Der Chaos-Pakt

zu töten, sobald du ihm einen Vorwand lieferst, aber vergessen wird er dich nicht.«
    »Das will ich doch hoffen.« Nylan schluckte. Warum legte er so großen Wert darauf, zu verbreiten, wofür Ryba einstand?
    »Weil es zufällig das Richtige ist«, antwortete Ayrlyn.
    Er sah sie an. »Ich habe nichts gesagt.«
    »Deine Gefühle waren stark genug, als hättest du es ausgesprochen. Du hast dich gefragt, warum du Reklame für den Ort machst, von dem man dich vertrieben hat.«
    Nylan sah sich über die Schulter um. Eine Staubwolke verriet ihm, dass die Reiter zur Villa zurückkehrten. »Ich weiß nicht, was beängstigender ist – dass ich gesagt habe, was ich gesagt habe, oder dass du weißt, was du weißt.«
    Ayrlyn lachte.
    Nach einem Augenblick stimmte er ein.
    Über ihnen wurden die Wolken wieder dichter und in der Ferne verkündete Donnergrollen, dass sich ein Unwetter zusammenbraute.

 
XXXIII
     
    T hemphi ging langsam an der Mauer entlang nach Norden. Seine ehemals weißen Stiefel waren grau, mit jedem Schritt wirbelte er Ascheflocken auf. Ein Stück vor ihm marschierten die Bauern und ein Trupp Fußsoldaten. Jeder Mann trug eine Pechfackel, die sorgfältig an alles gehalten wurde, was noch grün war. Nach den Fackelträgern kamen weitere Helfer mit inzwischen stumpf geschlagenen Äxten und Hacken. Hinter Themphi folgten Ochsengespanne mit scharfen, tief greifenden Pflugscharen.
    Ein Reiter mit der weißen Uniform und der grünen Schärpe der Spiegellanzenträger ritt quer über den Acker zur Mauer, dem Weißen Magier entgegen.
    »Ser Magier!« Jynckas Gesicht war angespannt und verkniffen, als er sein Pferd zügelte.
    Themphi blieb stehen, betrachtete den grauen Rauch, der überall in feinen Schlieren aufgewirbelt wurde, rieb sich die Stirn und wünschte sich, das Pochen in seinen Schläfen würde endlich nachlassen. Langsam drehte er sich zu dem berittenen Offizier um. »Ja?«
    »In Nordwald ... Ihr hattet mich hingeschickt, um ein paar junge Bauern zu rekrutieren, die helfen sollen, den Wald zurückzudrängen.«
    »Ja«, sagte der Weiße Magier müde. »Ja, das habe ich getan. Wiederholt mir nicht, was ich Euch gesagt habe, ich weiß noch sehr genau, was ich Euch aufgetragen habe.« Wieder rieb er sich die Stirn, schmierte sich unbemerkt Asche über die Schläfen.
    Der Offizier leckte sich die Lippen. »Dort gibt es keine Stadt mehr. Nur noch Wald, die Häuser zerfallen bereits. Die Mauer konnten wir nicht erreichen. Stellenweise ist das Buschwerk brusthoch – und es sind Dornensträucher.«
    »Und die Einwohner?«, fragte der Magier mit belegter Stimme.
    Jyncka zuckte mit den Achseln und blickte zu den angespannten Ochsen, die hinter dem Magier die Erde umpflügten. »Es gibt dort Wasserechsen, Waldkatzen, Schlangen ... ich habe sogar einen Lanzenreiter verloren. Knochen habe ich nicht gesehen. Eine Bauersfrau ... eine alte Vettel, die ich erwischen konnte, als sie sich davonstehlen wollte, sagte mir, die Leute wären geflohen. Sie wären nicht bereit, gegen den Wald zu kämpfen.«
    »Schickt Männer aus, die an der ganzen Mauer entlang reiten. Sucht welche aus, die sich erinnern und danach berichten können, was sie gesehen haben.«
    »Die ganze Mauer?«
    »Die ganze Mauer. Neunzig Meilen weit in jede Richtung. Ich habe nicht die Absicht, mich zu wiederholen.« Themphi wollte wieder die Hände heben, doch dann hielt er inne. »Übernehmt jetzt hier. Die Leute sollen die Fackeln löschen und nach Geliendra zurückkehren.«
    »Ah ... ja, Ser Magier.«
    »Habt Ihr nicht verstanden, Jyncka? Wir haben noch nicht einmal ein Gebiet freigeräumt, das auch nur halb so groß ist wie Nordwald, obwohl wir einen Magier, einen Lehrling und vier Züge Männer mit Fackeln, Äxten, Hacken, Ochsen und Pflügen haben.« Der Magier drehte sich um. »Fissar!«
    Der schmale junge Mann in weißem Gewand und weißen Hosen, die inzwischen dunkelgrau verschmiert waren, eilte sofort herbei. »Ser?«
    »Hole unsere Pferde.«
    »Ja, Ser.«
    Themphi wandte sich wieder an Jyncka. »Ich will einen Bericht, wie weit sich der Wald ausgedehnt hat.«
    »Würde es nicht schneller gehen ...«
    »Wenn ich ein Spähglas benutze?« Themphi lachte. »Zuerst einmal bin ich erschöpft. Zweitens braucht es Zeit und Kraft, jede Elle der Mauer abzusuchen. Ich werde das Glas benutzen, sobald ich die Berichte von Euren Männern habe. Wenn ich wieder bei Kräften bin. Erfolgreicher Einsatz der Weißen Kräfte erfordert gute Planung, man kann nicht