Der Clan
dessen, was du gerade gesehen hast«, erklärte ihm Loren. »Gut, vielleicht nicht der Erbe schlechthin-obwohl, warum auch nicht? -, aber jedenfalls einer der Erben.«
Nicht, daß Van diese Eröffnung besonders überrascht und er jemals etwas anderes gedacht hätte. Er nickte nur, während er einen Schluck trank.
»Da gibt es eine Tradition«, fuhr Loren der Dritte fort. »Eine Familientradition. Deine Mutter ist eine Viscountess. Anne ist Prinzessin. Ich selbst bin Vorstandsvorsitzender einer großen Firma. Unsere Familie hat also ihren Anteil an Rang und Erfolg.«
Van nickte.
»Loren, du bist der vierte dieses Namens. Es würde mich ehren, wenn du diesen Namen auch führen würdest.«
»Ich bin in Harvard als Loren eingetragen. Und meine Schecks unterschreibe ich auch mit Loren. Das andere ist eben eine Art Spitzname.«
Loren der Dritte war lächelnd ganz Verständnis. »Aber natürlich. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Wenn ich dir sagen würde, wie mich meine Schul- und Studienfreunde nannten .«
Van nahm sich einen Käsehappen. »Schade«, sagte er, »daß ich meinen Ururgroßvater nicht mehr kennengelernt habe. Ich war erst sechs, als er starb.«
»Nun, nicht alle bewunderten ihn«, meinte Loren der Dritte. »Aber das ist ja oft so bei Männern, die Großes geschaffen haben.«
»Rockefeller«, sinnierte Van. »Carnegie.«
»Ford«, ergänzte Loren. »Nummer eins, wie wir ihn nannten, konnte durchaus tyrannisch sein. Aber er war ein bedeutender Mann, kein Zweifel. Wir sollten uns geehrt fühlen, seine Nachkommen zu sein.«
Van hob sein Glas. »Auf ihn«, sagte er.
Loren der Dritte steckte sich noch einen großen Pilz in den Mund. »Ich höre«, begann er vorsichtig, »du bist eine ... enge Beziehung mit der ältesten Tochter von Angelo Perino eingegangen.«
Van nickte. »Wir mögen uns sehr, Anna und ich.«
»Das freut mich zu hören. Ich kenne das Mädchen nicht persönlich, aber wenn du mir sagst, daß sie ein ordentliches Mädchen ist, glaube ich dir das ohne weiteres. Angelo Perino ist ja auch selbst ein brillanter Mann, da kann man nichts gegen sagen. Er und ich sind zwar nicht immer einer Meinung, aber ich denke doch, es existiert ein gegenseitiger Respekt zwischen uns, der auch Meinungsverschiedenheiten aushält.«
Van schwieg und nippte nur wieder nickend an seinem Scotch.
»Aber eines bitte ich dich doch zu bedenken, Loren. Dein Ururgroßvater Loren Hardeman der Erste war ein Industrieller, der eine in der ganzen Welt geachtete Firma aufbaute. Annas Urgroßvater aber war ein Krimineller, der nach Sizilien abgeschoben wurde, weil man ihn sonst hätte ins Gefängnis sperren können. Die Familie Perino hat, wie man das nennt, Verbindungen. Damit ist gemeint, zum organisierten Verbrechen. Es ist noch gar nicht lange her, daß ich einen Privatdetektiv damit beauftragen mußte, herauszufinden, ob Angelo Perino sich nicht sittenwidriger Mittel gegen deine Mutter bedient. Die Folge war, daß dieser Mann und seine berufliche Partnerin halb totgeprügelt wurden, hier mitten in Detroit. Ich weiß natürlich nicht sicher, ob Angelo der Auftraggeber war. Aber jedenfalls ist es geschehen.«
»Mafia, meinst du?« fragte Van.
»Gut, ich sage nicht, daß Angelo Perino selbst ein Mafioso ist. Fern sei dies von mir. Aber ich denke doch, du solltest dieser Möglichkeit gewärtig sein. Davon einmal ganz abgesehen, hoffe ich doch, daß du dir in Ruhe überlegst, ob es angemessen ist, daß der Sohn von Max van Ludwig und der Viscountess Neville, Erbe des Namens Hardeman und von dessen Ruf, eng und intim mit jemandem des Namens Perino verbunden wäre. Ich überlasse es natürlich dir, und ich bin überzeugt davon, daß das Mädchen selbst anständig ist. Italienische Familien bringen immer wieder Engel als Töchter hervor.«
5
Robert Carpenter stieg aus seiner Unterhose und begab sich hinauf auf Amandas Modellpodium. Sich ihr als Aktmodell zur Verfügung zu stellen, war ihm als die einzige Möglichkeit erschienen, möglichst rasch in intime Nähe von Cindy Perino zu gelangen. Er hatte mit Amanda einen Preis von 18 000 Dollar für das Bild vereinbart. Loren Hardeman hatte diesen Betrag ausdrücklich genehmigt. Das Bild sollte damit den Gegenwert seines Honorars für zwei weitere Monate Routinearbeit und für seine, über die eigentliche Pflicht hinausreichenden, Bemühungen darstellen.
Er war überaus verlegen - in einem Maße, daß er sich nicht sicher war, mit der Situation auch fertig zu werden. Er
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