Der Clan
das Bett.«
Cindy richtete sich auf den Ellenbogen auf und betrachtete sein nüchtern-sachliches Gesicht. »Sag mir, wer du wirklich bist, Bob. Mach mir nichts vor. Ich kann es in einer Stunde selbst herausfinden, wenn ich will. Aber ich möchte es von dir selbst hören. Ein Bootsmakler bist du jedenfalls nicht.«
»Mein Vater war einer«, gestand er, »und ein verdammt guter dazu. Ich bin Kunstprofessor geworden, weil es zum Künstler selbst nicht gereicht hat. Ich habe genug Geld geerbt, daß ich es mir leisten kann. Amandas Sachen gefallen mir wirklich. Ich habe nur etwas Angst davor, wie sie mich auf diesem Bild zeigen wird. Sie blickt durch mich hindurch und porträtiert mich als Betrüger. Sag, Cindy ... wo ist dein Mann?«
»Warum fragst du das?«
»Ich kann Amanda jeden Werktag Modell stehen, und wir könnten anschließend jeden Abend in der Woche Zusammensein.«
»Angelo ist in Deutschland. Er kommt am Freitag abend zurück.«
»In Deutschland? Er kommt rum in der Welt, wie?«
»Batterietechnologie«, sagte Cindy.
1992 1
Im März 1992 begannen die Test zur Erprobung der Wirksamkeit batteriebetriebener und vom Computersystem McCullough gesteuerter Elektromotoren. Die ersten 000 waren noch einfache StallionChassis ohne Karosserie und Motor, lediglich mit starken Elektromotoren an jedem der vier Räder. Die Batterien dafür waren zusammengeschaltete Blocks von je 20 normalen, handelsüblichen Autobatterien, geordert in großen Mengen von einem normalen Versandhaus. Die Fahrzeuge umrundeten die Testbahn mit etwa 50 Stundenkilometern Geschwindigkeit. Den Grad der Entladung der Batterien dabei registrierten Meßgeräte, die von den Batterien zu den Rädern führten.
Beim ersten Test gelang es dem Computersystem, 78 Prozent der Batterieenergie auf die Räder zu übertragen - dies war bereits eine immense Verbesserung der Energieausnutzung im Vergleich zu den besten Wirkungsgraden von Verbrennungsmotoren.
Dann wurden die Testfahrzeuge mit Karosserien des Stallion S aus dem leichten Epoxidharzkunststoff versehen und die Rücksitze mit Batterien vollgepackt. Die schlanken, windschlüpfrigen Karosserien verbesserten den Wirkungsgrad so beträchtlich, daß ein Batteriensatz nun über die Computer-Energiesteuerung für fast fünfundzwanzig Fahrtmeilen reichte - gegenüber zuvor nur achtzehn oder neunzehn der Fahrten mit den bloßen Chassis.
Doch die Beschleunigung ließ zu wünschen übrig. Die Batterien gaben ihre Energie sehr gleichmäßig ab und konnten keine plötzlichen Kraftschübe liefern. Es war auch keine Eösung, den gesamten Rücksitz mit ihnen vollzupacken und das Fahrzeug damit eine Tonne schwerer zu machen.
Trotz der starken Sicherheitsvorkehrungen um das ganze Testgelände herum gelang es einigen »Paparazzi« trotzdem, Fotos von den reinen Chassisfahrten mit den Batteriesätzen auf Sperrholzplatten hinter dem Fahrer zu machen und ebenso von den Fahrten mit der Karosserie des Stallion S und den Batteriepackungen auf den Rücksitzen. Und schon hatte der 000 seinen Spitznamen in der Presse weg: Oh, oh, oh!
2
Im Mai flog Betsy wieder zu einer Vorstandssitzung von London nach Detroit. Ihr Vater lud alle Vorstandsmitglieder anschließend in sein Haus zu einer Cocktailparty ein. Alle erschienen: Betsy, Angelo, Tom Mason und natürlich er selbst und Roberta. Cindy war ebenfalls eingeladen worden, hatte aber abgelehnt, ebenso Van, der sich mit seinen bevorstehenden Examen entschuldigte, die keine Abwesenheit von Harvard zuließen. Peter Beacon hingegen, immer noch Vizepräsident von XB Motors für den Bereich Technik, war mit seiner Frau ebenso anwesend wie James Rudolph als Direktor der Hardeman-Stiftung.
Man gab sich allseits freundlich und herzlich, trotzdem war nicht zu übersehen, daß die Gäste offenbar alle entschlossen schienen, sich gegenseitig auf Distanz zu halten. Selbst Betsy schien dies mit Angelo zu praktizieren.
Loren allerdings hatte Robertas Rat befolgt, die Distanz zwischen sich und seiner Tochter abzubauen. Er sprach ruhig und sachlich mit ihr und vermied jedes Thema, das sich nicht um ihren Mann und ihre Kinder drehte.
»Wie ernsthaft«, fragte er beispielsweise, »ist eigentlich diese Beziehung zwischen Loren und Anna Perino?«
»Nun, wohl so ernsthaft, wie sie in diesem Alter nur sein kann. Er ist zwanzig, sie siebzehn. Ich bin sicher, sie haben noch nicht miteinander geschlafen.«
»Ihr Vater würde ihn umbringen.«
»Ach, da habe ich meine Zweifel. Ich habe allerdings
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