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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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Leben irgendwie ins Gleichgewicht bringen. Und ein Versprechen, das man nicht einlöste, war nicht gut für das Gleichgewicht.
    So kam es ihm jedenfalls vor.
    »Ich denke, so sieht es aus«, bestätigte Ayrlyn. »Wir sitzen im selben Boot.«
    Er lächelte sie an und genoss die Wärme, die von ihr ausstrahlte, die Wärme, für die er auf dem Dach der Welt so lange blind gewesen war. Dann ging er zum Haus und holte den Proviantbeutel.
    Sylenia drehte sich um und machte Weryl reisefertig.
    Wieder draußen, betrachtete Nylan noch einmal das Haus mit den glatten hellen Wänden. Er dachte an den Keramikofen, den gekachelten Boden, die Sauberkeit ... und das Chaos, das hinter dieser Schöpfung steckte.

 
CXXVII
     
    D ie Sterne funkelten, während Wolken über den Himmel zogen und mal diesen und mal jenen Stern verdeckten. Nur die gedämpften Hufschläge ihrer Pferde waren zu hören, als Nylan, Ayrlyn und Sylenia mit Weryl auf der leeren Straße nach Norden ritten und sich dem Fluss und der gemauerten Brücke näherten.
    Die Gerüche von den Feldern, der etwas stechende Duft von Pflanzen, die vor kurzem geschnitten worden waren, wehte mit dem leichten Wind heran.
    »Die Bohnen ... sie sind abgeerntet«, bestätigte Sylenia.
    »Wassah ... bohna?«
    »Du hast doch gerade erst getrunken.« Sylenia drehte sich im Sattel herum und gab Weryl die Wasserflasche. Der Junge schob sie unwillig weg, das Kindermädchen steckte den Korken wieder darauf und verstaute sie wortlos.
    Nylan glaubte nicht, dass er so geduldig gewesen wäre, ob es nun sein eigener Sohn war oder nicht.
    Als sie die Kreuzung erreichten, wo sie auf die cyadorische Patrouille gestoßen waren, konnten sie keine Spur Chaos mehr entdecken. Der Ingenieur sah sich um und lauschte gespannt auf alle Geräusche, aber es waren nur einige Insekten zu hören, dann und wann ein leiser Vogelruf, dazu das Schnaufen und Stampfen der Pferde.
    Weder mit den Augen noch mit den Sinnen konnte Nylan irgendeine Bewegung jenseits der Brücke wahrnehmen, die als dunkler Umriss über dem noch dunkleren Wasser lag, nur schwach erhellt von den fremden Sternen.
    »Still ist es«, murmelte die rothaarige Frau.
    Die Hufe der Pferde klapperten nicht gerade leise, aber auch nicht auffällig laut auf dem Pflaster der Brücke, die mit drei Bögen das tiefe, ruhig fließende Wasser überspannte.
    Hier und dort spiegelte sich ein Stern im Wasser des Flusses, der breiter war, als Nylan ihn in Erinnerung hatte. Auch Jahrhunderte nachdem die alten Rationalisten den Planeten umgewandelt hatten, flirrten noch die rotweißen Funken des Chaos unter der Erdoberfläche und unter dem Flussbett. Die unsichtbare Grenzlinie zwischen dem, was vorher existiert hatte, und dem, was daraufgesetzt worden war, schien klarer und schärfer denn je.
    Und ich ... wir ... diese Gewalten sollen wir bändigen?
    »Ja«, antwortete Ayrlyn.
    »Dann sollte ich mir so langsam Gedanken über die praktischen Einzelheiten machen.« Bis jetzt habe ich noch keine Ahnung, wie ich es anfangen soll.
    »Ich habe großes Vertrauen zu dir.«
    »Danke.«
    Immer zwei und zwei liefen die Pferde über die Brücke, bis sie die höchste Stelle des mittleren Brückenbogens erreichten, wo die Hufe hohl und weit durch die Nacht zu hallen schienen. Aber in keinem Gebäude nördlich der Brücke brannte Licht.
    Weiter flussabwärts hoben sich am Nordufer die dunklen Umrisse der Piere ab. Ein einsamer Hund bellte unablässig. Nylan fragte sich, ob nicht bald jemand nach dem Rechten sehen würde. Er ermahnte sich, ruhig zu bleiben. Niemand kam, als das Hufeklappern zwischen den ersten Häusern der Stadt hallte.
    »Es ist gespenstisch«, sagte Ayrlyn leise. »Als würde die Welt außerhalb ihrer vier Wände nachts nicht existieren.«
    »Sie blenden es aus«, flüsterte Nylan, »und das macht es leichter für uns.«
    Die Markthalle war verlassen, die Türen offen und nicht bewacht. Auf der anderen Straßenseite plätscherte leise das Wasser im Baumbrunnen. Es funkelte leicht. Eine Art Chaos?
    »Die Stadt riecht nicht«, sagte Nylan.
    »Möchtest du denn, dass sie stinkt?«
    »Nein. Aber bisher konnte ich nur die geernteten Bohnen und die Feuchtigkeit am Fluss riechen. Keine Blumen ... kein Unrat ... überhaupt nichts.«
    »Das ist wirklich seltsam.«
    »Lieber überhaupt kein Geruch als der Gestank von den alten Pieren in Lornth«, bemerkte Sylenia trocken.
    Nylan wurde nachdenklich. Cyador war sauber und geordnet, aber wie hoch war der Preis für diese

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