, sondern nur jene, die eine Seite dieser Münze missbrauchten. Er verstand auch, dass das Unheil, das von Cyador und Westwind in die Welt gesetzt wurde, mit gleichem Unheil vergolten werden würde.
Und die Augen des großen Schmieds brannten, und wie er reglos vor der großen Katze und dem Großen Wald stand, schauderte er.
Neben ihm, fast gleichzeitig, schauderte auch Ayrlyn und Nylan wusste, dass sie gegen ihre eigenen Dämonen zu kämpfen hatte. Zitternd standen sie nebeneinander und spürten eine grausame Kälte und eine zehrende Hitze.
Auch der Boden bebte und die Bäume zitterten und sogar das Gras schauderte unter dem Druck der neu geschmiedeten Fäden des Gleichgewichts, während der Wald versuchte, die alten Strukturen wieder zu finden, die von den mächtigen Maschinen der Rationalisten, die den Planeten umgeformt hatten, zerstört worden waren. Maschinen, die sich nicht um das Gleichgewicht gekümmert hatten, das immer war und immer sein würde.
Die Kraftströme des Großen Waldes und der Tiefe und der ganzen Natur, die sich zu wehren begann, fuhren durch Nylan und Ayrlyn hindurch, die Schmerzen verflochten sich miteinander und schaukelten sich hoch und wieder schauderten sie, während sie unter Qualen das Gleichgewicht zwischen Ordnung und Chaos in sich selbst entdeckten.
Nylan taumelte und blickte zu Ayrlyn, die auf der festen, feuchten Erde zwischen mächtigen Bäumen stand. Ihr Gesicht war mit Verbrennungen überzogen, Blasen bildeten sich auf ihrer Stirn.
»Bei der Dunkelheit ...«, murmelte er.
»Du siehst nicht besser aus«, erwiderte sie keuchend.
Sein Kopf pochte, als wäre er mit einer Zange zerquetscht und auf seinem eigenen Amboss von seinem eigenen Hammer zerschmettert worden. Kleine scharfe Lanzen stachen durch die Augenlider. Eine dicke dunkle Schwellung auf dem linken Arm verwandelte sich in eine hässliche Quetschung, quer über den Hals verlief eine weitere.
»Glaubst du immer noch, dass es richtig war?« Ayrlyns Worte drangen nur abgerissen zu ihm.
»Nein, aber ich hatte keine bessere Idee.« Er musste mehrmals schlucken, ehe er sich endlich die aufgesprungenen Lippen lecken konnte.
»Eines Tages ... ob wir eines Tages lernen werden, uns nicht mehr einzumischen?«
»Ich glaube nicht.«
»Die Dunkelheit stehe uns bei.« Ayrlyn taumelte, fing sich wieder ab.
Dann drehten sie sich erschrocken zu der großen
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