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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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indem er Weryl vom linken auf den rechten Arm verlagerte und zur Südseite des Turmes ging. Rechts unten schlängelte sich der Fluss gemächlich nach Südwesten, wahrscheinlich lagen dort die Sümpfe und die Eisenholzwälder. Jenseits des Flusses konnte er rechteckige, bestellte Äcker sehen, noch weiter entfernt waren Viehweiden. Die Straße in die Westhörner und nach Westwind, von hier aus als rotbrauner Streifen zu sehen, folgte dem Ostufer des Flusses. Weiter im Osten erblickte er sanfte Hügel, hinter denen sich die Westhörner erhoben, die von hier aus allerdings nicht mehr sichtbar waren. Nylan hatte keine Vorstellung, wie weit die Berge entfernt waren, weil sie aus südöstlicher Richtung nach Lornth gekommen waren. Westwind selbst lag vermutlich südöstlich von Lornth, aber anscheinend gab es hier keine guten Landkarten.
    Schäfchenwolken waren über den blaugrünen Himmel getupft, nur im Norden waren die Wolken dichter und dunkler und dazwischen waren sogar graue Streifen zu sehen, die zeigten, dass es dort regnete.
    Nylan schnüffelte, konnte aber den Regen noch nicht riechen. Dafür roch er etwas anderes. Weryl lächelte ihn an.
    »Frühestens am Nachmittag oder gegen Abend«, schätzte Ayrlyn. »Ich meine den Regen, nicht Weryl.«
    »Wir müssen ins Zimmer zurück.«
    »Ich kann es riechen.«
    Nylan ging vorsichtig die Treppe hinunter. Eine falsche Bewegung und er würde sehr weit und sehr schmerzhaft die steile Treppe hinunterpurzeln. Sie mussten in den Hof zurück und über den Quergang und die Treppe wieder in den ersten Stock hinauf.
    Als sie sich ihrem Zimmer näherten, kam ihnen eine kleine Gestalt entgegengeeilt.
    »Mein Herr und meine Dame ... oder wie soll ich Euch anreden?«, fragte der blonde Knappe, indem er zwischen dem glatt rasierten Nylan und Ayrlyn hin und her sah.
    »Wir kämpfen beide und wir passen beide auf Weryl auf«, erklärte Ayrlyn, »aber Nylan ist ein Mann und ich bin eine Frau.«
    »Meine Herrschaften«, fuhr der Knappe fort, »die Regentin Zeldyan hat angeboten, dass heute Abend ihre Amme auf Euren und ihren eigenen Sohn im Raum neben dem Saal Acht geben kann.« Der Junge verneigte sich.
    »Wir freuen uns über ihre Aufmerksamkeit«, erwiderte Nylan nach einem raschen Blick zu Ayrlyn, »und werden Weryl mitbringen.«
    »Euer Mittagessen ist bereits gedeckt.« Noch einmal verneigte sich der Knappe.
    Als er fort war, sah Nylan die Heilerin nachdenklich an. »Es scheint, als würden sie sich sehr um uns bemühen.«
    »Das macht mir Sorgen.«
    »Weil es bedeutet, dass sie große Probleme haben?« Der Ingenieur öffnete die Tür und betrat ihr Zimmer. Das Tablett auf dem Tisch war mit Käse, Brot, kalten Fleischscheiben, Früchten, drei Krügen und einigen kleinen Biskuits reichlich gefüllt.
    »Ja, ich habe so ein Gefühl.« Ayrlyn beäugte das Tablett. »Wenn ich so weitermache, bin ich bald schwer wie ein Mastochse.«
    »Das möchte ich bezweifeln.« Nylan setzte Weryl auf den Teppich, um die Tür zu schließen, und der Junge machte sich auf Knien und Händen sofort auf zum Lutarkoffer.
    »Es erfordert viel Energie, wenn man es auf dem Dach der Welt warm haben will, und das ist jetzt nicht mehr nötig.«
    »Du hast es hier gut, ich leider nicht.« Nylan bückte sich, um Weryl von der Lutar fern zu halten.
    »Aber Hunger habe ich trotzdem«, gab sie zu.
    Auch Nylan hatte Hunger. Während er sich Weryl schnappte und ihn ins Badezimmer beförderte, fragte er sich, ob er jemals die Sorgen würde vergessen können, die er sich in zwei kargen Wintern auf dem Dach der Welt gemacht hatte.

 
XLI
     
    I m trüben Licht der kleinen Öllampe studierte der Weiße Magier die Schriftrolle. Als er den Schweiß auf der Haut spürte, tupfte er sich rasch die Stirn ab, bevor sich Schweißperlen bilden und auf das weiße Pergament fallen konnten.
    Die Worte verschwammen ihm vor den Augen, wie er in dem kleinen Zimmer las, das kaum groß genug war für ein schmales Bett, den Arbeitstisch und einen Hocker.
     
    ... haben wir unter großen Anstrengungen den Verwunschenen Wald im Südosten der Weißen Mauer zurückdrängen können. Dies hat jedoch alle meine Kräfte ausgezehrt, genau wie die der Weißen Ingenieure und der beiden Kompanien Fußsoldaten und Söldner und aller arbeitsfähigen Bewohner von drei Dörfern ...
    ... spüre ich, dass gewaltige Kräfte am Werk sind, vielleicht die stärksten, seit der Wald in alter Zeit gebannt worden ist ...
    ... haben wir zwar Geliendra und Nordwald

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