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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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unversehrt zu bleiben.«
    Nylan hielt ihre Einschätzung für zutreffend.
    Ayrlyn zügelte das Pferd neben dem Schuppen und sah zur Hintertür des Hauses, wo fast im gleichen Augenblick Sylenia auftauchte.
    »Ihr wart ja gar nicht lange weg.«
    »Du wolltest uns doch am liebsten überhaupt nicht gehen lassen«, sagte Nylan.
    »Wenn man schon unbedingt so etwas tun muss ...«
    Der Schmied sah hilflos zu Ayrlyn. Sie lächelte leicht, aber sie schwieg.
    »Wahrscheinlich müssen wir morgen aufbrechen«, sagte Nylan, als er abgestiegen war und Weryl aus seinem Sitz befreite.
    Ayrlyn schürzte die Lippen.
    »Könnten wir denn noch etwas lernen, wenn wir bleiben?«, fragte Nylan.
    »Wahrscheinlich.« Die rothaarige Frau sprang anmutig vom Pferd.
    »Und würden wir schnell genug lernen?«
    Ayrlyn runzelte die Stirn. »Wahrscheinlich nicht, aber ...«
    »Ich weiß. Es ist gefährlich. Alles ist gefährlich.« Aber bleibt uns etwas anderes übrig? Und wir haben es doch versprochen und ...
    Ayrlyn nickte traurig. Und es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Einlösen eines Versprechens und der Ordnung ...
    »Leider.«
    Sylenia räusperte sich laut. Die Engel drehten sich zu ihr um.
    »Ich habe so viel Brot gebacken, wie wir tragen können, ich habe getrocknete Bohnen und sogar ein paar Wasol-Wurzeln. Sie waren im Garten.« Sylenia strahlte. »Viel besser als Käse und Biskuits.«
    Nylan konnte sich also auf einen etwas abwechslungsreicheren Reiseproviant einstellen, auch wenn er nicht genau wusste, was Wasol-Wurzeln überhaupt waren.

 
CXXIV
     
    I m Dunkeln huschte Nylan aus den Büschen heraus bergab und hielt an, als er den ersten trockenen Bewässerungsgraben hinter sich gelassen hatte.
    Was machte er da nur?
    War es ihm wirklich klar, abgesehen davon, dass er irgendwie die Kräfte des Waldes wecken und kanalisieren musste? Ayrlyns Warnungen, dass sie eigentlich noch nicht genug gelernt hätten, beunruhigten ihn sehr. Aber er wusste genau, dass die Truppen aus Cyador schon bald gegen Lornth vorstoßen würden, falls sie es nicht längst getan hatten. Irgendwie, irgendwie mussten sie in Lornth die Macht des Waldes wecken oder eine Macht, die der des Waldes sehr ähnlich war, um die Truppen aus Cyador zurückzuschlagen. Aber genaue Vorstellungen hatte er nicht. Nur eine sehr allgemeine Idee. Viel zu allgemein.
    Er holte tief Luft, atmete den Duft von Reisera und anderen Pflanzen ein, die er nicht kannte.
    Langsam, ganz langsam öffnete er sich für das Pulsieren des Waldes, für den Herzschlag von Ordnung und Chaos, für die Energieströme, die der Spannung zwischen den Polen eines Fusaktors sehr ähnlich waren, nur dass die Energieströme dort die Folge einer Ladungsdifferenz waren ...
    Nein! Kümmere dich um das Wesentliche.
    Macht ... die Macht, um das Chaos einzudämmen.
    Nein, nicht eindämmen ... du musst es lenken ... immer auf das Gleichgewicht achten ...
    Schweißtropfen sammelten sich auf seiner Stirn, obwohl von Osten ein kühler Wind wehte.
    ... es lenken ... das Gleichgewicht lenken ...
    Statt hinauszugreifen, versuchte er, sich für die Macht zu öffnen, und stellte sich vor, er wäre eine Art Leitung, ein Kabel, das die Energie übertrug, während er die Ordnung wie eine isolierende Hülle um sich legte.
    Unter dem Ansturm der beiden Energieströme taumelte er. Dunkelheit und die erdrückende Gewalt des Chaos sprudelten aus dem glutflüssigen Magma unter Candar hervor. Das Chaos brannte heiß genug, um sogar die Legierung von Raumschiffen zu schmelzen. Überall flogen freie Elektronen, instabile Quarks, Leptonen ... die Begriffe wirbelten durch seinen Kopf, aber die Energie war real.
    Um ihn entstand ein Licht, ein Glühen zuerst und dann ein heller Schein, der so grell wurde, dass er die Augen schließen musste. Fast taghell wurde es in der Nähe des Hauses.
    ... Wärme ... aber nicht zu viel ...
    Obwohl er sich bemühte, die Hitze abzuhalten, konnte er spüren, wie sie sich aufbaute, wie immer neue Energiewellen heraufbrandeten.
    ... vorsichtig ...
    Der Boden unter ihm bebte leicht, aber beharrlich, als wollte das Chaos unter ihm die dünne Barriere wegfegen, die vor vielen Generationen von den alten Rationalisten zwischen der obersten und den tieferen Schichten gezogen worden war.
    ... nicht jetzt ... später ... wenn wir nach Lornth kommen ...
    Langsam ließ er die Ströme wieder abebben und abklingen.
    Sein Atem ging unregelmäßig und sein Herz schlug so heftig, dass er glaubte, die Schläfer im Haus

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