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Der Chirurg von Campodios

Der Chirurg von Campodios

Titel: Der Chirurg von Campodios Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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gegeben, aber nicht dieses, ähhh«, er unterbrach sich kichernd, »unanständige Kanthira … thari … du weißt schon. Jedenfalls es geht ihm besser.«
    »Ach, wirklich?« In Vitus brach der Arzt hervor und lenkte ihn von seinen trüben Gedanken ab.
    »
Oui, oui
, vielleicht es liegt an die Mäusedorn, vielleicht es liegt an die Heilsteine, vielleicht es liegt an beide oder einfach an Gott. Er wird werden gesund,
Dieu merci
! Francisca wird haben einen Vater für ihr Kind.«
    »Das ist mal eine gute Nachricht! Darf ich nach ihm sehen?«
    »Oui, certainement!«
    Wie sich herausstellte, war Jaime tatsächlich fieberfrei. Seine Augen blickten klar, sein Puls schlug wieder normal, einzig seine Glieder waren noch sehr geschwächt. »Ich schlage vor, Jaime bleibt noch zwei Tage im Bett«, sagte Vitus. »In der Zeit sollte er regelmäßig essen, aber nicht zu schwere Kost. Am besten eine Brühe mit guter Fleischeinlage, Brot und Früchte. Auch ein Glas Wein darf er trinken, wenn ihm danach ist.«
    Bei jedem Punkt seiner Aufzählung hatte Louise, die dicht neben ihm stand, genickt. Achille gab statt ihrer die Antwort: »Er wird bekommen, was ist notwendig,
n’est-ce pas
? Louise ihm wird geben. Sie ist, ähhh, wie sagt man?, eine gute Pflegerin.«
    Bevor sie sich vom Lager entfernten, nahm Jaime unvermittelt Vitus’ Hand und flüsterte: »Des Himmels Segen über Euch, Señor.«
    »Nicht der Rede wert.« Vitus, der glaubte, zur Genesung des Plankensägers am wenigsten beigetragen zu haben, war die Situation peinlich. »Bedanke dich lieber bei Achille und bei Louise.«
    »Das habe ich bereits, Señor.« Endlich gab Jaime Vitus’ Hand frei. »Aber ich glaube, der Mäusedorn war’s. Der hat geholfen.«
    »Nun ja.« Vitus wollte nicht zeigen, wie sehr ihn diese Mitteilung freute. »Hauptsache, du wirst wieder gesund. Doch auch wenn deine Augen schon wieder klar blicken, die Bindehäute sind noch immer entzündet. Ein gutes Kollyrium wäre hier angezeigt.«
    Achille runzelte die starken Brauen. »Moment, Monsieur Schiffsdocteur, was ist eine, ähhh, Kollyrium?«
    »Eine Augenarznei. Sie besteht aus einem Bleipflaster als Hauptbestandteil, dazu Alaun sowie Arnikablüte und Holunderblüte in pulverisierter Form. Am besten, du lässt die Ingredienzen gleich besorgen, dann kann ich das Kollyrium noch heute herstellen.«
    »
Oh, mon ami
, das ist schwer, wenn nicht
impossible

    »Nanu? Liegt es vielleicht am Geld? Meine Freunde und ich helfen gerne aus, falls …«
    »Bahhh! Du willst beleidigen mich? Es liegt nicht an Geld,
compris
? Es liegt an, ähhh, schlechter Pharmacie,
oui

    Vitus hob begütigend die Hand. »Entschuldige. Ich verstehe. Dann sollten Jaimes Augen wenigstens alle paar Stunden mit klarem Brunnenwasser gespült werden. Das Wasser darf nicht zu kalt sein und kann einen kleinen Zusatz von Honig aufweisen, aber nur einen kleinen, und der Honig muss gänzlich aufgelöst sein. Ich denke, Louise könnte das machen. Nicht wahr, Louise?«
    Unter seinem freundlichen Blick senkte die Schankmagd den Kopf.
    »Gut, ich danke dir. Glaube mir, ich weiß, was Frauenhände bei der Behandlung von Kranken alles vermögen.«
    Die Magd nickte scheu, während sie sich rasch herabbeugte und die Decke des Lagers glatt strich.
    »Deine Bewegungen erinnern mich an jemanden, den ich einmal kannte.«
     
    Wieder waren einige Tage vergangen. Eines Nachmittags hielt Vitus sich im Raum der Wahrsagerei auf, wo er im hinteren Bereich seltene Heilsteine betrachtete. Ungewollt wurde er Zeuge, wie Achille, der als Arielle auftrat, einigen Frauen seine Wundermittel anpries. Unter ihnen war auch Francisca. Gerade sagte das Weib des Plankensägers zweifelnd: »Ich weiß
    nicht, liebe Madame Arielle, ich weiß nicht … Ein Trank, der ewige Jugend schenkt? Das kann nicht gottgefällig sein.«
    Bevor der Hermaphrodit antworten konnte, mischte sich eine breithüftige Fischersfrau ein: »Ach was, Francisca! Es gefällt dem Herrn, dass wir geboren werden, und es gefällt ihm, dass wir sterben, aber nirgendwo steht geschrieben, dass wir im Leben unsere Schönheit nicht bewahren dürfen.«
    Sie war die Letzte, von der man eine solche Aussage erwartet hätte, denn nichts an ihrem derben Gesicht mit den abgearbeiteten Zügen war schön. Beherzt griff sie nach dem Fläschchen, das die Wahrsagerin in der Hand hielt. »Viel mehr interessiert mich, ob der Trank auch wirkt. Er sieht aus wie ganz normaler Fischsud.«
    »Fischsud?« Arielle kreischte

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