Der Clan
ihre Aufmerksamkeit zwischen der Ballerinafigur und ihrem nackten Ehemann, dem die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt waren. Ein Beistelltischchen mit einer Stehlampe gab den vorläufigen Standort für die Bronze ab.
Sie legte die Zigarette weg und griff zur Peitsche. Loren wich unwillkürlich zurück, lächelte aber trotzdem und hob ihr sein Hinterteil entgegen in der Erwartung der köstlichen Schmerzen, die sie ihm mit ihrer Peitsche verschaffen sollte. Da sauste sie auch schon hernieder und hinterließ eine weitere rote Strieme zu den vieren, die bereits vorhanden waren. Er stöhnte schmerzvoll und genußvoll zugleich. »Ohh, ohh, Schatz, o Gott. Der war aber etwas zu hart.«
»Zu schade, daß wir die Figur hier im Schlafzimmer verborgen halten müssen«, sagte sie nachdenklich, ohne auf sein Jammern zu achten.
»Nicht für immer«, sagte er.
Roberta sah auf ihn herab. Er war abstoßend. Sie fand schon lange keinen Spaß mehr daran, ihn zu fesseln, ihm Handschellen anzulegen und ihn mit der Peitsche zu züchtigen. Sie tat es nur noch, weil ihr klar war, daß sie es nicht ertragen könnte, mit ihm zusammenzuleben, wenn sie ihn nicht auf diese Weise beherrschte und dominierte.
»Betsys Flug muß gerade eben ankommen«, sagte sie. »Wir sollten sie wirklich einladen, bei uns zu wohnen. Sie ist schließlich deine Tochter.«
»Sie würde niemals eine solche Einladung annehmen«, meinte Loren. »Wenn sie statt in einem Hotel bei uns wäre, hätte sie doch keine Gelegenheit, mit Perino ins Bett zu gehen, oder mit wem sie es sonst gerade treibt.«
»Ich muß mit dir noch über die Aktionärsversammlung reden.«
Loren grinste. »Können wir das nicht später machen? Im Augenblick bin ich schließlich nicht gerade in der Position eines Vorstandsvorsitzenden, nicht?«
Roberta hob die Peitsche und hieb sie ihm über die Schultern. Er brüllte auf.
»Ich will jetzt darüber reden«, erklärte Roberta streng, »eben jetzt in deiner Lage. Weil ich dich davon abhalten will, dich selbst zu zerstören.«
Loren wand sich, verdrehte den Hals und versuchte zu sehen, ob er von dem letzten Peitschenhieb blutete.
Er blutete tatsächlich.
»Hör zu«, befahl Roberta. »Jetzt, wo Randolph wieder für die Stiftung stimmen kann, könntest du ihn auch in den Vorstand zurückholen.«
»Da hast du verdammt recht«, murmelte er.
»Ja, aber tu es nicht.«
»Was? Aber wieso denn nicht?«
»Randolph war die Marionette von Nummer eins«, sagte Roberta. »Und jetzt ist er deine. Das Gericht hat ihn rausgeschmissen und einen Konservator für ihn eingesetzt. Das kann es jederzeit wieder tun. Sein Urteil über das Geschäft mit Froelich & Green war so ungeheuer mies, daß ...«
»Meines, meinst du.«
Sie hieb ihm die Peitsche über die Beine. »Das kannst du halten, wie du willst, aber hör mir gefälligst zu, bis ich fertig bin. Tom Mason ist gar kein schlechter Mann im Vorstand. Er ist auch kein Mann, den Perino in der Tasche hat. Den Händlern gefällt es sowieso, daß einer der ihren bei uns im Vorstand sitzt. Nach einem Jahr kannst du ihn ja wieder rausschmeißen .«
»Ja, wie denn, wenn ich in diesem verdammten Vorstand gar nicht mehr die Stimmenmehrheit habe?«
»Sollst du ja auch gar nicht. Du kannst die Firma sowieso nicht mehr so autokratisch führen wie Nummer eins seinerzeit.«
»Autokratisch! Ich kann sie nicht einmal mehr irgendwie führen. Stück für Stück, kleinweise, nehmen sie sie mir weg.«
»Du magst Angelo Perino ja zwar hassen. Aber du mußt ihn intelligent bekämpfen und subtil, nicht grobschlächtig. So elegant, wie eben mit dem Anheuern dieses Professors. Dieser Weg muß Gelegenheit bekommen, zum Erfolg zu führen. Aber eine direkte Konfrontation morgen würde nur wie ein Shootout im Western verlaufen, mit dir als Verlierer.«
»Es ist mir völlig egal, wie ich ihn schlage, ob intelligent oder brutal, Hauptsache, ich schlage ihn.«
Die Aktionärsversammlung verlief für Angelo und Betsy einigermaßen überraschend. Loren beantragte selbst, der derzeitige Vorstand möge unverändert für ein weiteres Jahr wiedergewählt werden. Sie hatten sich eine harte Auseinandersetzung erwartet, die jetzt völlig ausblieb.
Nach dem Lunch traf sich der ganze Vorstand noch einmal zu einer Präsentation des Generaldirektors.
Angelo brachte dazu seine Unterlagen mit, darunter auch einige Ansichtsdiagramme.
»Die Tage des mit fossilen Brennstoffen angetriebenen Autos sind gezählt«, begann er. »Das
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