Der Clan
einen Elektromotor für alle vier Räder«, sagte er als Zusammenfassung ihrer Gespräche den Nachmittag über.
»Wobei jeder Motor nur so viel Kraft entwickelt, wie gerade unbedingt nötig ist«, vollendete sie den Satz. »Jeder, der mit einer guten alten Knüppelschaltung fährt, weiß, daß man ein gut Teil der Zeit vorwärts rollt, ohne daß man eigentlich Energie verbraucht - nicht nur, wenn es bergab geht, sondern auch, wenn man auf eine rote Ampel zu ausrollt und längst den Gang herausgenommen hat. Man holt eine Menge Energie zusammen, um eine Tonne Stahl in Bewegung zu setzen und verschwendet sie wieder sinnlos beim Bremsen. Ihre Idee ist, diese kinetische Energie zum Betrieb und Wiederaufladen eines Generators zu verwenden. Mein Beitrag dazu ist die Entwicklung eines Computersystems, das laufend den augenblicklichen Bedarf an Energie berechnet und diese sofort verbraucht, so daß zum Bewegen des Fahrzeugs alle vorhandene Energie ausgenützt wird.«
»Aber vier Motoren .«, überlegte Angelo immer noch.
»Ein Fahrzeug, das rechts abbiegt«, sagte sie, »wird vom linken Vorderrad mit ein wenig Unterstützung des rechten Hinterrads bewegt. Wozu das rechte Vorderrad und das linke Hinterrad mit Energie versehen, wenn sie zu dieser Zeit überhaupt keine benötigen? Nur die Räder bekommen Energie, die ausdrücklich welche im Augenblick brauchen - abgesehen von ihrer Tragefunktion für das ganze Fahrzeug -, die anderen können ruhen, was Antriebskraft angeht. Allerdings bedarf es für diese schnell ablaufenden und ständig wechselnden Vorgänge eines Computers.«
»Und wir könnten soundsoviel Energie einsparen beziehungsweise zusätzlich gewinnen.«
»Überlegen Sie. Ein konventionelles Auto hat einen Wirkungsgrad seines Motors von gerade mal zwanzig Prozent, mehr nicht. Das ist doch Wahnsinn, wenn sich neunzig Prozent effektiv verwerten lassen.«
»Sie können einem direkt Angst einjagen, Alex.«
»Im Gegenteil, Sie machen mir angst, Sie italienischer Platzhirsch. Sie wissen ja wohl, was Ihnen für ein Ruf vorauseilt. Aber ich habe eine Überraschung für Sie. Ich bin nicht zu haben. Ich bin verliebt und in festen Händen, zu hundert Prozent. Bei Lucy.«
Er griff nach ihrer Hand. »Na ja, das macht unsere Zusammenarbeit vielleicht einfacher.«
»Möchte ich annehmen«, nickte sie. »Ich leugne nicht, daß mich die Neugier verdammt juckt. Aber ...« Sie sagte achselzuckend: »Ich meine, wenn Lucy einverstanden wäre .«
»Na, dann reden Sie doch mal mit Lucy darüber«, sagte Angelo. »Und bis dahin können wir uns weiterhin ausschließlich auf Autos konzentrieren.«
7
Am nächsten Montagmorgen warteten Len Bragg und Trish Warner bereits auf Angelo, als er das Haus verließ. Diesmal fuhr Trish einen langen schwarzen Cadillac, den sie am Flughafen in Newark gemietet hatten. Sie hatten im Holiday Inn in Fort Lee in New Jersey übernachtet und waren um vier Uhr morgens nach Greenwich losgefahren. Diesmal konnten sie den Zeitablauf nicht so ganz präzise festlegen und mußten eine ganze Weile auf den Straßen herumfahren, bis in Perinos Haus die Lichter angingen.
Als dies endlich der Fall war, konnte Len Bragg durch das Zielfernrohr des Gewehrs Perino und seine Frau im Haus herumgehen sehen.
»Großer Gott!«
Len Bragg hatte gerade noch Zeit, das Gewehr, so weit es nur ging, unter den Sitz zu schieben, als er sich im Lichtkegel eines patrouillierenden Polizeiautos fand, das hinter ihnen herangefahren war und anhielt. Der Polizist stieg aus und kam zum Seitenfenster. Trish Warner kurbelte es herunter.
»Haben Sie sich verirrt oder was?« fragte der Streifenbeamte.
»In der Tat«, erklärte sie. Sie hatte die Geistesgegenwart gehabt, einen Stadtplan von Greenwich, der neben ihr lag, auf ihrem Schoß auszubreiten. »Wir suchen die Round Hill Road.«
»Da sind Sie aber weit entfernt«, sagte der Polizist kopfschüttelnd. »Kommen Sie, ich zeige sie Ihnen auf dem Plan.«
Während er ihr den Weg erklärte, tat auch Len Bragg hochinteressiert, während er mit den Beinen kräftig gegen das Gewehr drückte, damit es nicht hervorrutschte.
»Vielen Dank auch. Jetzt finde ich den Weg.«
Gerade als sie wegfuhren, kam Angelo Perino aus dem Haus und stieg in seinen Wagen. Der Streifenwagen folgte ihnen noch eine Weile, wobei offenblieb, ob die Polizisten mißtrauisch waren oder nur sichergehen wollten, daß sie auch wirklich den richtigen Weg fanden.
»Scheißspiel, verdammtes!« fluchte Bragg. »Jetzt hat es
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