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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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ARBEN DER W EISSE
    (Handbuch der Gilde von Fairhaven)
    Vorwort

 
XL
     
    A ls er sich angekleidet hatte, sah Nylan sich im großzügig bemessenen Raum um, betrachtete die hellrosa Steinmauern, die beiden aus dunklem Holz geschnitzten Kleiderschränke und die passenden Lehnstühle neben einem Spieltisch, der gleichzeitig als Esstisch dienen konnte.
    Ayrlyn richtete sich im Bett auf und gähnte. »Wollen wir frühstücken?«
    Nylan zuckte mit den Achseln.
    »Also gut.« Ayrlyn setzte die Füße auf den Teppich. »Dann bin ich in der Unterzahl.«
    »In der Unterzahl, aber nie überstimmt«, antwortete der Ingenieur.
    »Von Abstimmungen hält man hier nicht viel, schon vergessen?« Sie rieb sich die Augen.
    »Nein, aber was denkst du nun?« Nylan setzte sich und balancierte Weryl auf dem Knie, während er dem Jungen etwas übrig gebliebenen Grünbeerensaft aus einem abgedeckten Becher anbot.
    »In welcher Hinsicht?« Ausgiebig gähnend tappte Ayrlyn zum Waschbecken im Nachbarzimmer.
    »Zeldyan.«
    »Sie denkt praktisch. Sie ist warmherzig, aber das hindert sie nicht daran, das zu tun, was sie für richtig hält.« Ayrlyn starrte nachdenklich das Waschbecken an. »Sie will, dass ihr Sohn es gut hat und lange genug lebt, um das Erbe anzutreten. Ich glaube, wir sollten versuchen, sie auf unsere Seite zu ziehen, aber sie ist ja schon auf unserer Seite. Sie braucht uns, auch wenn ich nicht genau weiß, warum sie glaubt, wir könnten Lornth gegen Cyador helfen.«
    »Wir sind Engel«, erwiderte Nylan mit unbewegtem Gesicht.
    »So leichtgläubig ist sie nicht. Sie will, dass wir etwas für sie tun.«
    »Ich dachte mir schon, dass du darauf zu sprechen kommst. Du meinst, es könnte darum gehen, dass wir ihr helfen, Cyador zu besiegen und die Kupfermine zu sichern?«
    »Wahrscheinlich, wenn nicht noch etwas Schlimmeres.« Ayrlyn zog sich mühsam die Ledersachen an. »Ich wünschte, ich hätte Kleidung wie sie. Die Sachen hier werden mir bald zu warm werden.«
    »Dir wird es zu warm?«, gab Nylan lachend zurück.
    Als es unvermittelt an der Tür klopfte, sahen Nylan und Ayrlyn sich erschrocken an.
    »Ja?«, sagte Nylan laut.
    »Euer Frühstück, mein Herr und meine Dame«, rief jemand draußen vor der Tür.
    Ayrlyn entriegelte die Tür und stand vor einem Dienstmädchen mit hartem Gesicht.
    Das Frühstück war auf einem einzigen Teller gestapelt, der auf einem großen Tablett serviert wurde: Eier, zusammen mit Käse zu einer Art flachem Kuchen gebacken, dazu zwei lange, geschwärzte Würstchen. Neben dem Teller lagen ein Laib schwarzes Brot und zwei apfelähnliche Früchte. Außerdem bekamen sie zwei Krüge – einer braun und einer grau – und zwei leere grüne Steingutbecher.
    »Visen konnte nur schätzen, wann Ihr so weit wärt, mein Herr und meine Dame. Aber wenn Ihr den Knappen oder mir sagt, was Ihr sonst noch haben wollt, wird sie es gern für Euch kochen.« Sie verneigte sich noch einmal.
    »Danke, es ist gut so«, sagte Ayrlyn.
    Mit nervösem Lächeln huschte das Mädchen zur Tür und verschwand.
    »So bin ich seit Jahren nicht mehr bedient worden«, murmelte Nylan.
    »Ich noch nie.« Ayrlyn setzte sich gegenüber von Nylan und Weryl an den Tisch.
    »Die Wurst ist ziemlich deftig«, meinte Nylan nach dem ersten Bissen. »Genauer gesagt, sie stinkt.« So sehr er es auch versuchte, mehr als drei Bissen schaffte er nicht. Weryl spuckte schon den ersten Happen aus.
    »Dann sind wir wohl einer Meinung.« Ayrlyn schenkte sich Grünbeerensaft ein.
    »Das Brot ist gut.« Nylan bot Weryl den Trinkbecher an und der Junge packte ihn mit beiden Händen.
    Als das Tablett bis auf die ungeliebten schwarzen Würste geleert war, wandte sich der Ingenieur an die Heilerin mit den hellroten Haaren. »So, wir sind satt. Und was sollen wir jetzt tun?«
    »Mit den Leuten reden«, schlug Ayrlyn vor. »Mit so vielen Menschen wie möglich reden.«
    Nachdem sie sich die Hände gewaschen und sich um ihre sonstigen Bedürfnisse gekümmert hatten, was einen schnellen Windelwechsel für Weryl einschloss, öffnete Nylan die schwere Holztür ihres Zimmers. Sie trugen jetzt nur jeweils eine Klinge am Gürtel. Nylan hatte Weryl auf den linken Arm genommen, statt ihn in den Tragesack zu setzen, der von der letzten Wäsche noch nicht ganz trocken war.
    Der Flur war düster, obwohl die Steinwände einen hellrosafarbenen Schimmer reflektierten und der Boden gekachelt war. Sie begegneten keiner Menschenseele. Achselzuckend wandte Nylan sich nach rechts. Die

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