Der Chaos-Pakt
und die Hocker da sind höchstens für Knappen gut genug, aber nicht für Krieger wie Euch.« Er hielt inne und richtete die tief liegenden Augen auf Ayrlyn. »Ihr seid alle Krieger, nicht wahr?«
»Ja. Manche sind allerdings besser als die anderen.« Nylan setzte sich dem Majordomus direkt gegenüber auf einen Hocker.
Genglois trank einen Schluck aus dem schmierigen Becher, der auf dem Tisch stand. »Jegel sagte, die ... die Anführerin der Engel ...«
»Die Marschallin?«, half Ayrlyn aus.
»Er sagte, die Marschallin hätte ihr Schwert geworfen und es wäre direkt durch Fürst Nessils Brustharnisch geschlagen. Stimmt das?«
»Ja«, bestätigte Nylan.
Genglois schüttelte den Kopf. »Jegel ... er hat immer die Wahrheit gesagt, aber ich habe mich trotzdem sehr gewundert. Vielleicht ... vielleicht könnt Ihr Engel ja den alten Karthanos bei der Stange halten. Er ist ein hinterlistiger Fuchs. Was wollt Ihr sonst wissen?«
»Wer sind die anderen Regenten? Einer ist Zeldyans Vater, nicht wahr?«
»Der alte Gethen, ja. Er und Sillek ... sie haben zusammen Rulyarth eingenommen und den ganzen Hafen neu organisiert. Sie machen dort Gewinne, was die Suthyaner selbst nicht geschafft haben. Aber natürlich mussten sie zu zweit hin. So hat Sillek auch Zeldyan kennen gelernt, wie man sagt. Er ging nach Carpa, um mit Gethen über die Strategie zu reden. Gethen war nämlich schon mit Silleks Vater befreundet, müsst Ihr wissen. Und dort ist er ihr dann begegnet. Ich habe noch nie einen Fürsten gesehen, der seine Gemahlin so geliebt hat. Sie liebt ihn heute noch, dabei ist es mehr als ein Jahr her.«
»Was ist mit den Suthyanern?«, bohrte Nylan nach. Er nahm Weryl ein Stück Kreide aus der Hand und betrachtete die Zeichen auf der Tafel – anscheinend der Entwurf einer Speisekarte, vielleicht fürs Abendessen, in einer Art Kurzschrift.
»Die Suthyaner ... sie sind Händler und schauen nur aufs Geld. Im letzten Jahr gab es hier ein großes Bankett, wie fast in jedem Jahr, zu Ehren von Lygon aus Bleyans, nur dass die Regenten sagten, er wäre hier in der Burg nicht mehr willkommen. Für einen Händler schien er ganz in Ordnung zu sein, er hat sogar der Fürstin Ellindyja seine Aufwartung gemacht. Aber Ihr wolltet ja etwas über die Suthyaner erfahren. Sie haben Schiffe und segeln überall hin. Sie haben uns ausgepresst, als sie noch Rulyarth hatten, aber das ist dank Fürst Sillek jetzt besser geworden. Der arme Mann ... er hat so viel geleistet und wurde dann dazu gedrängt, gegen die Engel zu kämpfen. Ihr müsst wissen«, Genglois senkte vertraulich die Stimme, »dass er überhaupt nicht kämpfen wollte. Seine Grundbesitzer haben ihn dazu getrieben und er konnte sich ihnen nicht widersetzen. Das fällt sogar einem so alten und erfahrenen Fürsten wie Ser Gethen schwer. Hätte Sillek länger gelebt, dann wäre es ihm vielleicht eines Tages gelungen. Wer weiß ... vielleicht wäre dann alles ganz anders verlaufen.«
»Das mag sein«, erwiderte Ayrlyn. »Wir wollten auch nicht kämpfen. Aber wenn man auf dem Dach der Welt sitzt, gibt es keinen Ort mehr, an den man sich zurückziehen kann.«
»Das habe ich Kork auch gesagt, aber er hat nur gelacht. Er dürfte jetzt tot sein, das sagt wohl alles. Aber ich bin nur ein alter Majordomus und schwatze zu viel.« Genglois unterbrach sich und füllte seinen Becher mit Wein nach, der so sauer roch, dass Nylan die Nase rümpfte.
»Wie sieht das Protokoll für das Abendessen aus?«, fragte Nylan.
»Da gibt es nicht viel zu beachten. Kein Spucken und Rülpsen am Tisch. Haltet Euch einfach an die Regentin Zeldyan. Sie ist immer sehr anmutig, ja, das ist sie, aber ohne dabei steif zu sein wie ... egal. Die meisten bringen ihre Dolche mit, aber ich lege auch immer ein paar stumpfe Messer bereit. Und langt tüchtig zu.« Der Majordomus lächelte. »Habt Ihr einen besonderen Wunsch?«
»Pasteten«, gab Nylan zu. »Davon haben wir auf dem Dach der Welt nicht viel bekommen.«
Genglois lachte. »Ich werde Visen Bescheid geben.« Er blickte zum leeren Flur hinter den Engeln.
»Was könnt Ihr uns über Cyador berichten?«, fragte Nylan, den Blick des Majordomus ignorierend.
»Leider nicht sehr viel, Ser.« Genglois schüttelte den Kopf, dass die Backen wackelten. »Es gibt Ärger wegen des Bergwerks ... aber das geht schon bis in die Zeit von Fürst Silleks Großvater zurück.«
»Vergesst nicht, dass wir Fremde sind«, schaltete Ayrlyn sich ein. »Könntet Ihr uns erklären, was es mit
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