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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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recht einsam. Meinst du nicht, dass ...« Er war nicht mehr sicher, was er eigentlich hatte sagen wollen.
    »Die Unterdrückung funktioniert dort nicht sehr gut, wo die Leute einfach weggehen können. Vielleicht gibt es noch weitere Faktoren, die wir nicht kennen. Vielleicht gibt es in anderen Gegenden, die im Gegensatz zu Henspa nicht so dicht an der Grenze liegen, keinen Ort, an den man gehen kann.«
    »Mag sein ...« Nylan wusste, dass dies noch nicht alles war, aber es gelang ihm nicht, seine streunenden Gedanken zu konzentrieren.
    Sie erreichten Henspas nordwestlichen Ortsrand. Hier standen die Gebäude in größerem Abstand, dann sahen sie auf einer Seite der Straße nur noch bestellte Äcker, auf der anderen Weiden mit kleinen Waldstücken.
    Vor einem Haus, aus dessen Kamin ein dünner Rauchfaden stieg, stand ein Junge mit braunen Hosen und oft geflicktem Hemd mit einer Axt in der Hand vor einem Stapel Holz. Er starrte die Engel an, sah die ungewöhnlichen Haare, wandte den Blick ab und spuckte aus.
    »So etwas sieht man hier oft. Jedenfalls habe ich es früher oft gesehen«, sagte Ayrlyn.
    »Meinst du, wir sollten besser Hüte oder Mützen tragen, wie du es bei deinen Handelsexpeditionen gemacht hast?«, fragte Nylan. »Es sind die Haare, die die Aufmerksamkeit der Leute erregen.« Abwesend ließ er Weryl mit den Fingern seiner freien Hand spielen.
    Ayrlyn runzelte die Stirn, dann schüttelte sie den Kopf. »Lieber nicht. Es ist anders als bei einer Handelsexpedition. Die Leute würden sagen, wir hätten etwas zu verbergen versucht.«
    Nylan betrachtete nachdenklich seinen Sohn. »Wenn unsere Haarfarbe die Menschen irritiert ...«
    »Das ist nur hier so. Wenn wir uns weiter von Westwind entfernen, werden wir Leuten begegnen, die von den Engeln gehört haben, für die die Haarfarbe aber kein Problem darstellt.«
    Nylan machte sich seine Gedanken, aber er wollte nicht mit Ayrlyn streiten, wenn sie so klar zu empfinden schien. Normalerweise behielt sie Recht und sie hatte, was das Reisen in Lornth anging, mehr Erfahrung als er.
    Er betastete sein Kinn, schluckte unsicher. »Glaubst du, die Räuber haben angegriffen, weil sie dachten, wir wären beide Frauen und ich wäre zudem alt?«
    »Das könnte sein. Es ist so dumm.« Ayrlyn blickte zur vor ihnen liegenden Straße. »Es gibt viele Vorurteile in dieser Kultur, mehr als man meinen würde. Den Grund dafür kenne ich auch nicht.«
    »Ist das nicht in den meisten niedrig entwickelten Kulturen so?«
    »Nicht in diesem Ausmaß.« Ayrlyn schüttelte den Kopf. »Und es passt auch nicht zu der Agrargesellschaft, die Lornth im Grunde ja ist. Irgendetwas entgeht uns hier und das macht mir Kopfschmerzen.«
    Nylan nickte. Auch ihm machte es zu schaffen, dass ihnen etwas Wichtiges entging. Es machte ihm sogar sehr zu schaffen, denn das bedeutete, dass ihnen über kurz oder lang neue Probleme bevorstanden, und das war das Letzte, was er gebrauchen konnte, zumal er nicht einmal wusste, wie lange sie noch unterwegs sein und wo sie letzten Endes landen würden.

 
XXXII
     
    D icke weiße Wolken, gelegentlich von Lücken unterbrochen, zogen von Norden heran und eilten über den grünblauen Himmel. Manchmal verdunkelten sie die Morgensonne, aber nicht stark genug, dass Nylan zu schwitzen aufhörte.
    Die Straße hatte sie weiter nach Westen geführt; inzwischen war es zwei Tage her, dass sie die Hügel mit den Eisenholzwäldern verlassen hatten. Bisher hatten sie keine neuen Eisenholzbäume mehr gesehen. Eine Meile westlich der Straße stand eine Baumreihe, die Nylan als Zeichen dafür nahm, dass dort ein Fluss verlief. Er tupfte sich die Stirn ab, während die Stute ihn über eine kleine Anhöhe trug, von der aus sie ein weites Tal voller bestellter Felder überblicken konnten.
    Rechts neben der Straße stand auf einem Sockel ein Meilenstein. Die verschnörkelte Anglorat-Schrift, umgeben von einem Band aus Kornähren, verriet ihnen, dass der nächste Ort Duevek hieß.
    »Aha, die Meilensteine werden hier künstlerischer«, bemerkte Nylan.
    »Ooooh ...«, murmelte Weryl. Speichel, in den sich Krümel des Biskuits mischten, rann ihm aus dem Mund und tropfte auf den Tragesack. Nylan war froh, dass Istril die Tragehilfe aus dem Kunststoff genäht hatte, aus dem die Schiffsanzüge bestanden hatten, denn das Material ließ sich leicht säubern und trocknete rasch – was sehr wichtig war, wenn man vermeiden wollte, dass die Sachen zu riechen begannen.
    Hinter dem Meilenstein wurde

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