Der Chaos-Pakt
an.
Nylan zuckte mit den Achseln.
»Folgt mir.« Der Hirte trat auf den feuchten Grund und in den Regen hinaus. Die Engel folgten ihm ums Haus zu einem schmalen Nebengebäude aus ungestrichenem Holz, das von der Nässe dunkel geworden war. Der Hirte öffnete ihnen die Tür, kaum mehr als drei Bretter, die vor einem Loch befestigt waren. »Das wäre der Heuschober.« Er deutete auf einen Schuppen mit drei Wänden und schrägem Dach. »Da kommen die Tiere rein. Ist reichlich Platz da, die Herde ist draußen auf der unteren Wiese. Die Schafe mögen den Regen.«
Nylan stieg ab und klaubte drei Kupferstücke aus der Börse. »Vielen Dank.«
Der Hirte nahm die Münzen. »Der Brunnen ist da drüben.« Er deutete auf einen gemauerten Steinkreis auf halbem Weg zwischen Haus und Heuschober. Mit einem letzten raschen Blick zu Weryl nickte er, drehte sich um und schlurfte durch den Regen, der inzwischen noch dichter fiel, zum Haus zurück.
Nylan und Ayrlyn waren durchnässt, als sie die Pferde abgesattelt und ihre Siebensachen samt Weryl in den Schuppen geschleppt hatten. Der Heuschober war noch zur Hälfte mit Heu gefüllt, das in kleinen, runden und mit Strohbüscheln zusammengebundenen Ballen gestapelt war. Trotz der feuchten Luft wirbelte Staub auf, wenn Böen durch die undichten Wände fegten.
»Wenigstens hat der Schuppen einen Holzboden und ist trocken.« Ayrlyn schloss die Brettertür. Jetzt herrschte drinnen ein Zwielicht, das weder für Ayrlyn noch für Nylan mit seiner Nachtsichtigkeit zu dunkel war.
»Hier sind viele Splitter«, warnte Nylan, während er sich einen aus dem Finger zog. »Pass auf, wenn du die Sachen abstellst.« Er rieb sich einmal, zweimal die Nase und nieste herzhaft.
»Daa-daa.« Weryl ruderte begeistert mit den Armen, als er das Niesen hörte.
»Du kannst die Bettrollen eine Weile dort über den Balken hängen, es ist ja trocken hier.«
Nylan rieb sich wieder die Nase, unterdrückte dieses Mal aber das Niesen, zog Weryl aus dem Tragesack und befreite ihn von den klatschnassen Sachen. Als er Weryl umgezogen hatte, richtete er sich auf und schaute zum Bettzeug.
»Ich holte etwas Wasser, hoffentlich ist es nicht zu schlecht. Ich werde immer schnell müde, wenn ich versuche, das Chaos herauszubekommen.« Ayrlyn wischte sich wieder einmal einige Tropfen von der Stirn und sah zur Tür. Es schien fast, als fürchtete sie, noch einmal in den Regen hinausgehen zu müssen.
Weryl saß unterdessen auf einem Haufen Heu und kaute an den hellen, gelblich-braunen Stängeln.
Als er die zweite Bettrolle über den dicken Balken gelegt hatte, sah Nylan zwischen Ayrlyn und seinem Sohn hin und her. »Lass mich das Wasser holen, das schaffe ich noch. Lieber mühsam das Wasser reinigen als krank werden. Pass du inzwischen auf unseren Freund auf und achte darauf, dass er nicht zu viel Stroh isst.«
Die Heilerin lächelte leicht. »Ich muss aus diesen Sachen heraus.«
Nylan lächelte. »Das hatte ich gehofft.«
»Du bist unmöglich. Du warst schon unmöglich, als du noch verletzt warst.«
»Ich hole das Wasser.« Er schob die Tür auf und eilte zum Brunnen. Bei jedem Schritt warfen seine Stiefel Matsch auf.
Nachdem er den Eimer wieder hochgezogen hatte, atmete er tief durch und konzentrierte sich. Er benutzte die dunklen Fäden der Ordnung, um das unsichtbare Rotweiß des Chaos oder der Keime herauszudrängen, ohne zu sehr darüber nachzudenken, dass er etwas tat, das aus der Sicht eines Ingenieurs eigentlich unmöglich gewesen wäre.
»Denk einfach nur an andere Gesetze ... andere Naturgesetze, das ist alles.«
Das Wasser sah kaum anders aus, als er es in die beiden Flaschen kippte, höchstens etwas sauberer.
Er ging zum Heuschober zurück, schloss hinter sich die Tür und stellte die Wasserflaschen auf den Holzboden. »Das Wasser war gar nicht so schlecht.«
»Gut.« Ayrlyn, die jetzt nur noch ein trockenes Hemd trug, das sie aus ihrem Gepäck genommen hatte, sah noch einmal zur Tür hinaus. »Es regnet wirklich ziemlich stark.«
»Das würde ich auch sagen.« Nylan wischte sich das Wasser aus Haaren und Gesicht, zog sich das Hemd aus und ging in eine Ecke, um es auszuwringen. Dann hängte er sein Hemd neben Ayrlyns nassen Sachen auf. Er zog sich die Stiefel aus und wiederholte die Prozedur mit seiner übrigen Kleidung, dann holte er sich ein Hemd und frische Hosen, die fast trocken waren.
»Gute Figur«, bemerkte Ayrlyn.
»Mir fällt auf, dass du dich umgezogen hast, während ich Wasser geholt
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