Der Chaos-Pakt
alten Wald gebändigt und die Flüsse in neue Betten verlegt. Damals hat Lornth noch nicht existiert und die Kupfermine kann durchaus ein Teil von Cyador gewesen sein.«
»Das trifft aber seit Generationen nicht mehr zu«, erwiderte Fornal. »Ich kann doch nicht Mitteltal beanspruchen, nur weil der Großvater meiner Mutter dort gelebt hat.«
»Nein«, räumte Gethen ein. »Ich wollte dir nur zu verstehen geben, wie sie denken.«
»Es bleibt trotzdem eine Beleidigung.« Fornal wandte sich an seine Schwester. »Was hältst du davon?«
»Da wir nicht in der Lage sind zu kämpfen, sollten wir ihnen vielleicht eine Botschaft zurückschicken, dass ihre Mitteilung von manch einem als beleidigend verstanden werden könnte, dass wir aber lieber die Schuld bei unserem mangelnden Verständnis suchen wollen, wenn wir aus irgendeinem Grund nicht die Höflichkeit entdecken konnten, für die der Herrscher von Cyador so berühmt ist ...«
»Er ist ein Schlächter, das wissen wir bereits.« Fornal hob sein Weinglas und kippte den restlichen Wein mit einem großen Schluck herunter. »Warum sollten uns Schmeicheleien bei diesem Mann weiterhelfen?«
»Fornal«, erwiderte Gethen betont ruhig, »wenn du guten Wein wie den Fusel aus der nächstbesten Schänke herunterkippst, dann hole ich dir lieber einen Krug aus dem Gasthaus Zur Krabbe und hebe mir den guten Wein für die auf, die ihn zu schätzen wissen.« Der grauhaarige Mann lächelte.
»Entschuldige. Es ist ein guter Wein, aber ... aber ich kann nicht glauben ...« Fornal wandte sich an seine Schwester. »Was wolltest du sagen?«
»Was kann es schaden, ihm etwas um den Bart zu gehen, Fornal, wenn wir unterdessen Vorbereitungen treffen?«
»Wahrscheinlich nichts, solange wir es wirklich tun.«
»Ist es klug zu kämpfen?«, fragte Zeldyan.
»Nein«, räumte der ältere Mann ein. »Aber es ist noch dümmer, nicht zu kämpfen. Wenn wir kämpfen und wenn wir uns entschieden zur Wehr setzen, dann wird der Herrscher von Cyador nur das nehmen, was er braucht. Wenn wir ihm das Bergwerk kampflos überlassen, wird er es nehmen und noch mehr verlangen und dann müssen wir ohnehin kämpfen.«
Zeldyan nickte und setzte Nesslek auf das andere Knie. »Die meisten hören nur auf Gewalt. Auf kaltes Eisen, wenn man so will.«
»Kannst du dir etwas vorstellen, das mehr Respekt gebietet?«, fragte Fornal, während er sich Wein nachschenkte. »Kaltes Eisen ist der Schild der Ehre.«
Zeldyan hatte Mühe, nicht unwirsch die Stirn zu runzeln. »Wenn ich Nesslek versorgt habe, werde ich eine Antwort aufsetzen und euch vorlesen.«
»Du hast, wenn es ums Schreiben geht, auf jeden Fall die geschicktere Hand, Schwester.« Fornal hob sein Weinglas.
Gethen drehte sich wieder zum Fenster und zur untergehenden Sonne um.
XVI
I m Zwielicht nach dem Abendessen saß Nylan im Schaukelstuhl am nördlichen Fenster seiner Kammer, wiegte Dyliess und sang leise für sie.
»Schlafe, mein Mädchen, schlaf ein
Dein Vater macht dir ein Spielzeug fein
Schließ die Äugelein jetzt ganz brav
Dein Vater singt dich in den Schlaf.«
»Spielzeug?«, fragte Ryba, die in der Tür seines Zimmers stand. »Hast du etwa Zeit, Spielzeug zu machen?«
»Im Augenblick nicht, aber ich kann wenigstens davon singen.« Er legte sich Dyliess über die Schulter und wiegte sie weiter, während er ihr auf den Rücken klopfte. Sie hob den Kopf und suchte die Mutter.
Als Dyliess ihre Mutter anschaute, wurde Rybas Stimme weicher und sie lächelte. »Hallo, mein Silberstück.« Nach kurzer Pause fügte sie hinzu: »Sie ist schön.«
»Das ist sie«, stimmte Nylan zu.
»Ich bin gekommen, um sie fürs Bett zurechtzumachen, aber ich wollte auch mit dir reden. Es ist jetzt ein halbes Jahr her, aber du hast dich anscheinend immer noch nicht mit den Fragen auseinander gesetzt, die ich dir gestellt habe.«
»Das kann gut sein«, gab der Schmied zu. »Ich versuche, solchen Fragen lieber auszuweichen.« Er wiegte Dyliess weiter und die Kleine schmiegte den Kopf an seine Schulter.
»Wir haben erst vier Kinder, ein paar sind noch unterwegs, aber wir wissen nicht, wie sich unsere Gene mit denen der Einheimischen vertragen – falls überhaupt.«
»Sie werden sich vertragen«, bestätigte der Schmied. »Ich kann spüren, wie die Dinge zusammenpassen. Diese Welt ist Himmel ähnlich genug oder wurde entsprechend eingerichtet. Es wird funktionieren.«
»Wir haben keine Zeit, darauf zu warten, bis es von selbst
Weitere Kostenlose Bücher