Der Chaos-Pakt
zu suchen.« Er lachte heiser. »Warum ist das nur so schwer? Ich konnte früher als alle anderen sehen, dass es notwendig war, einen Turm zu bauen. Jetzt sehe ich, dass es notwendig ist zu gehen, aber ich will mich diesem Gedanken nicht stellen. Wo ist der Unterschied?«
»Drei Kinder?«
»Das ist ein Teil davon ... und wie ich dir gesagt habe, fühle ich mich ...« Er schluckte. »Es ist ... es ist wirklich nicht leicht, sich allein einer unbekannten Welt zu stellen. Das gefällt mir nicht. Ich weiß nicht wohin und ich habe das Gefühl, alles, was ich getan habe, war vergebens.«
»War es das wirklich?«
Nylan schüttelte den Kopf. »Dyliess, Kyalynn und Weryl ... sie werden hier sicher sein.«
Als er den letzten Namen aussprach, runzelte Ayrlyn leicht die Stirn, sagte aber nichts.
»Sie werden hier sicher sein«, wiederholte Nylan. »Es ist nicht leicht, das zuzugeben. Aber ich weiß nicht, was aus uns werden soll.«
»Ich bin froh, dass du mich einbeziehst ... aber du hast mich noch nie gefragt.«
»Du hast mich sanft in die richtige Richtung gelenkt, meine Liebe. Glaube nicht, ich hätte es nicht bemerkt.«
»Aber du hättest mich wenigstens fragen können ...« Die Mundwinkel zuckten leicht, die Andeutung eines Lächelns.
»Also gut. Ich will in die heißen Tiefebenen der Dämonenhölle hinunter, um die anderen Leute hier und meine Kinder nicht zu gefährden. Willst du mich auf dieser wahnwitzigen Reise begleiten?«
»Ich dachte schon, du würdest überhaupt nicht mehr auf die Idee kommen, mich zu fragen.«
Nylan nahm sie in den Arm und ging eng umschlungen mit ihr weiter. »Dir ist kalt.«
»Mir ist hier oben immer kalt. Was meinst du wohl, warum ich dich begleiten will?«
»Nicht weil ich so charmant bin?«
»Nicht nur, weil du so charmant bist.«
Ein amüsiertes Lächeln spielte um Nylans Lippen, das aber sofort wieder verschwand, als sein Blick auf den Schwarzen Turm und das Fenster fiel, hinter dem das Quartier der Marschallin lag.
XV
Z eldyan reichte die Schriftrolle mit der freien Hand an Fornal weiter. Der dunkelhaarige Regent las den Text langsam durch, hielt hin und wieder inne und sann über ein unvertrautes Wort nach. Während er las, wiegte die blonde Frau Nesslek auf dem Knie und hatte Mühe, die Finger des Kleinen von dem Weinglas fern zu halten, das vor ihr auf dem Tisch stand.
Der grauhaarige Gethen sah zum Fenster, stand auf und öffnete es weit. Der kühle Wind brachte den klammen Geruch nach einem frischen Frühlingsregen mit. Gethen blickte nach Lornth hinaus, zur orangefarbenen Feuerkugel der untergehenden Sonne im Westen. Dann kehrte er zum Tisch zurück und füllte sein Glas nach, bevor er sich setzte.
»Das ist einer deiner Besten«, sagte Zeldyan, indem sie einen Schluck vom dunkelroten Wein trank. Sie stellte das Glas mitten auf den Tisch, außerhalb von Nessleks Reichweite.
»Ja, er ist ausgezeichnet. Sogar die Suthyaner haben gutes Geld dafür bezahlt.«
Fornal blinzelte, als störte ihn die Unterhaltung bei der Konzentration auf die Schriftrolle. Ein ausgeprägtes Stirnrunzeln zeichnete sich ab, als er weiterlas.
»Lygon von Bleyans? Ich hoffe, du hast ihn das Dreifache zahlen lassen.«
»Nur das Doppelte«, sagte Gethen. »Die Fürstin Ellindyja fand ihn nützlich.«
»Ich weiß.«
»Der Herrscher von Cyador ... wie ... er lässt uns wissen, dass die Kupfermine südlich von Cerlyn schon immer zu Cyador gehört hat ... verlangt Tribut und die sofortige Rückgabe ...«, stotterte Fornal. Er ließ die Schriftrolle verärgert sinken. »Das ist eine Beleidigung.«
»Ja«, stimmte Zeldyan zu. »Das ist es. Zumal sie das Bergwerk vor langer Zeit selbst aufgegeben haben.«
»Das war, als sie in Delapra Kupfer gefunden haben. Es lag näher unter der Erdoberfläche und viel näher an Cyad«, erklärte Gethen.
»Sie verwenden Neusilber, wie wir Eisen verwenden.«
»Das müssen sie«, erklärte der ältere Mann. »Eisen und Chaos passen nicht gut zusammen.«
»Ob es zusammenpasst oder nicht, dieser Brief ist und bleibt eine Beleidigung«, fauchte Fornal.
»Aaaah ...«, machte Nesslek, der es schon wieder auf das Weinglas abgesehen hatte. Zeldyan hielt ihn kurz vor dem Kristall auf.
»Aus unserer Sicht ist es eine Beleidigung«, sagte Gethen. Er hielt inne und trank einen Schluck Wein. »Wir dürfen nicht vergessen, dass Cyador ein altes Land ist. Die Legenden sagen, dass es in der Zeit der wahren Weißen Dämonen entstanden ist. Sie hätten damals den
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