Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
Vom Netzwerk:
zum Fluss bis Lornth. Wir haben uns auf der Handelsexpedition im letzten Jahr nicht so weit vorgewagt, weil die Neuigkeiten zwischen den Ortschaften schneller reisen.«
    Als sie der leicht abschüssigen Kurve folgten, tauchte ein kniehoher, halb im Gras versteckter Wegstein auf. H ENSPA – 3 M EILEN stand darauf.
    »Ich wusste doch, dass es so ein ähnlicher Name war«, sagte Ayrlyn.
    »Wie sieht der Ort aus?«
    »Sie sind hier alle gleich. Wenn sie klein sind, gibt es nur eine schlammige Straße – oder eine staubige, wenn es trocken ist – und ein paar Geschäfte. Meistens findet man eine Krämerei, wo man Reisebedarf, Lederwaren, Kerzen und manchmal auch Käse kaufen kann, einen Küfer und vielleicht einen Möbeltischler. Die Schmiede liegt gewöhnlich etwas außerhalb, manche Orte haben auch eine Mühle am Wasser. In den größeren Orten gibt es einen Hauptplatz mit einem Gasthof. Das Essen ist meist nicht übel, aber die Zimmer sind entsetzlich – Wanzen und alles Mögliche. Je größer die Ortschaft, desto übler der Gestank.«
    »Das klingt ja richtig einladend.« Nylan sah hinab, Weryl war eingenickt.
    »Sie teilen anscheinend nicht deine Leidenschaft für ordentliche sanitäre Anlagen oder die Baukunst.«
    »Ich würde das nicht gerade Leidenschaft nennen.«
    »Die meisten Wächterinnen haben so gedacht, mit Ausnahme von Huldran. Sie ist so schlimm wie du.« Ayrlyn grinste. »Aber mir hat es auch gefallen, lauwarmes Wasser zu bekommen.«
    »Danke.«
    Am Fuß des Hügels standen rings um eine große Scheune einige Häuser und ein paar weitere Nebengebäude. Ein Mann führte ein Pferd mit einem Pflug und warf in geraden Reihen die Erde um. Zwei andere schoren Schafe mit schwarzen Köpfen.
    »Schafe mit schwarzen Köpfen habe ich noch nie gesehen«, erklärte Nylan.
    »Die Rationalisten haben solche Schafe – sie haben sogar welche, die völlig schwarz sind.«
    »Das kommt mir seltsam vor, weil sie doch die Farbe Weiß so sehr schätzen.« Der Ingenieur blickte wieder hinunter, aber Weryl schlief weiter und ließ sich nicht stören.
    »Die Leute sind längst nicht so logisch, wie man immer meinen möchte«, erklärte Ayrlyn trocken. »Sogar die kalte und logische Ryba ist manchmal unlogisch. Dich zu zwingen, Westwind zu verlassen, war nicht gerade sehr vernünftig.«
    »Es kommt wohl darauf an, was man jeweils für vernünftig hält.«
    Ein Junge, der am Straßenrand mit einer Sichel gearbeitet hatte, schaute zu den Reitern auf, ließ die Sichel fallen und rannte den Weg zu den beiden Männern hinunter, die mit dem Scheren der Schafe beschäftigt waren.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Nylan.
    »Mir auch nicht, aber es geschieht manchmal. Manche der älteren Kinder haben zu viele üble Geschichten gehört, dass wir Kinder fressen oder Fehlgeburten bei Schafen auslösen würden oder noch Schlimmeres. Wahrscheinlich hat Gerlich es leichter gehabt, weil er kein rotes oder silbernes Haar hatte.«
    »Das ist aber nicht sehr beruhigend.«
    Als die Straße hinter dem Hügel wieder gerade verlief, betrachtete Nylan den Ort, der jetzt vor ihnen lag. Eine Straße aus festgefahrenem Lehm führte zu einem kleinen Platz. Die Häuser, wahrscheinlich aus Lehmziegeln gebaut, waren mit einer Art Stuck verkleidet und weiß gestrichen. Die Dächer waren mit dunklen Lehmziegeln gedeckt, von denen viele gebrochen waren und schief saßen.
    Ein kurzhaariger Hund mit goldbraunem Fell tauchte am Straßenrand auf. Der Schwanz blieb ruhig und schien auf die Reiter zu zielen, aber als sie vorbeikamen, glaubte Nylan ein ganz leichtes Schwanzwedeln zu bemerken.
    Eine junge Frau hatte ihr Kind mithilfe eines Seils gesichert und sich das andere Ende um die Hüfte geschlungen. Sie faltete auf einem schiefen Tisch an der sonnigen Südseite vor einer Hütte die Wäsche. Hühner pickten dicht vor ihren nackten Füßen herum. Die Frau blickte kaum auf, als die beiden Engel vorbeikamen.
    Ein schwarzer Hund, der vor einer kleinen Hütte an der Kette lag, kläffte und kläffte.
    Weiter zum Stadtzentrum hin begegneten sie einem Mann mit schütterem weißem Haar, der sie offen anstarrte.
    »Seid gegrüßt«, sagte Ayrlyn. Auch dieses Mal bekam sie keine Antwort. Der Mann starrte sie nur an und schwieg.
    »Immerhin gibt es hier einen Dorfplatz.« Nylan ließ die Stute langsamer gehen, als sie sich der Ortsmitte näherten.
    Der Platz verdiente kaum seinen Namen. Mitten auf der Straße stand, umgeben von einer halb hohen Ziegelmauer, ein Podest mit

Weitere Kostenlose Bücher