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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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schon einmal richtig hingeschaut?«
    Die Frage machte Nylan nachdenklich. Wo sonst hatte er nicht genau genug hingeschaut? Wie viel mochte es sonst noch geben, das er nicht bemerkt hatte, weil er nicht mit der Möglichkeit gerechnet hatte, dass es existierte?
    Ayrlyns Finger flogen über die Saiten und Weryl schmiegte sich an Nylan, während dieser ihn wiegte und die Sängerin leise summte.
    Draußen trommelte der Regen aufs Dach des Schuppens.

 
XXXV
     
    L inks neben der Straße, nördlich des ebeneren Weidelandes, wo die Herden des Herrschers von Cyador grasten, lagen die Grashügel. Grüne Weiden boten sie im Frühling, die im Frühsommer braun und im Hochsommer dürr und staubig wurden.
    Manchmal konnte Major Piataphi die Hügel sehen, denen ähnlich, durch die er die Truppen führen musste, sobald sie am nächsten Tag das Ende der großen Nordstraße in Syadtar erreichten.
    Der Wind, der sein Haar zauste, war warm und erheblich trockener als die feuchte Brise, die das Leben in Cyad und Fyrad so ungemütlich machte. Er stellte sich im weißen Sattel auf, um die Beine zu strecken und nach vorn zu den weißen und grünen Bannern der Vorhut zu sehen.
    Ein einzelner Dampfwagen kam vorbei, die Anhänger waren mit versiegelten Fässern beladen. Der Wagen hielt sich am nördlichen Straßenrand und rumpelte nach Westen ins ferne Cyad.
    »Ich wünschte, wir wären hier fertig und würden in die gleiche Richtung fahren«, bemerkte Miatorphi. »Es liegt keine Ehre darin, Barbaren zu besiegen.«
    »Wir müssen sie besiegen und niederhalten. Über die Ehre können wir uns danach noch genug Gedanken machen«, antwortete der Major.
    Ein Bote kam angaloppiert. »Major!«
    »Was ist?« Piataphi lenkte sein Pferd um Hauptmann Azarphi herum.
    »Serjant Funssa ... er lässt Euch ausrichten, dass Dampfwagen Nummer sieben ein Leck hat und dass es keine Ersatzteile mehr gibt.«
    »Übernehmt Ihr die Vorhut, Miatorphi«, befahl der Major. »Ich muss herausfinden, welche Fracht Nummer sieben trägt. Vielleicht müssen wir die Lasten neu verteilen.« Er lenkte sein Pferd nach Westen und ritt zu den Dampfwagen zurück, die den ersten drei Kompanien der Spiegellanzenreiter folgten.
    »Wenn es mal nicht die verdammten Wagen sind ...«, murmelte Miatorphi.
    »Aber sie können eine Menge Fracht befördern«, erwiderte Azarphi.
    »Wenn sie funktionieren. Die halbe Zeit tun sie es nicht und es wird immer schlimmer. Wir haben auch nicht mehr viele davon. Einst waren es Hunderte. Und jetzt ... was ist noch da? Wir haben vielleicht noch zwanzig, die wirklich funktionieren und die ganze Zeit im Einsatz sind und daher umso schneller verschleißen. Gebt mir ein gutes Pferdegespann und einen Tag Zeit.«
    Die beiden Hauptmänner blickten zu den Bannern an der Spitze des cyadorischen Heerzuges. Keiner von ihnen sah zu den Rauchfahnen zurück, die von den Dampfwagen aufstiegen.

 
XXXVI
     
    H ohe, dunstige Wolken zogen gemächlich über den Himmel, während die Pferde auf der holprigen, unbefestigten Straße nach Norden in Richtung Lornth tappten. Nylan sah sich nach Osten um, aber die Bäume auf den Hügeln oberhalb der mit Büschen bewachsenen Wiese waren Laubhölzer oder das, was in dieser Welt als Laubbaum galt. Offenbar hatten sie, so dachte er, endlich die Region der dornigen Eisenholzwälder hinter sich gelassen.
    »Der Käse, den wir beim Hirten gekauft haben, ist gar nicht so schlecht«, sagte der Schmied.
    »Für drei Kupferstücke kann man auch etwas Anständiges erwarten. Das Brot war allerdings noch besser und billiger.«
    »Wir haben noch reichlich Käse übrig.«
    Links neben der Straße lag eine Senke, dahinter ragte eine Klippe auf, die Tal und Fluss überblickte. Oben auf den Felsen sahen sie ein verlassenes Haus mit halb eingefallenem Dach, daneben stand ein Schuppen. Im Westen, jenseits des Flusses, schlossen sich ordentlich eingezäunte und bestellte Äcker an, regelmäßige Flecken in der grünen Landschaft.
    »Wir sind wohl auf der falschen Seite«, überlegte Nylan.
    »Aber auf dieser Seite des Flusses sind wir besser dran. In den wohlhabenderen Orten hat man uns nicht sehr freundlich aufgenommen und die Westseite dort drüben ist reicher. Sogar der Reiter, den wir heute Morgen sahen, hat einen Bogen um uns gemacht. Er hat übrigens purpurne Kleidung getragen.«
    »Purpur? Das bedeutet, dass er in Lornth als Hoheitsträger gilt. Ein Fürst oder der Bote eines Fürsten. Er hat ziemlich missmutig ausgesehen. Sind diese Leute

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